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Tierheim Zeitz Tierheim Zeitz: Das sagen die Mitarbeiter ihren Kritikern

Von Angelika Andräs 21.11.2016, 11:27
Alle Katzen laufen im Tierheim frei rum? Nein, nur das Maskottchen darf das. Die anderen sind in den Häusern untergebracht.
Alle Katzen laufen im Tierheim frei rum? Nein, nur das Maskottchen darf das. Die anderen sind in den Häusern untergebracht. HArtmut Krimmer

Zeitz - Herbe Kritik am Zeitzer Tierheim: Vor kurzem ließen mehrere Nutzer im sozialen Netzwerk Facebook Unmut an den Öffnungszeiten und den Mitarbeitern der Einrichtung aus. Leider stand auf Nachfrage der MZ niemand der Kommentierenden zu seiner Meinung oder konkretisierte seine Aussage, damit das Tierheim damit konfrontiert werden konnte.

Wir greifen die Vorwürfe hier dennoch auf und stellen Fakten und Aussagen aus dem Tierheim gegenüber. Rede standen der MZ Tierheim-Leiterin Eva-Maria Bauer und Jacqueline Just, die dort verantwortlich für die Katzen ist. Auch Besucher des Tierheims äußerten sich vor Ort.

Und das beklagten die Facebook-Nutzer:

Die Öffnungszeiten sind viel zu kurz.

Das Tierheim hat pro Tag zwischen anderthalb Stunden und vier Stunden geöffnet. Natürlich können sich ernsthafte Interessenten für ein Tier jederzeit telefonisch melden und einen verbindlichen Termin vereinbaren. Das Tierheim ist kein Zoo, wo man täglich von morgens bis abends Tiere anschauen kann. Die Hauptzeit benötigen die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer, um sich um die Tiere zu kümmern. Selbst wenn nur einmal 30 Minuten eingeplant würden für die Versorgung einer Katze mit Toilette reinigen, Näpfe auswaschen, füttern und Katzenhaus saubermachen und natürlich Streicheleinheiten und das bei 50 Tieren, kann man sich den Aufwand vorstellen. Dazu kommen Fahrten zum Tierarzt, die Hunde müssen ausgeführt werden, Einsätze mit dem Veterinäramt stehen - oft unangekündigt - an. Dann bleibt kaum Zeit, dass sich jemand um Besucher kümmert. Also müssen die Öffnungszeiten beschränkt werden. Da jeden Tag, auch am Wochenende und an Feiertagen geöffnet ist, gab es in der Vergangenheit nie Beschwerden.

Die Mitarbeiter sind unfreundlich und vergraulen die Besucher.

Da die Vorwürfe leider trotz mehrfacher Versuche der MZ nicht konkretisiert wurden, kann das Tierheim auch keine Stellung dazu beziehen. Bei dieser Behauptung gab es allerdings heftigen Widerspruch von Besuchern vor Ort. Übrigens betonten auch Nutzer auf Facebook, wie freundlich sie empfangen wurden.

Man wollte einen Hund nur zusammen mit dem Geschwistertier vermitteln.

Falls es so war - auch hier gab es keine genauen Angaben - so ist das eine übliche Vorgehensweise in allen Tierheimen. Tiere, die sich gut verstehen, vielleicht gemeinsam traumatische Erlebnisse hatten, sollen auch im neuen Zuhause zusammenbleiben dürfen.

Man kann ja keine Katze aus dem Tierheim holen, da 90 Prozent der Katzen reine Wohnungskatzen sind.

Das ist schlichtweg falsch. Von über 30 zur Vermittlung stehenden Katzen sind gerade einmal fünf Wohnungskatzen, wie man auf der Internetseite des Heims nachrechnen kann. Das ist auch der übliche Durchschnitt. Hier denkt sich niemand im Tierheim etwas aus, sondern man versucht, das Tier so zu vermitteln, dass es seinem Wesen und bisherigen Lebensumständen entspricht. Bei Kitten, von denen auch rund 30 zur Vermittlung stehen, kann man noch selbst entscheiden, ob es Wohnungskatzen oder Freigänger werden.

Die meisten Katzen rannten da einfach frei rum.

Auch das ist rundweg falsch. Solche Behauptungen verschlagen den Mitarbeitern glatt die Sprache. Alle Tiere sind in den sieben Katzenhäusern mit eingezäuntem und überdachtem Auslauf untergebracht, wenn sie nicht in der Quarantäne (mit zwölf Boxen) sind. Die Tierheimkatze, traditionell eine Maria, bewegt sich frei auf dem Gelände. Das ist ihr Zuhause.

Die wollen gar keine Tiere vermitteln, sonst würden sie sie schnell „herausgeben“.

Gerade darum geht es nicht - Tiere schnell jemandem mitzugeben. Sie sollen ein gutes Zuhause finden, wo sich der neue Halter darüber im Klaren ist, was - auch finanziell - alles auf ihn zukommt oder zukommen kann. Dann sollte der Mensch zur Katze, natürlich auch zum Hund, passen. Die Bedingungen müssen gegeben sein. Das alles muss im Gespräch geklärt werden, dazu sollten ernsthafte Interessenten auch Zeit einplanen und im Ernstfall sogar mehrmals kommen. Sich ein Tier nach Hause zu holen, bedeutet Verantwortung für viele Jahre. Die Mitarbeiter haben ausreichend schlimme Erfahrungen gemacht, was Menschen mit Tieren anstellen, so dass sie sehr genau hinschauen, ehe ein Tier die Sicherheit des Heims verlässt. Oberstes Ziel ist die Vermittlung, aber verantwortungsvoll.

Die sind selber schuld, dass die Katzenhäuser so voll sind, die behalten ja alle.

Die Katzenhäuser sind so voll, weil offensichtlich trotz aller Vorsorge des Tierschutzvereins Katzen immer wieder zu Menschen kommen, die nicht verantwortungsbewusst sind. Sonst wären die Katzen kastriert und würden nicht, wenn sie dann unerwünscht Junge bekommen, ausgesetzt. Ehe vor einigen Wochen die Welle mit Katzen und ganzen Würfen, die draußen aufgelesen oder halb verhungert aus Wohnungen geholt wurden, begann, waren die Katzenhäuser mit gut 20 Katzen völlig normal belegt. Rechnet man Aufnahmen von Tieren gegen Abgaben, so werden im Durchschnitt mindestens ein bis zwei Tiere pro Tag vermittelt. Das sei sehr gut für „normale Zeiten“.

Wer Probleme mit dem Tierheim hat, kann die gern bei Leiterin Eva-Maria Bauer vor Ort ansprechen. Kontaktdaten und Öffnungszeiten sind auf der Homepage des Tierheims veröffentlicht. Neben den regulären Öffnungszeiten ist außerdem am Sonntag, 27. November von 11 bis 15 Uhr zum Adventsmarkt geöffnet. (mz)