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Wohnungsbaugesellschaft Zeitz Interview mit neuem Geschäftsführer: So könnte sich Wohnungsmarkt in Zeitz entwickeln

Geschäftsführer Sven Weißbrodt will eigene Akzente setzen. Warum die wirtschaftliche Stabilität der Zeitzer Wohnungsbaugesellschaft als kommunaler Vermieter Priorität hat.

19.05.2023, 08:00
Die Kramerstraße 1  bis 4 gehört jetzt der Zeitzer Wohnungsbaugesellschaft  WBG. Die Häuser werden zusammen mit dem Eckkomplex (rechts) Roßmarkt 13/13a   saniert. Hier entsteht auch ein Ärztehaus.
Die Kramerstraße 1 bis 4 gehört jetzt der Zeitzer Wohnungsbaugesellschaft WBG. Die Häuser werden zusammen mit dem Eckkomplex (rechts) Roßmarkt 13/13a saniert. Hier entsteht auch ein Ärztehaus. Foto: Angelika Andräs

Zeitz/MZ - Wie geht es weiter mit dem Wohnen in Zeitz? Eine Frage, in die die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) Zeitz als kommunaler und einer der größten Vermieter in der Stadt - mit ihrem neuen Geschäftsführer Sven Weißbrodt - entscheidend eingebunden ist.

Nicht zuletzt auch deshalb, weil die WBG große Objekte kauft und saniert und viele umfangreiche Projekte für die Stadt übernimmt. Wie es nach dem Wechsel in der Führungsetage der WBG aussieht, was wichtige Vorhaben sind und wie sich der Wohnungsmarkt in Zeitz entwickeln könnte, wollte Angelika Andräs vom neuen Geschäftsführer Sven Weißbrodt wissen.

Sie sind jetzt die ersten Monate als Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Zeitz tätig. Wie sind Sie angekommen, angenommen?

Weißbrodt: Ich bin gut angekommen und gehe davon aus, dass ich auch gut angenommen werde.

Ihre Voraussetzungen sind ja bestens, sowohl als Fachmann für Wohnungswirtschaft als auch als langjähriger Stadtrat: Geht es da für Sie vor allem darum, die WBG auf Kurs zu halten oder wollen Sie eigene Akzente setzen – und wenn ja, welche?

Weißbrodt: Natürlich möchte ich auch eigene Akzente setzen und tue dies bereits an vielen Stellen in der Führung der täglichen Arbeit, der Verschlankung von Prozessen, der Verbesserung der Einnahmen, Senkung der Ausgaben etc. Oberste Priorität hat aktuell die Stärkung der wirtschaftlichen Situation der WBG, damit diese auch in den Folgejahren zuverlässig ihre Aufgaben erfüllen kann.

Welche Projekte haben Sie übernommen oder schon begonnen – und wie laufen die?

Weißbrodt: Übernommen habe ich etliche Projekte, sei es die Sanierung des Gründerzeitobjekts August-Bebel-Straße 48, die Entwicklung des innerstädtischen Wohnhauses Kramerstraße 19/20 zum seniorengerechten Wohnen und der Ausbau des Ärztehauses Roßmarkt/Kramerstraße, welche derzeit in vollem Gange sind. Darüber hinaus steht natürlich nach wie vor das Großprojekt Rahnestraße 6/7 im Raum. Hier arbeiten wir und unsere Partner immer noch an der doch etwas schwierigen Beantragung und Bewilligung der Fördermittel. Die umfangreiche Sicherung des benachbarten Wohnhauses Rahnestraße 8 ist derzeit planmäßig in der Abarbeitung.

Sven Weißbrodt ist jetzt Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft (WBG) Zeitz.
Sven Weißbrodt ist jetzt Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft (WBG) Zeitz.
Foto: René Weimer

Das sind alles entscheidende Projekte für die Stadtentwicklung in Zeitz. Wo sehen Sie die WBG in der Zeitzer Stadtentwicklung?

Weißbrodt: Künftig wollen und müssen wir die Entwicklung im Stadtteil Zeitz-Ost und der Sanierung der dort befindlichen Plattenbauten wieder stärker in den Focus rücken. Dort gibt es inzwischen einen gewissen Nachholbedarf. Natürlich wollen und werden wir auch weiterhin unseren Beitrag in der Altstadt und im Gründerzeitviertel leisten.

Welche Herausforderungen sehen Sie in der Stadtentwicklung in Zeitz und natürlich als Großvermieter?

Weißbrodt: Die großen Herausforderungen sehe ich in der demografischen Situation in Zeitz mit einem hohen Altersdurchschnitt, in den extremen Erhöhungen der Energiekosten, der Materialpreise und der Baukosten sowie in der aus meiner Sicht völlig unzureichenden Arbeit des Gesetzgebers gerade hinsichtlich Heizungserneuerung etc. Die daraus resultierenden Mehrkosten für die WBG können wir auf Grund des in Zeitz bestehenden Mietermarktes nicht ansatzweise in die Miete einpreisen.

Zeitz und der Wohnungsmarkt: Wie schätzen Sie das ein? Müsste hier etwas geschehen, welches Potenzial ist vorhanden, wo müsste man umdenken?

Weißbrodt: Der Wohnungsmarkt ist nach wie vor schwierig, insbesondere durch den hohen Leerstand. Hier muss gerade im Gründerzeitviertel umgedacht werden. Wir werden nicht jedes Haus retten können. Es ist meines Erachtens wichtig, die geschlossenen Straßenzüge teilweise zu öffnen, um den Zugang zu den oftmals sehr großzügigen Höfen und Gärten hinter den Häusern zu öffnen. Es wird auch ein hohes Maß an Rückbau erforderlich sein. Leider sprechen die derzeitigen Förderrichtlinien und Eigentumsverhältnisse oftmals dagegen.

Vermutlich denken aber nicht alle so. Allerdings bleibt Leerstand schon noch ein Problem in Zeitz, oder?

Weißbrodt: Mir ist bewusst, dass es hier auch andere Meinungen gibt, aber ein Blick in August-Bebel-Straße, Mittelstraße, Hospitalstraße etc. zeigt, dass ein hoher Leerstand herrscht. Daran ändert auch die momentan etwas bessere Situation auf Grund der hohen Zahl der geflüchteten ukrainischen Menschen nichts.