Zeitz Zeitz: Bussard greift Jogger an
ZEITZ/MZ. - Lautlos nähert er sich von hinten, peilt den Störenfried an und zieht haarscharf über dem Kopf des Angegriffenen wieder nach oben. Mehrere Jogger erlebten in der vergangenen Woche diese Drohgebärde eines Mäusebussards im Zeitzer Tiergarten, einem Waldstück in der Stadt im Burgenlandkreis. Verletzt hat er niemanden, aber sein Revier markiert der Bussard deutlich mit den sich häufenden Anflügen.
Der Zeitzer Georg Stibale hat die Bekanntschaft des Bussards schon vor zwei Jahren gemacht. "Man kann den Kopf nicht einziehen oder sich ducken, er kommt lautlos", erzählt er, "man spürt den Luftzug im Nacken, und dann zieht er wieder hoch". Stibale erinnert sich, wie er beim ersten Mal einen Ast mit Blättern in die Hand nahm und damit weiterlief - als Schutz.
Die Attacken finden nur in einem bestimmten Bereich statt. Stibale zeigt den Pfad, der vom Hauptweg abzweigt. Einige hundert Meter weiter hat der Greifvogel seine Einflugschneise. Spaziergänger lässt er in Ruhe. Wie Christa und Horst Schmidt. "Er segelte über uns, flog uns aber noch nie an", so Horst Schmidt.
Die Stadtverwaltung Zeitz hat Erfahrungen mit aggressiven Tieren. So verteidigte schon Schwan Werni sein Revier so vehement, dass ein Weg am städtischen Schwanenteich vorübergehend gesperrt werden musste. So weit will die Stadt im Tiergarten nicht gehen. Aber in der kommenden Woche werden Hinweise angebracht.
Die Bussard-Angriffe seien "kein übliches Verhalten", erklärt Gunthard Dornbusch von der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby. "Zu bestimmten Zeiten sind sie vielleicht aggressiver, wenn sie ihren Horst verteidigen. Aber dann kann das nur durch bestimmte Verhaltensmuster ausgelöst sein. Welche, kann ich so nicht sagen." In Sachsen-Anhalt kennt er kaum ähnliche Fälle. Ende Juni, Anfang Juli, wenn die Jungen das Nest verlassen, sei es mit den Angriffen ohnehin vorbei, so Dornbusch.
Rolf Hausch von der Unteren Naturschutz- und Forstbehörde des Burgenlandkreises erinnert sich an einen früheren Fall in Zeitz. Mitte der 90er Jahre griff ein Mäusebussard eine Joggerin an. Warum gerade Läufer oder Radler, da kann Hausch nur spekulieren. Ein Dutzend Fälle sind bundesweit in den letzten Jahren jeweils dokumentiert. Etwa die Hälfte endete blutig.
Ob es am Lauftempo, der Farbe der Bekleidung oder den Geräuschen liegt - da will er keine Vermutung anstellen. Hausch rät zu Vorsicht. "Wenn bekannt ist, dass ein Mäusebussard sein Revier und seinen Horst verteidigt, dann muss man umsichtig damit umgehen. Vielleicht sollten die Jogger dann eben mal eine andere Runde laufen." Für ihn und seine Mitarbeiter gehört der Umgang mit Greifvögeln zum beruflichen Alltag, etwa wenn sie die Tiere beringen. "Da hat es noch nie etwas gegeben."