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„Eine spannende Herausforderung“ Wie ein Fachingenieur der Mibrag den Wald bei Predel rekultiviert

16.04.2021, 10:45

Predel - Rund 2.000 Hektar Wald gehören zum Mitteldeutschen Bergbauunternehmen (Mibrag). Im Rahmen des bevorstehenden Strukturwandels und der Rekultivierung der ehemaligen Tagebaue gibt es auf diesem Gebiet hier ein weites Betätigungsfeld. Leif Wege beschäftigt sich als Fachmann mit dem Thema Wald auf dem Tagebaugelände.

Fachingenieur für forstwirtschaftliche Rekultivierung kümmert sich um Wald bei Predel

Der 33-Jährige ist in Baden-Württemberg geboren, zog im Alter von zehn Jahren mit seinen Eltern nach Kanada und hat nach dem Abitur in Kanada und Deutschland Umwelt und Forstwissenschaft studiert. Heute ist er Fachingenieur für forstwirtschaftliche Rekultivierung und arbeitet seit drei Jahren bei der Mibrag. Mittlerweile lebt er in Leipzig. „Die Rekultivierung ist eine spannende Herausforderung“, sagt er.

Im Burgenlandkreis und im Südraum von Leipzig gibt es relativ wenige große zusammenhängende Waldflächen. Die Halde in Predel ist zirka 30 Hektar „klein“ und war früher dreimal so groß. Die Halde wurde etwa vor 60 Jahren mit Abraum aufgeschüttet und es wuchs vor allem so genannter Industriewald hier. Dazu gehören zum Beispiel schnell wachsende Arten wie Birken und Pappeln, Kiefern und Robinien.

Massive Baumschäden durch Windbruch und Borkenkäfer

Leif Wege hat alles im Blick. Zu seinen Aufgaben gehört es, den aktuellen Baumbestand zu erfassen und davon ausgehend Konzepte für die Durchforstung zu entwickeln. „Oft werden wir von Laien angesprochen, warum der Wald so unordentlich aussieht“, sagt der Fachmann und muss schmunzeln. Denn diese vermeintliche „Unordnung“ müsse man differenzieren.

Zum einen gebe es Windbruch und massive Schäden durch den Befall von Borkenkäfern. In diesem Fall müsse man als Forstwirt handeln, die befallenen Fichten und Kiefern entsorgen. Zum anderen bietet scheinbar unordentlich umherliegendes Totholz ideale Voraussetzungen für die Ansiedlung von Insekten, Vögeln, Zauneidechsen und Amphibien.

Der Wald wird schrittweise umgebaut, dabei werden zum Beispiel Eichen, Buchen und Linden gepflanzt. So wurde im vergangenen Jahr die Hälfte des Kiefernbestandes durchforstet und durch junge Laubbäume erneuert. Das Tochter-Unternehmer der Mibrag - nämlich die Gala-Mibrag - setzt die Pläne in die Praxis um. Auch mit dem Forstamt Naumburg wird bei den Maßnahmen im Wald gut zusammengearbeitet.

Schrittweise Rekultivierung wird bereits vorbereitet und soll bis 2030 abgeschlossen sein

Der Wald bietet zum Beispiel einen neuen Lebensraum für Orchideen. So sind in Predel bereits Vorkommen von Arten wie das weiße Waldvögelein und der rotbraune Sitter gesichtet und kartiert worden. Auch Tiere gibt es reichlich in Predel. Das fängt bei Wildschweinen und Rehen an, reicht über diverse geschützte Vogel- und Fledermausarten. Auch Wildkatzen wurden schon mit Wildkameras aufgenommen. Rund 30 Kästen laden Fledermäuse ein, am Rande des Tagebaus heimisch zu werden.

Rund um die Halde in Predel führt ein drei Kilometer langer Wanderweg und seit vergangenem Jahr gibt es einen neuen Aussichtspunkt, der vor allem in Zeiten von Corona von vielen Spaziergängern gern genutzt wird. Von hier oben schweift der Blick über jenes Areal, wo einmal der Schwerzauer See entstehen soll. Die schrittweise Rekultivierung wird bereits vorbereitet und soll bis 2030 abgeschlossen sein. Etwa ab 2030 soll die Flutung des heutigen Tagebaus folgen. Dann soll hier bei Predel ein neuer See im Leipziger Neuseenland entstehen. (mz/Yvette Meinhardt)