Zeit für Madagaskar, die Enkel und Bücher
Zeitz/MZ. - Es ist eine sicher nicht alltägliche Staffelstabübergabe, die am Donnerstag stattfand. Dr. Klaus-Jürgen Melzer, seit über 20 Jahren für viele Zeitzer ein Arzt des Vertrauens, genießt tatsächlich von heute an die Freuden des Ruhestandes. Sein Sohn Dr. Frank Melzer öffnet am Freitag zum ersten Mal die Praxis. Der 41-Jährige ist wie sein Vater Urologe, widmete aber auch seiner chirurgischen Ausbildung viel Zeit. Bei der Entscheidung, diesen Beruf zu ergreifen, meint er, habe sicher, zumindest unterschwellig, der Beruf des Vaters eine Rolle gespielt. Schließlich sei auch ein Bruder Mediziner. Allerdings sei die Medizin auch ein faszinierendes Betätigungsfeld. Studiert hat Melzer junior in Jena, war dann in Gera, machte in Zeitz die chirurgische Facharztausbildung und war die letzten beiden Jahre Oberarzt in Weißenfels. Eine sehr interessante Zeit sei das gewesen, meint er, ein angenehmes Klima, er habe viel operiert. Dass er neben der Urologie auch Chirurgie-Fachmann ist, könne den Patienten nur zugute kommen. Die Bedingungen, betont er, seien mit der Anbindung an das Klinikum in Zeitz einfach ideal.
Die letzten vier Wochen arbeiteten Vater und Sohn gemeinsam in der Praxis. Einarbeitung für den Sohn, Abschied für den Vater. Seit 1983 kam Melzer senior jeden Donnerstag ab 17 Uhr nach Zeitz. Open end, wie er lachend sagt. Manche Patienten kennt er aus der damaligen Zeit, noch im Keller des alten Krankenhauses. Am 1. Oktober 1991 wurde dann die Praxis eröffnet. Und für diese gut 13 Jahre gelte, dass es eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus war, sagt er, sehr positiv auch für die Patienten - mit kurzen Wegen.
Klaus-Jürgen Melzer blieb eher zufällig hier hängen. In Jena, auf dem Treck aus Pommern mitten im Bombenangriff. So kam er nach Eisenberg. Ging dann in Zeitz zur Schule - und blieb hier. Seine Frau ist Zeitzerin. Studiert hat Melzer in Halle, fing 1965 in Gera, wo er heute auch lebt, an zu arbeiten. Erst als Chirurg, dann als urologischer Facharzt. Nach 40 Jahren jetzt der Ruhestand. Ruhestand? Er will sich jetzt dem widmen, was bis dato zu oft zu kurz kam, der Kultur zum Beispiel. Lesen will er, richtig Französisch lernen und einen Computerkurs belegen. Und natürlich noch mehr Zeit für sein großes Hilfsprojekt für die Klinik in Tuléar auf Madagaskar haben. Und dann sei da noch der Garten, meint er, die Familie. "Die Enkel, der Hund", ergänzt sein Sohn.