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Unwetter "Friederike" über Zeitz Unwetter "Friederike" über Zeitz: Orkan zerstört Scheune

Von Yvette Meinhardt und Torsten Gerbank 20.01.2018, 08:00
Über 150 Jahre alt  war die Fachwerkscheune auf dem Bauernhof der Familie Mülker in Draschwitz. „Friederike“ ließ sie einstürzen.  Unter Balken und Ziegelsteinen wurden Traktoren, Autos und landwirtschaftliches Gerät begraben.
Über 150 Jahre alt  war die Fachwerkscheune auf dem Bauernhof der Familie Mülker in Draschwitz. „Friederike“ ließ sie einstürzen.  Unter Balken und Ziegelsteinen wurden Traktoren, Autos und landwirtschaftliches Gerät begraben. Yvette Meinhardt

Draschwitz - Christian Mülker steht fassungslos auf seinem Hof in Draschwitz. Die Scheune liegt komplett in sich zusammengefallen. Balken, Fachwerk und Ziegel sind nur noch einen großen Haufen Schutt. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass unser schöner Fachwerkbau einfach so weggefegt wurde“, sagt Mülker. Sturmtief „Friederike" hat eine Spur der Verwüstung hintelassen. 

Die Scheune stammt aus dem Jahre 1860, ist 30 Meter lang und zehn Meter breit, gut und gerne 15 Meter hoch. „Noch im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit dem Amt für Denkmalschutz hier gestanden und gesagt, die Scheune wird wohl noch viele Jahre halten. Das Dach wurde erst erneuert, Gefache regelmäßig ausgebessert“, erzählt der Geschäftsführer der Agricola GmbH Rehmsdorf.

Und wie es sich für einen Bauern gehört, hatte er Heu und Stroh, Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen, Moped und Autos in der Scheune stehen.

Scheune in Draschwitz komplett zerstört

„Es war etwa 16.30 Uhr als eine starke Böe durch den Ort wirbelt, über der Straße erhob sich so eine Art Schlauch als ob Kohlewolken aus dem Kraftwerk aufsteigen würden“, erzählt Erhard Penkwitz.

Der Nachbar hatte das Unwetter vom Fenster aus verfolgt. „So etwas habe ich mein ganzes Leben noch nicht erlebt. Ich glaube, es war eine Windhose“, sagt der 78-Jährige am Tag danach und steht mit anderen auf der Straße in Draschwitz. Nur ein paar Häuser weiter ein ähnliches Bild. Allerdings ist hier ein vermutlich leer stehendes, baufälliges Haus eingestürzt. Und in der Kfz-Werkstatt Liebmann gibt es auch Dachschäden.

„Der ganze Freitag verging mit unzähligen Telefonaten, vor allem habe ich mit der Versicherung gesprochen“, sagt Christian Mülker weiter. Als Firmenchef hat er an diesem Tag noch andere, wenngleich auch kleinere Schäden an Ställen und Lagerhallen des Unternehmens zu besichtigen. „Wir sind froh, dass kein Mensch und kein Tier zu schaden gekommen ist“, fährt er fort.

Denn auch auf seinem Hof in Draschwitz stehen vier Pferde im Stall. So ist Katrin Scholz gleich nach Draschwitz gekommen. „Meine Tochter reitet hier, und ich kann das Ausmaß des Schadens noch gar nicht fassen“, sagt sie. Die Pferdeanhänger hat es komplett erwischt. „Das ist großes Pech, denn unser Anhänger ist noch nicht mal abbezahlt“, sagt Katrin Scholz.

Doch eine Kasko für den Hänger habe sie nicht, und die Gebäudeversicherung wird vermutlich nicht greifen. „Ich bin froh, dass niemandem etwas passiert ist. Wenn ich die Scheune sehe, ist mein Schaden doch eher gering“, sagt sie.

Friederike:Freiwilligen Feuerwehr Reuden in Predel im Einsatz

Ein wahrer „Regen von Dachziegeln“ ergoss sich in Predel auf die B 2. Von der Ruine des ehemaligen großen Gasthofes flogen zahlreiche Steine direkt auf die Straße. „Es ist ein Wunder, dass es hier kein vorbeifahrendes Auto getroffen hat“, sagt Rainer Richter. Er war mit weiteren sieben Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Reuden im Einsatz. „Bei uns hat es die über 100 Jahre alte Linde entwurzelt. Darüber bin ich sehr traurig, denn ich habe diesen Baum schon als Kind geliebt“, sagt der 65-Jährige.

Im alten Konsum in Predel flogen ebenfalls viele Ziegel vom Dach. „Ich wollte eigentlich gestern Nachmittag mit dem Auto los, doch ich habe mich nicht mehr rausgetraut“, sagt Ingrid Rolke. Noch am Donnerstag hat sie den Dachdecker bestellt.

Bei Andreas Bauer in Könderitz klafft ein Loch von zehn Quadratmetern im Dach. „Das wird schon wieder, das ist nicht so schlimm. Da müssen Sie erst mal den Sportplatz sehen“, sagt Bauer. Und in der Tat: Auf dem Sportplatz liegen unzählige umgefallene Bäume, das Tor ist zerfetzt, Geländer und Blumenkübel zerstört.

„Friederike“: Schneise der Verwüstung in Region Zeitz

Insgesamt hat „Friederike“ in der Region Zeitz eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Ungezählt sind die Bäume, die an Straßenrändern und in Wäldern umknickten wie Streichhölzer oder samt Wurzeln aus der Erde gerissen wurden. Aus Sicherheitsgründen vorübergehend gesperrt ist der Schlosspark Moritzburg in Zeitz. Auch dort hat es laut Stadt Sturmschäden gegeben. „Erst nach Abschluss der Baumkontrollen wird der Park wieder geöffnet“, heißt es.

Eine zusätzliche Kontrolle von Bäumen wird es auch am Wendischen Berg geben. Dort war Donnerstag ein Baum auf die Straße gekippt. Nun sollen weitere auf Standfestigkeit überprüft werden. Kontrollen finden dort aber regelmäßig statt, hieß es.

Landrat Götz Ulrich (CDU) dankte am Freitag allen, die mit den Folgen von Sturm „Friederike“ kämpften: „Es waren mehrere hundert Einsatzkräfte aus Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz im gesamten Burgenlandkreis eingesetzt. Ich danke allen diesen Kräften und auch den vielen freiwilligen Helfern für ihren schnellen und tapferen Einsatz bei der Beseitigung der Sturmschäden“, sagt er. (mz)