Wenig Dankbarkeit für Ehrenamtler Zeitz: Bedürftige beschimpfen Tafel-Mitarbeiter

Zeitz - Mitarbeiter der Zeitzer Ausgabestelle der Tafel des Christlichen Jugenddorfwerkes (CJD) sind zunehmend Anfeindungen ausgesetzt. Das ärgert nicht nur die zuständige Koordinatorin Sabine Schätzke, sondern vor allem ihre Mitarbeiter, die dreimal pro Woche Lebensmittel an Bedürftige ausgeben.
Nicht alle Frauen und Männer, die fast geschenkt Waren vom CJD in Empfang nehmen, zeigen nach den Worten von Sabine Schätzke Dankbarkeit. Immer wieder werde geschimpft, weil Leute meinen, ihre Warenwünsche müssten besser oder überhaupt erfüllt werden. Es werde kritisiert, dass Waren fehlen würden.
Tafel in Zeitz: Kunden fordern Mitarbeiter auf, schneller und mehr zu arbeiten
Es gehe sogar so weit, dass Mitarbeiter bösartig aufgefordert werden, schneller, mehr und besser zu arbeiten, damit die Regale in der Ausgabestelle besser gefüllt seien. Es soll auch bereits Beschwerdebriefe an die Stadtverwaltung gegeben haben oder an übergeordnete Stellen der in Zeitz tätigen Mitarbeiter des CJD.
Sabine Schätzke weist allerdings die Kritiken zurück. Ihre Mitarbeiter, sagt sie, tun das, was möglich ist, um die Regale der Ausgabestelle zu füllen. Allerdings dürften die Menschen, die die Unterstützung des CJD in Anspruch nehmen, die Ausgabestelle nicht mit einem Supermarkt verwechseln. „Wir sind nicht zur Grundversorgung da, sondern geben nur Unterstützung“, sagt Sabine Schätzke.
Tafel wehrt sich gegen Vorwürfe: „Wir sind kein Supermarkt“
Das wird den Bedürftigen nun auch mit fast gleichen Worten auf einer Tafel auf dem CJD-Gelände mitgeteilt. Die Ausgabestelle lebe von Spenden.
Die Zuwendungen, so Sabine Schätzke, kommen zum Beispiel von Supermärkten aus der Region, aber auch aus Sachsen und Thüringen, die Waren abzugeben haben. Allerdings unterliege sowohl die Menge als auch die Zusammensetzung der Spenden Schwankungen.
Da könne es eben schon mal vorkommen, dass in der Ausgabestelle mehr Frischware wie Joghurt, abgepackte Wurst oder Käse vorhanden ist, mal mehr Obst und Gemüse. Dazu komme, so Schätzke, dass spürbar sei, dass Märkte heutzutage bei ihren Waren knapper oder treffsicherer kalkulieren und am Ende weniger Produkte übrig bleiben, die den Tafeln gespendet werden. Das könne aber keinem Marktleiter zum Vorwurf gemacht werden, schließlich gehe es am Ende um Geld.
Wann an der Tafel in Zeitz nun Schwerbehinderte, Schwangere und Senioren Vorrang haben
Um vor Ort einen weiteren Streitpunkt zu schlichten, sind für die Öffnungszeiten neue Regeln in Kraft getreten. Neu ist, dass freitags die Öffnungszeit von 9.30 bis 11 Uhr zunächst Schwerbehinderten, Schwangeren und Menschen ab 65 Jahre vorbehalten ist. Kommen andere bedürftige Personen, müssen sie dem speziellen Personenkreis Vorrang gewähren.
Außer freitags hat die Ausgabestelle montags und mittwochs von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr geöffnet. Insgesamt, so die Koordinatorin, nutzen aus der Region etwa 320 sogenannte Bedarfsgemeinschaften die Angebote der CJD-Tafel. Das sind etwa 650 Menschen. Etwa 200 davon sind Kinder.
Tafel in Zeitz bekommt dank Spenden neues Fahrzeug
Lebensmittel werden nicht nur in der Freiligrathstraße ausgegeben, sie werden bei Bedarf auch zu Bedürftigen gefahren. Und die Touren werden in absehbarer wieder mit mehr Sicherheit gefahren. Denn der altersschwache Kühltransporter, mit dem CJD-Mitarbeiter jetzt Waren aus Supermärkten holen, beziehungsweise ausfahren, kann vermutlich im Herbst ersetzt werden.
Die Summe der Spenden, die das CJD erhalten hat, ermöglicht die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs. Es ist laut Schätzke bereits bestellt. Unterstützung kam unter anderem von Privatpersonen, von Supermärkten und Supermarktketten - zum Beispiel über Sammelaktionen an Pfandautomaten.
Bürger, die das Angebot der Tafel nutzen möchten, benötigen einen Sozialpass. Für einen Besuch bei der Tafel müssen Erwachsene einen Euro zahlen, Kinder 50 Cent. Die Einnahmen dienen unter anderem der Finanzierung der Stromkosten, die zum Beispiel mit dem Betrieb von Kühlgeräten entstehen. (mz)