Waffenhändler in Zeitz Waffenhändler in Zeitz: "Die können sie vom Original nicht unterscheiden"

Zeitz - Die Schreckschusspistole in den Händen von Thomas Händel gleicht auf den ersten Blick einer scharfen Waffe der Marke Heckler & Koch. „Die können sie vom Original nicht unterscheiden“, sagt Händel. Drei bis zehn Leute mit Interesse für eben jene Schreckschusswaffen kommen pro Tag in das kleine Waffengeschäft in der Zeitzer Van-Harnack-Straße. Nur wer ganz genau hinschaut, der erkennt das Logo PTB, das steht für Pyrotechnische Bundesanstalt, demnach ist es definitiv eine Schreckschusspistole.
„Der große Boom auf diese Waffen ist in meinem Laden vorbei. Den gab es etwa vor zwei Jahren. Da waren alle Waffen ausverkauft, acht Wochen lang gab es keinen Nachschub“, sagt Händel, der das Geschäft immer mehr ins Internet verlegt sieht. Der Laden in Zeitz wurde 1992 von Wolf-Dietrich Händel gegründet, Sohn Thomas übernahm das Geschäft vor knapp vier Jahren. Seine Kunden sind zwischen 18 und 85 Jahre alt. Händel führt genau Buch, wer, wann eine solche Waffe kauft.
Gesetze für Waffenscheine sind kompliziert
„Doch die Gesetze sind kompliziert. Den Kleinen Waffenschein braucht man, um diese Waffe öffentlich zu tragen. Dass heißt im Umkehrschluss aber auch, wer seine Waffe nur zu Hause unterm Kopfkissen liegen hat, braucht den Schein nicht“, erklärt der Fachmann.
Seit 1993 ist er Mitglied in der Zeitzer Privilegierten Schützengilde. „Ich schätze mal, von unseren 130 Mitgliedern besitzen höchstens 20 einen Kleinen Waffenschein“, sagt er. Genaue Zahlen, wie viele es in der Region Zeitz sind, gibt es nicht.
Doch im Burgenlandkreis steigt die Zahl weiter an. Die Zahl der Besitzer eines Kleinen Waffenscheines hat sich laut Angaben der Kreisverwaltung innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt.
458 Personenim Burgenlandkreis mit kleinem Waffenschein
Waren Ende 2014 noch 208 Menschen im Landkreis berechtigt, eine Schreckschusspistole mit sich zu führen, sind es Ende 2016 bereits 458 Personen gewesen. Und der Trend hält an. Denn bis Ende September 2017 stieg die Zahl auf 563 an. Die Menschen haben Angst und rüsten auf.
„Nicht die Waffen sind das Problem, sondern die Menschen“, sagt Händel. Ganz andere Bedingungen gibt es, um eine scharfe Waffe zu erwerben. Da muss man mindestens ein Jahr in einem Verein sein, zum Beispiel bei den Sportschützen. Entscheidend zum Erwerb ist die persönliche Eignung und Zuverlässigkeit auch ist das regelmäßige Schießtraining nachzuweisen. Es muss eine Sachkompetenz abgelegt werden.
„Der Druck bei einer Schreckschusswaffe ist der gleiche“
Die Zahl jener Waffenbesitzer im Burgenlandkreis ist deutlich gestiegen. Ende 2014 waren 9.045 erlaubnispflichtige Kurz- und Langwaffen registriert. Nur zwei Jahre später waren es schon 9.437. Tendenz steigend. Denn bis zum 30. September diesen Jahres lag die Zahl der scharfen Waffen schon bei 9.599 im Kreis. Ob die Sportschützen oder die Jäger aufrüsten, lässt sich schlecht nachvollziehen. Auch ob es in den kleinen oder großen Städten mehr Waffen gibt, ist nicht bekannt. „Die Fragen können auf die Schnelle nicht beantwortet werden, da die Statistik nicht nach Städten aufgestellt ist“, erklärt Uta Kunick von der Pressestelle.
„Der Druck bei einer Schreckschusswaffe ist der gleiche“, sagt Thomas Händel. Wer damit etwa aus nächster Nähe auf Mensch oder Tier zielt, riskiert schwere Verletzungen. Doch auch das frei verkäufliche Pfefferspray sei nicht ohne. „Es darf in Deutschland nur zur Tierabwehr eingesetzt werden“, sagt Händel. Und immer noch kaufen mehr Männer als Frauen Waffen, Frauen greifen lieber zum Pfefferspray.
Polizisten sehen den Anstieg von Waffen naturgemäß kritisch. Die beiden großen Polizeigewerkschaften in Sachsen-Anhalt haben sich erst Anfang des Jahres für eine bessere Ausstattung der Beamten in Sachsen-Anhalt ausgesprochen. Eine Forderung ist dabei die nach besseren Schutzwesten gewesen. (mz)