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Verkostung von Häppchen kommt bei Gästen gut an

Von KLAUS-DIETER KUNICK 02.03.2009, 18:55

GLADITZ/MZ. - Aber das spielte auch keine Rolle, denn die Einwohner aus der Gemeinde Döschwitz mit den Ortsteilen Hollsteitz, Kirchsteitz und Gladitz kamen auch so in Scharen ins Vereins- und Bürgerhaus gelaufen.

"Im Sommer finden jede Menge Volksfeste statt. Da wollten wir eben im Winter etwas anbieten", erklärte Bürgermeister Eckhard Osang (parteilos). Zumeist besteht doch der Wunsch, sich mit Bekannten oder Freunden aus dem Nachbardorf wieder mal an einen Tisch zu setzen, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Und genau das passierte auch. Das gesamte Haus, vom Erdgeschoss bis zum Boden, wurde quasi in Beschlag genommen. Während sich viele zunächst Kaffee und Kuchen schmecken ließen, unternahm eine Reihe von Bürgern eine Erkundungstour. Zu sehen gab es viel.

Über den Winter hinweg sind nämlich DDR-Räume gestaltet worden, informierte das Gemeindeoberhaupt. Auf dem Boden des ehemaligen Rittergutes ist nun mit Küche, Wohnzimmer und Klassenzimmer Typisches aus jener Zeit zu sehen: Von der Waschmaschine Schwarzenberg über eine Kinderrutsche aus dem Kindergarten bis hin zu Utensilien aus dem DDR-Alltag. Den Klassenraum schaute sich Jörg Grajek an, der auf einem Klappsitz Platz nahm. "Es hat geklingelt, Frau Klotz. Wir können mit dem Unterricht anfangen", sagte er spontan und nicht ernst gemeint in Richtung seiner ehemaligen Lehrerin, die sich ebenfalls in diesem Raum eingefunden hatte. Die musste über die Aussage von Jörg Grajek herzhaft lachen. "Dass die alten Klassenbücher noch da sind, ist meinem Mann zu verdanken", erzählte Erika Klotz. Denn die Bücher sollten eigentlich vernichtet werden. Aber ihr Mann habe sie davor gerettet. "Es beruhigt mich, dass das Haus angenommen wird und nicht zerfällt", so die ehemalige Pädagogin.

Zum Winternachmittag wurde aber auch gesponnen - Schafwolle. Das übernahm Karina Schulze aus Hollsteitz, die beruflich als Stewardess unterwegs ist. Gleich neben ihr saßen einige Frauen vom Gladitzer Textilzirkel und zeigten, was sie in der Freizeit alles herstellen. Mit dabei war aber auch die Schnitzergruppe aus Droßdorf, die so manche Frage über ihre Kunst zu beantworten hatte. Jede Menge Fragen, wie zu Urgroßmutters Zeiten gekocht wurde, wurden auch an Annegret Fredrich und Annerose Körner gestellt. Sie verteilten kleine Käsehäppchen und ließen die Besucher verschiedene Marmeladen verkosten. Zu probieren war zudem Frischkäse, aber auch Lachs-, Knoblauch- und Kräuterbutter. Bei den Gästen kam das jedenfalls gut an. Genau so gut wie die alten Filme, die Helmut Pöschel aus Würchwitz zeigte.

Reger Betrieb herrschte aber auch in einem Raum, in dem alte Handwerksgeräte ausgestellt wurden. Ulrich Böhme (66) aus Hollsteitz schaute sich diese an. "Das kenne ich alles noch von früher", plauderte der Senior. Er zeigte dabei auf einen Krauthobel. "Die kenne ich auch noch", ergänzte er und bezog seine Aussage auf alte Etiketten aus der Döschwitzer Brauerei, auf denen geschrieben stand "Feinstes Braubier". Böhme freute sich, dass die Sachzeugen der Geschichte hier aufbewahrt werden.