Zeitz Zeitz: Friseurbesuch wird bald teurer

Zeitz/MZ - Schicksein wird vermutlich teurer. Wer künftig den Service des Friseurhandwerks nutzt, muss aller Wahrscheinlichkeit nach tiefer in die Geldbörse greifen. Das deutet sich zumindest nach einer Umfrage der MZ in Friseurgeschäften in und um Zeitz an. Nachdem sich der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf die schrittweise Einführung eines Mindestlohnes von 8,50 Euro pro Stunde geeinigt haben, halten Unternehmer Preiserhöhungen für unvermeidbar. Wie hoch die ausfallen, das vermochte aber noch niemand zu sagen. „Das müssen wir erst durchrechnen“, sagte zum Beispiel Jens Kühn, Geschäftsführer des Friseursalons „Joli“ in Bornitz. Der 41-jährige Unternehmer fürchtet sogar, dass die Einführung des Mindestlohnes und damit verbundene Preiserhöhungen kleineren Geschäften das Genick brechen könnten. Denn Kühn fürchtet einen Verlust an Kunden. Gleichzeitig hoffe er aber, dass die Kunden Verständnis für die Friseure aufbringen. Schließlich halte er es für gerechtfertigt, gute Arbeit auch dementsprechend zu entlohnen. Antje Salzmann, Inhaberin des Friseursalons Antje und Verena am Hüterplan in Osterfeld, sieht es ähnlich. „Um Preiserhöhungen werden wir nicht herumkommen.“ Dass ihr damit die Kunden abspringen, glaube und hoffe sie allerdings nicht. Schließlich gehe sie davon aus, dass es in der ganzen Branche Erhöhungen geben werde. „Wo also sollen die Kunden hin?“, fragt sie.
Anja Rollow vom Reudener Salon „Beauty & Hair“ ist nicht nur Friseurmeisterin, sondern auch Arbeitgeberin. Sie befürwortet die Regelung generell. Denn: „Es kann nicht sein, dass jemand, der zu Hause sitzt, mehr Geld raus hat, als jemand, der 32 Stunden oder mehr arbeiten geht.“ In ihrem Salon zahlt sie einen Grundlohn der plus Provision bei 6,50 Euro liegt. Sie werde daher die Preise relativ konstant halten können. Und sie sagt, dass die Leistung, die bei ihr geboten wird, auch Qualität habe. Von Dumpingpreisen hält sie daher nichts und meint auch, dass diese nach der Regelung sicher kein Salon mehr anbieten kann. „Sicher werden die Preise bei einigen etwas angehoben werden, aber nicht so extrem, es wird sich regulieren“, meint Rollow. Es habe sie als Unternehmerin schon immer geärgert, dass es zwischen Ost und West so eine Spanne gibt. Schließlich bezahle man für die Produkte überall das gleiche und dennoch kostet in vergleichbaren Orten in den alten Bundesländern ein Haarschnitt um die 40 Prozent mehr als hier. „Das heißt, wir haben auch eine geringere Gewinnspanne hier. Es wird langsam Zeit für einen Mindestlohn“, sagt Rollow.
Sven Lautschläger glaubt wie andere, dass es Preissteigerungen geben wird: „Anders geht es gar nicht.“ Lautenschläger, 45, ist nicht nur Unternehmer, er ist auch Obermeister der Friseurinnung Zeitz. Und als solcher hat er die Befürchtung, dass am Ende in einigen Betrieben Arbeitsplätze abgebaut werden. Und daraus könnte sich wieder Schwarzarbeit entwickeln, wenn gekündigte Friseure versuchen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten oder zumindest aufzubessern. Er hoffe jedoch, dass die Kunden Verständnis für die Entwicklung und ein Einsehen haben, wenn die Leistungen der Friseure besser honoriert werden. Mit dieser Hoffnung rennt Lautenschläger bei Bärbel Friedrich aus Zeitz offene Türen ein. „Die Friseure sollen für ihre Arbeit auch vernünftig verdienen“, sagt sie. Bärbel Friedrich gehe zwei- bis dreimal im Jahr zum Friseur. „Wenn ich dann fünf Euro mehr bezahlen muss als bislang, ist das kein Problem“, sagt sie.