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Zehn Jahre Mohrenapotheke Zehn Jahre Mohrenapotheke: Leben ins Denkmal gebracht

Von Angelika Andräs 02.05.2002, 17:45

Zeitz/MZ. - Das erste bezugsfertige Zimmer war die Speisekammer. Mit Feldbett und Schreibtisch. Kein Problem auch das. Denn wenn man ein Ziel hat, wird man auch mit den Unbilden auf dem Weg dahin fertig. Und außerdem sind solche Episoden heute Anekdoten. Im Januar 1992 zog Elke Starke, heute Elke Starke-Kreil, nach Zeitz in die Brüderstraße 20. Seit fast zehn Jahren führt sie dort die "Privilegierte Obere Apotheke zum Mohren", die schon 1639 gegründet wurde. Und arbeitet und lebt, jetzt mit ihrer Familie, in einem Denkmal. In einem Haus voller Leben.

Geboren wurde sie in Ludwigshafen am Rhein. Nach Grundschule und Abitur studierte sie Pharmazie in Mainz. Ganz einfach ist diese Ausbildung nicht: Mehrere Prüfungsabschnitte, praktische Ausbildung und verschiedene Praktika absolvierte sie bevor ihr am 25, Mai 1988 die Approbation erteilt wurde. Und obwohl sie recht interessante Arbeitsstellen fand, wollte sie doch nach ein paar Jahren ihre eigene Apotheke - und nach Zeitz.

Dahin, erzählt Frau Starke-Kreil, habe sie ja immer gute Kontakte gehabt. Schließlich waren ihre Großeltern Zeitzer. Doch die Mohrenapotheke sah, als sie sie kaufte, sicher nicht wie eine schöne Kindheitserinnerung aus: Risse und offene Stellen im Mauerwerk, der Putz rieselte, nackte Balken, der Schuttberg im Garten wuchs ihr buchstäblich über den Kopf. Ein bisschen blauäugig habe sie ja gebaut, meint sie heute rückblickend, aber lachend. Zuerst wurde natürlich im Erdgeschoss die Apotheke eingerichtet. Da mussten Wände raus, Decken rein. "Und dann reichte das Geld nicht mehr für die Wohnung", sagt Frau Starke-Kreil. So baute sie halt Schritt für Schritt, Stück für Stück. Inzwischen hat sie sich, natürlich mit Hilfe von Freunden und Bekannten und vor allem mit ihrem Mann Thomas Kreil, vom Erdgeschoss bis zum Boden gearbeitet. "Es ist halt ein altes Haus", sagt sie. Wie schön es ist, muss sie nicht sagen, das sieht man. Zwischen Stuckdecken und richtig gediegenen Möbeln, die sich beide nie einer Norm anpassen ließen, ist Leben pur. Das vor allem, seit 1999 und 2001 die Töchter Katharina und Elisabeth geboren wurden.

Obwohl immer zu tun ist und auch noch Zeit für Familie und Freunde bleiben sollte, absolvierte die gestandene Apothekerin noch Weiterbildungen. Um noch besser für ihre Kunden da sein zu können. Nachdem sie 1997 ihre Anerkennung als Fachapothekerin für Offizinpharmazie erhalten hatte, schloss sie Ausbildungen für Ernährungsberatung und Diabetes ab. Wer sie als Frau Apothekerin kennt, weiß nicht nur ihre offene, lockere Art zu schätzen, sondern auch ihre gute Beratung und manchen Tip. Seit fast zehn Jahren. Denn genau am 17. Juni 1992 konnte sie ganz offiziell die Tür ihrer Apotheke öffnen. Seitdem stehen Blumenkübel vor der Brüderstraße 20 und ein schwarzer Mann im Haus. Der Mohr. Er ist das Wahrzeichen der ältesten Apotheke der Stadt und symbolisiert den Handel mit Gewürzen und Spezereien aus fernen Ländern. Unter seinem Blick kümmern sich ein halbes Dutzend Mitarbeiter um das Wohl der Patienten und Kunden. Weil sie selbst die älteste Zeitzer Apotheke führt und Apothekengeschichte überhaupt etwas sehr Interessantes ist, vor allem wohl aber, weil Frau Starke-Kreil eine ziemlich agile, muntere Person ist und voller Ideen steckt, hat sie jetzt noch eine Riesenarbeit in Angriff genommen. Sie arbeitet die Apothekengeschichte von Zeitz auf.