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"Waschanlage" für Bioschnaps "Waschanlage" für Bioschnaps: CropEnergies Bioethanol investiert am Standort Zeitz

Von Torsten Gerbank 13.08.2014, 12:08
Die riesigen Lagertanks werden auf der Baustelle zusammengesetzt. Zunächst wird ein Ring gelegt, darauf setzen die Handwerker dann die Abdeckung. Im Anschluss wächst der Tank Ring für Ring in die Höhe. In der letzten Septemberwoche soll der erste Tank an seinen Standort gehievt werden. Der befindet sich in einer rund 45 mal 70 Meter großen Sicherheitswanne, die im Ernstfall mehr als 2 000 Kubikmeter Flüssigkeit aufnehmen kann.
Die riesigen Lagertanks werden auf der Baustelle zusammengesetzt. Zunächst wird ein Ring gelegt, darauf setzen die Handwerker dann die Abdeckung. Im Anschluss wächst der Tank Ring für Ring in die Höhe. In der letzten Septemberwoche soll der erste Tank an seinen Standort gehievt werden. Der befindet sich in einer rund 45 mal 70 Meter großen Sicherheitswanne, die im Ernstfall mehr als 2 000 Kubikmeter Flüssigkeit aufnehmen kann. Hartmut Krimmer Lizenz

Zeitz - Zunächst für den Kraftstofftank, nun für das Schnapsglas: Die CropEnergies Bioethanol GmbH in Zeitz erweitert ihre Produktpalette und steigt in das Lebensmittelsegment ein. Künftig, so Geschäftsführer Jürgen Böttcher (53), wird das Unternehmen neben Bioethanol auch Neutralalkohol herstellen: rund 60 Millionen Liter im Jahr können es sein. Dazu investiert das Unternehmen an seinem Standort zwischen Naumburger und Albrechtstraße rund 27 Millionen Euro.

Parallel zur Naumburger Straße, für jedermann sichtbar, entsteht ein Lager mit mehreren Tanks und und einer Gesamtkapazität von rund 10 000 Kubikmetern. Weiter hinten im Werk, zu sehen vom Elsterradweg, lassen Spezialisten derzeit das Herzstück der neuen Anlage in die Höhe wachsen. Eine, wie der Fachmann sagt, Rektifikationsanlage. In ihr, so Böttcher, wird der zunächst in der bestehenden Bioethanolanlage hergestellte Alkohol mit speziellen Verfahren so gereinigt, dass am Ende ein sensorisch reines Produkt herauskommt. Das heißt, dieser Alkohol ist dann frei von Neben- und Fremdgerüchen und Geschmacksaromen. „Neutralalkohol soll keinen Eigengeruch und keinen Eigengeschmack haben“, so Böttcher. Mit dem Produkt beliefert werden schließlich die Spirituosenhersteller. Aber auch zur Produktion von Arzneimitteln oder in der Kosmetikindustrie wird Neutralalkohol benötigt.

Dicksaft aus der benachbarten Zuckerfabrik

Als Rohprodukte für den Alkohol dienen nach wie vor heimisches Getreide beziehungsweise Dicksaft aus der benachbarten Zuckerfabrik. Die Menge Rohprodukte, die in der Bioethanolanlage verarbeitet wird, steigt mit der neuen Produktlinie allerdings nicht. Vielmehr verfolgt CropEnergies mit dem neuen Produkt das Ziel, saisonale Schwankungen auszugleichen. Außerdem macht die Produktion von Neutralalkohol die Zeitzer Anlage unabhängiger von politischen Entscheidungen, die im Zusammenhang mit Biosprit E 10 stehen.

Bei der Rektifikation werden störende Nebenkomponenten aus dem Alkoholstrom entfernt. Die bekannteste Komponente ist Methanol. Des Weiteren werden bestimmte Ester und Aldehyde, die Fruchtaromen haben, aus dem Alkohol entfernt. Der entstehende Trinkalkohol besitzt eine Alkoholstärke von 96 Volumenprozent. Herunterverdünnt zum Beispiel auf 42 Prozent wäre er trinkbar.

Die CropEnergies Bioethanol GmbH plant allerdings nicht, selbst alkoholische Getränke herzustellen. Es geht um die Belieferung von Produzenten.

Für das Großprojekt der Bioethanol GmbH sind zwei Generalauftragnehmer gebunden. Das ist für den Bau der Rektifikationsanlage die der Anlagenbauer Julius Montz GmbH (Hilden). Generalauftragnehmer für das Tanklager ist die Rotan GmbH (NL Leuna). (ank)

Der Bau der Rektifikationsanlage hat im März begonnen, das Tanklager wächst seit Juli. Der Produktionsstart ist für Anfang Januar kommenden Jahres geplant, das Tanklager soll im April in Betrieb gehen. Um es mit der Produktionsanlage zu verbinden, werden Rohrleitungen durch das Werk gezogen. Im September entsteht eine Rohrleitungsbrücke über die Bahngleise, die zwischen Werk und künftigem Lager vorbeiführt und Gera mit Zeitz verbinden. In den ersten Produktionsmonaten wird es eine provisorische Zwischenlagerung des Neutralalkohols geben.

Neue Arbeitsplätze entstehen

Mit dem Eintritt in das Segment der Lebensmittelindustrie entstehen in der Bioethanol GmbH acht bis zehn neue Arbeitsplätze. Damit steigt die Zahl der im Unternehmen Beschäftigten auf etwa 130 an. Völlig neu sind dabei Arbeitsplätze in der sensorischen Kontrolle. Das heißt, speziell geschulte und trainierte Mitarbeiter führen am Produkt Geruchs- und Geschmacksproben durch.

Der Absatz des neuen Produktes soll vor allem in Deutschland erfolgen, allerdings sind auch Exporte nach Osteuropa geplant.

Mit der laufenden Investition hat CropEnergies an dem Standort Zeitz insgesamt rund 320 Millionen Euro investiert. Im kommenden Jahr läuft die Bioethanolfabrik zehn Jahre. (mz)

Am Nivelliergerät Pascale Palmi.
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Hartmut Krimmer Lizenz