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Verlorenes Kunstwerk Verlorenes Kunstwerk: Diese Schnitzfiguren zierten einst den vernichteten Hochaltar

Von Petrik Wittwika 03.12.2017, 14:00
Der Heilige Michael, die Mondsichelmadonna und die Heilige Katharina blieben als spätgotische Skulpturen vom einstigen Zeitzer Hochaltar der Michaeliskirche erhalten.
Der Heilige Michael, die Mondsichelmadonna und die Heilige Katharina blieben als spätgotische Skulpturen vom einstigen Zeitzer Hochaltar der Michaeliskirche erhalten. Archiv/Petrik Wittwika

Zeitz - Nach fast 200 Jahren war er im Rahmen der Zeitzer Reformationsausstellung „Dialog der Konfessionen. Bischof Julius Pflug und die Reformation“ hierher zurückgekehrt: der Zeitzer Erzengel Michael. Dieser Erzengel Michael hat für die Stadt Zeitz eine herausragende Bedeutung, denn er ist nicht nur Kirchenpatron der Michaeliskirche, sondern auch Motivgeber des im 15. Jahrhundert entwickelten und 1928 amtlich bestätigten Stadtwappens, hieß es dazu von den Vereinigten Domstiftern.

Die waren nämlich überaus begeistert, als die Zusage der staatlichen Kunstsammlungen Dresden für die einst in einem Altaraufsatz, einem Retabel, integrierte Figur des Erzengels in Zeitz eintraf. Doch er war ja nur ein Teil des einstigen Hochaltars der Michaeliskirche.

Geschichte ihrer Wiederentdeckung und exakten Herkunftsverortung

Für Otto Eduard Schmidt, den „sächsischen Fontane“, war es in seinen vielgelesenen „Kursächsischen Streifzügen“ nur eine beiläufige Information, als er 1912 bei der Beschreibung der ehemals sächsischen Stadt Zeitz auch den früheren Hochaltar der Michaeliskirche erwähnte, indem er schrieb, dass von ihm „einzelne Figuren noch im Dresdner Museum des Königlich Sächsischen Altertumsvereins erhalten sind“.

So selbstverständlich und wohlgeordnet das Niedergeschriebene klingen mag, war es allerdings nicht. Die Geschichte ihrer Wiederentdeckung und exakten Herkunftsverortung gleicht einem Krimipuzzle. Ehe jedoch die Zeitzer Heimatforscher um Konrad Braun (1866-1934) auf diese entscheidende Passage in Schmidts Werk aufmerksam wurden, sollten noch einmal fast 20 Jahre ins Land gehen.

Überarbeitung und Erneuerung des größten Zeitzer Altarwerkes

Sozusagen „am Vorabend der Reformation“, wie Schmidt bemerkte, war Pankraz (Pankratius) Grueber aus Großenhain (Hayn) am 21. Mai 1520 vom Rat der Stadt und den Kirchenältesten immerhin mit der Überarbeitung und Erneuerung des größten Zeitzer Altarwerkes beauftragt worden, das in seiner von ihm geprägten Kunstfertigkeit über 300 Jahre die bedeutendste Zierde der Michaeliskirche darstellte, bis Superintendent Friedrich Delbrück sie 1827 entfernen ließ.

Seit dem Jahr 1855 befanden sich die Altarfiguren im Besitz des 1824 gegründeten Königlich Sächsischen Altertumsvereins, der sich um deren Erhalt und Würdigung große Verdienste erwarb, denn Denkmalpflege, wie sie heutzutage praktiziert wird, gab es damals noch nicht. Die als Bestandteile des einstigen Schnitzaltars der Zeitzer Michaeliskirche bekannten Figuren waren als Geschenk des Dresdner Kaufmanns Joseph Meyer ins dortige Palais des Großen Gartens gekommen.

Von wem dieser sie erworben hatte, ist indes nach wie vor ungeklärt. „In den Listen der zum Vogelschießen Lose kaufenden Fremden“ taucht in Zeitz um 1830 nach Angaben von Konrad Braun (1929) jedenfalls „ein Meier aus Dresden“ auf, der womöglich als damaliger Käufer fungierte. (mz)