Zeitz: Zeitz: Erinnerungen an früher

Zeitz/MZ. - Nur einen Steinwurf weiter steht sein ehemaliges Zuhause. "Über der Mohren-Apotheke habe ich von 1942 bis 1965 gewohnt", erzählt der Senior. Aus diesem Grund fühlt er sich mit der Stadt an der Weißen Elster immer noch verbunden. Erinnerungen werden wach.

"Am 30. November 1944 wurden wir ausgebombt. Von dem historischen Haus blieb nur noch die Fassade übrig. Meine Mutter hat das Gebäude nach dem Krieg wieder aufgebaut", erzählt Peter Umnuß. Zum Glück hätten die Bewohner damals in den unterirdischen Gängen Zuflucht gesucht. "Wir waren zwei Etagen tief im Keller und bewegten uns in Richtung Markt. Die ganze Stadt war unter Nebel, nur noch die Türme von Michaeliskirche, Rathaus und Gewandhaus schauten heraus", berichtet Umnuss. Er war damals gerade sechs Jahre alt. Bei jenem Bombenangriff wurde auch der jetzige Altmarkt getroffen, ging das Mosaik vom Heiligen Michael kaputt. Doch diese Erinnerungen sind weit weg. Wenn er heute seine alte Heimat besucht, denkt er kaum noch daran. Vielmehr ist er an der Geschichte der Apotheke interessiert.

"Nach der Wende haben wir mit Freude die Renovierung der Mohren-Apotheke verfolgt und dann einfach mal an der Tür geklingelt", erinnert sich das Ehepaar. Auch beim Besuch am Dienstag stehen sie wieder vor dem Mohren. Apothekerin Elke Starke-Kreil nimmt sich spontan ein paar Minuten Zeit. Sie hat sich mit der Geschichte beschäftigt und mit einer Doktorarbeit über die "Geschichte der Apotheken der Stadt Zeitz" promoviert. Zahlen über ihre Apotheke kennt sie aus dem Effeff. "Lieselotte Umnuss pachtete 1942 von Apotheker Carl Frommann die Mohren-Apotheke. Nach dem Bombenangriff war sie bis Mai 1945 geschlossen", erzählt die heutige Besitzerin. Bis 1948 führte die Mutter von Peter Umnuß die Einrichtung, wurde aber 1948 von Apotheker Hans Frommann gekündigt. Bis zur Eröffnung der Sertürner Apotheke am 1. Juli 1949 war Lieselotte Umnuss in der Schwanenapotheke, führte dann bis zum Rentenalter die Sertürner-Apotheke mit ihren Außenstellen in der Rahnestraße (später Poliklinik) und am Schützenplatz. 1983 verstarb Lieselotte Umnuss in Theißen.

"Mir macht es Spaß, die Geschichte der Zeitzer Apotheken aufzuarbeiten. Meine Recherchen reichten dabei bis ins Mittelalter, genauer gesagt bis zum Jahre 1470", fährt Elke Starke-Kreil fort. Besonders fündig wurde sie dabei im Zeitzer Kirchenarchiv. Eine nette Reise in die Vergangenheit. Doch eigentlich wollte Familie Umnuß zum MZ-Ferienspaß. "Ich stamme zwar aus Zeitz, ging hier zur Schule, doch auf dem Rathausturm war ich noch nie. Ich bin vor allem von der herrlichen Aussicht begeistert", sagt Iris Umnuss und genießt den Blick aus 52 Meter Höhe.