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Wohnen im verträumten Dorf

Von Klaus-Dieter Kunick 30.10.2006, 17:14

Mahlen/MZ. - "Hier wohnt es sich ausgesprochen angenehm und ruhig. Es gibt nette Leute und alle sind freundlich." Ilona Köhler schwärmt geradezu von ihrem Dorf Mahlen. Es gebe vor allem viele Ältere hier, aber neuerdings auch ein paar Kinder. "Ganz sterben wir damit noch nicht aus", scherzte sie ein wenig. Die 53-Jährige wohnt seit 32 Jahren hier.

An dem kleinen Ort, kurz hinter Kayna gelegen, dürften die meisten hingegen wohl vorbeifahren. Abseits der Straße nach Pölzig ist das Dorf eingebettet in Wiesen und Felder. In der warmen Jahreszeit machen sich viele in ihren Gärten oder am Haus zu schaffen. Und im Winter? "Was will man da schon groß machen", meint Günter Kruse. In der kalten Jahreszeit bastele er weiter an seiner Windmühle. Zwei seien bereits fertig gestellt, die er rings um ein kleines Biotop gruppierte. Der 58-Jährige interessiere sich nun einmal für Mühlen. 1994 sei er aus Kretzschau hierher gezogen und wohne mit seiner Frau im elterlichen Haus. Angesprochen auf die himmlische Ruhe meinte Kruse, der einst im Bergbau arbeitete, nur kurz und bündig: "Ich vermisse hier nichts."

Auf seinem Grundstück werkelte auch Lothar Kriebitzsch (62). Er nutze das kleine Häuschen vorrangig vom Frühjahr bis zum Herbst. Ansonsten wohne er nämlich in Gera. Die Decken seien zu niedrig, um darin dauerhaft zu wohnen, meinte er. Aber so als Wochenendhaus könne man es durchaus nutzen. Früher sei es das Gemeindehaus gewesen, welches seine Eltern dann abgekauft hätten. Zu tun habe er auf alle Fälle immer, wie vor kurzem mit dem Rasenmähen.

"Wir wohnen 60 Jahre hier", plauderte Marianne Reichardt (85). Schon die Großeltern ihres Ehemanns hätten in diesem Haus, das natürlich unter Denkmalschutz stehe, gelebt. Sie bedauerte, dass kein Geschäft im Ort sei, in dem man ein paar Lebensmittel kaufen könne. Früher sei ab und an noch ein rollender Laden vorbeigekommen, doch das sei nun auch vorbei. Eine große Hilfe sei ihnen Tochter Martina, die regelmäßig aus Altenburg komme und sie unterstütze. Auch die Enkelin und der Urenkel würden oft kommen. "Wir freuen uns, wenn alle da sind", ergänzte die Seniorin. Ihr Mann Kurt (88) sei jahrelang zur See gefahren. Sogar in Argentinien sei er gewesen. Zuletzt habe er als Fleischer in der Betriebsküche der Wismut gearbeitet, sie als Verkäuferin in Roda.

Auf eine wahre Blumenpracht kann Ingeburg Kriebitzsch (69) in ihrem Garten verweisen. Gut 30 Kübel stehen voll mit den herrlichsten Blumen, die wunderschön blühen. "Das ist ihr Reich, da darf ich gar nicht ran", sagte lachend ihr Mann Werner (69). Aber wohin mit den Blumen im Winter? Wo gerade Platz sei, stelle sie dann ihre "Lieblinge" ab. Natürlich brauche man da auch jede Menge Wasser zum Gießen, das aufgefangen werde. Mit ihrer älteren Nachbarin, die eine 78 Jahre alte Hortensie habe, unterhalte sie sich oftmals. "Früher hatte ich noch viel mehr Blumen. Die standen dann sogar im Hof", merkte Frau Kriebitzsch an.