Umfrage Umfrage: Große Frage: Was wird hier gespielt?
Zeitz/MZ. - Schlichtweg eine Sauerei nennt es Peter Schüler: "Der Schuldige muss hier gefunden werden", sagt er, "wir sollen uns ja zwar damit abfinden, habe ich gelesen, dass linke Dinger überall gang und gäbe sind, aber ich bin mir nicht sicher, ob man sich damit wirklich abfinden sollte." Es geht um den Theaterneubau, das Bühnenhaus hinter dem Capitol in der Zeitzer Judenstraße. Um Bauen ohne Baugenehmigung, einen Rechtsstreit mit offenem Ausgang (die MZ berichtete). Ein vom Oberbürgermeister der Stadt Zeitz Dieter Kmietczyk offensichtlich bewusst so vorangetriebenes Unterfangen, "im Sinne des Fortbestandes des Theaters". Aber genau das bezweifeln viele der befragten Zeitzer. "Ein Bau am Gesetz vorbei", meint Andy Kettner, "kann doch nur Probleme, Nachteile und am Ende Verlust bringen. Geld in den Sand gesetzt, schlechter Ruf für Zeitz. Und wer fragt dann noch nach einem Theater in dieser Stadt, wenn sich der Bau oder der Prozess hinzieht? Da haben sich alle, die Kultur brauchen längst anders orientiert."
Sorge um die Zukunft des Theaters bestimmt auch Marlies Seidel aus Reuden, die selbst am Theater arbeitete. "Schlimm, einfach schlimm", sagt sie immer wieder und fordert, dass der Schuldige für diese Vorgänge gefunden werden müsse. "Alles muss aufgearbeitet werden", so Frau Seidel, und schließlich müsse sich ja auch jeder Bürger an das Gesetz halten, alle Auflagen erfüllen. Warum gerade ein Stadtoberhaupt oder vielleicht sogar eine ganze Stadtverwaltung nicht an Recht und Gesetz gebunden seien, beschäftigt Hans Kahnt. Dort müsste doch die Vorbildwirkung für die Bürger funktionieren. "Ob Knöllchen, Baugenehmigung, Bußgelder - der kleine Mann muss korrekt sein und notfalls zahlen. Ich jedenfalls will keine Stadtspitze, die vor lauter Machtgefühl nur noch Mist macht." Ein anderer Grundton ist der, dass es die Zeitzer schlicht und einfach nicht interessiert. Immer wieder ist zu hören, dass man sich kulturell lange anders orientiert habe, das neue Haus hier nicht brauche. Auch glauben viele nicht daran, dass ein Verantwortlicher ausfindig gemacht würde. Man werde schon weiter mogeln und die Leute betrügen, ungestraft, arrogant und selbstherrlich, winkt H. Kehler ab. Interessieren würde ihn aber, wie viel Geld eigentlich schon in das alte Theater geflossen sei. "Auch Millionen, wenn ich richtig informiert bin. Auf wessen Rechnunggeht das? Das kommt doch dann zu der Misere noch dazu?"
Aufklärung verlangt auch Barbara Kretzschmar. Die Zusammenhänge und Hintergründe müssten öffentlich gemacht werden. Genau so sieht es Annett Paschold. Es sei dringend an der Zeit, genau zu klären, was hier laufe und wer schuldig sei. Wenn das Theater dadurch auf der Strecke bliebe, würde Zeitz schließlich ein Stück Kultur fehlen. "Ich stelle mir die Frage, was hier eigentlich gespielt wird?" meint sie. Ganz klar sind Annemarie Obst aus Tröglitz die Zusammenhänge und Hintergründe auch nicht. Es könne doch nicht sein, sagt sie, dass erst etwas gebaut und dann wieder abgerissen würde. Und auch sie möchte wissen, wer schuld an dieser Situation ist. Schlimm wäre es auch für das Theater. Denn bei einem interessanten Angebot würde sie das dann im neuen Haus auch besuchen wollen. Ins Theater will Peter Hensel nicht unbedingt gehen, aber die Frage nach dem Geld lässt ihm keine Ruhe. "Es sind doch wohl Steuergelder, mit denen unserer Oberbürgermeister seine Macht ausspielt? Das ist in meinen Augen krank und kann durch keine Erklärung schön geredet werden. Hoffentlich bleiben die Herren Stadträte dran und klären alles, aber auch alles auf."