1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Wilde Landschaftspfleger: Wilde Landschaftspfleger: Koniks halten Teil des Zeitzer Forstes im Zaum

Wilde Landschaftspfleger Wilde Landschaftspfleger: Koniks halten Teil des Zeitzer Forstes im Zaum

Von Christiane Rasch 14.04.2017, 07:00
Sogenannte Koniks sind im Zeitzer Forst für die Landschaftspflege zuständig. Sie gelten als sehr widerstandsfähige Pferderasse.
Sogenannte Koniks sind im Zeitzer Forst für die Landschaftspflege zuständig. Sie gelten als sehr widerstandsfähige Pferderasse. Hartmut Krimmer

Breitenbach - In aller Ruhe stehen sie auf der Koppel, fressen Gras ab und verbeißen dünne Äste. Von Zaungästen, darunter Betreuerin Simone Drechsler, lassen sich die Wildpferde im Zeitzer Forst nicht stören und setzen unbeirrt ihre Arbeit fort.

Genau so, wie es sein soll, sagt die Pferdewirtin vom Unternehmen Agrar GmbH Crawinkel. Täglich schaut sie nach den 17 wildlebenden Koniks. Vor acht Jahren wurde diese im Waldgebiet zwischen Breitenbach und Lonzig ausgesetzt. „Damals fing hier alles an, mit Büschen zuzuwuchern“, erklärt Drechsler zum Hintergrund. „Durch die Beweidung mit Wildpferden sollten die Flächen offengehalten werden.“

Arbeitsteilung mit Rindern

Und das hat funktioniert, bestätigt Heinz Bley, Inhaber der Agrar GmbH Crawinkel. Sein Unternehmen ist für die Landschaftspflege auf dem rund 150 Hektar großen Areal zuständig und setzt dafür nicht nur auf Koniks, sondern auch auf zwölf Hochlandrinder. „Wir sind mit deren Arbeit soweit zufrieden.

Was Offenland bleiben sollte, ist dank der Tiere auch offen geblieben.“ Bley erklärt, dass dafür die Mischung aus Hochlandrindern und Wildpferden von besonderer Bedeutung ist, da die Tiere jeweils über ein eigenes Abweideverhalten verfügen und damit etwa unterschiedliche Pflanzenarten bevorzugen.

Bestand soll gleich bleiben

Bei dieser Form der Beweidung kommt es auf die richtige Anzahl der Tiere an. Damit der Wald in seiner jetzigen Form erhalten bleibt und nicht übermäßig zurückgedrängt wird, darf der Bestand nicht weiter wachsen. Vermehren tun sich die Tiere dennoch. In den letzten Wochen sind laut Drechsler bereits drei Fohlen geboren worden, bis Mai werden weitere folgen.

Zu einem Ostermarsch durch den Zeitzer Forst lädt die Bürgerinitiative „Kein Schuss im Zeitzer Forst“ am Montag, dem 17. April, ab 14 Uhr ein. Wie die Bürgerinitiative mitteilt, führt der Osterspaziergang traditionell vom Waldparkplatz in Lonzig zum Waldspielplatz in Breitenbach. Mit dem Marsch will sich die Initiative für die Öffnung der Wanderwege im Zeitzer Forst einsetzen.

Hierzu werden wie gewohnt Gäste aus Politik, Verbänden und Kultur erwartet. In den Vorjahren hatte die Gemeinschaft diesen Anlass mehrmals genutzt, um friedlich gegen eine geplante Schießanlage im Naturschutzgebiet zu protestieren. Die Baugenehmigung für dieses Vorhaben ist nach Angaben der Bürgerinitiative nun endgültig durch das Landesverwaltungsamt zurückgenommen worden. (cra)

„In der Regel sind 90 Prozent der Stuten tragend. Wir haben zwei Hengste in der Herde, die kümmern sich sehr gut“, sagt die Pferdewirtin und lacht. Allzu lange aber bleiben die Jungtiere aber nicht in der Herde. Um den Bestand im Zeitzer Forst gleich hoch zu halten, werden sie später auf andere Koppeln verteilt.

Fremde sollen Tiere nicht füttern

Auf diese Weise soll zudem gewährleistet werden, dass die Herde genügend Nahrung auf dem Gelände findet. Besonders wenn Schnee liegt, ist das nicht immer in ausreichendem Maß möglich, erklärt Drechsler. „Wir mussten in diesem Winter zum Teil zufüttern. Wenn wir das aber permanent machen würden, würden die Tiere ihre eigentliche Arbeit nicht mehr machen.“ Dass einige Tiere derzeit etwas ausgemergelt aussehen, bietet laut Drechsler kein Grund zur Besorgnis.

„Man kann an ihrem Äußeren gut erkennen, dass die Pferde aus dem Winter kommen. Im Herbst etwa würde man keine einzige Rippe sehen“, so die Betreuerin. Die Koniks müssten sich nun ihr Futter wieder selbst erarbeiten. Keinesfalls, so betont Drechsler in diesem Zusammenhang, sollten fremde Leute auf eigene Faust die Tiere füttern.

Betreten auf eigene Gefahr

Dass Spaziergänger diesen Abschnitt des Breitenbacher Flurs nutzen, lässt sich unterdessen nicht verhindern. Selbst ein dünner Drahtzaun, der das Gelände umgibt und mit Strom geladen ist, schreckt viele nicht ab. Für die Tiere stelle das kein Problem dar, meint Drechsler.

Diese hätten sich im Laufe der Jahre an die Menschen gewöhnt. Problematischer könnte ein Ausflug durch den Forst hingegen für die Besucher werden: „Die Leute betreten die Koppel auf eigene Gefahr. Denn man muss bedenken, dass sie hier auch freilaufenden Bullen begegnen können“, so die Pferdewirtin.

Wilde Nachbarschaft

Einer andere Spezies hingegen ist der Pferdewirtin aus Gera bei ihren täglichen Kontrollgängen durch das Waldgebiet noch nicht begegnet: der Wolf. Zwar weiß sie, dass ein Exemplar vor Kurzem in der Nähe gesichtet wurde, Auswirkungen auf die Haltung der Wildpferde und Hochlandrinder habe das aber nicht.

„Es war ja zu erwarten, dass irgendwann auch Wölfe hierher kommen. Bisher haben wir aber keine Negativerfahrungen gemacht. Es ist nichts passiert - zum Glück.“ Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Weidetiere - etwa durch eine höhere Umzäunung des Waldgebiets - seien auch in Zukunft nicht vorgesehen.  (mz)

Pferdewirtin Simone Drechsler an einem der Elektrozäune
Pferdewirtin Simone Drechsler an einem der Elektrozäune
Krimmer