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Teure Knebel-Verträge? Teure Knebel-Verträge Stadtwerke Zeitz?: Andreas Huke erhebt schwere Vorwürfe

Von Sebastian Münster 15.12.2016, 07:00
Andreas Huke, ehemaliger Geschäftsführer der Stadtwerke Zeitz
Andreas Huke, ehemaliger Geschäftsführer der Stadtwerke Zeitz imago/Köhn

Zeitz - Den Zeitzer Stadtwerken sollen in den vergangenen Jahren Millionenbeträge verloren gegangen sein. Das sagt Andreas Huke. Der geschasste Geschäftsführer des Versorgungsunternehmens, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Untreue ermittelt, wird nun seinerseits nicht müde, Vorwürfe gegen seine Ex-Arbeitgeber zu erheben. In einer umfassenden Stellungnahme von Huke ist von Dienstleistungsverträgen die Rede, die der Zeitzer Energieversorger mit einem seiner eigenen Gesellschafter – der Gelsenwasser AG – geschlossen hat.

Stadtwerke Zeitz :Wie viel hat die Gelsenwasser AG verdient?

Die Existenz dieser Verträge hatte das Gelsenkirchener Wasser- und Energieversorgungsunternehmen auf MZ-Nachfrage bereits in der vergangenen Woche bestätigt. Demnach sei vor allem für Dienstleistungen aus dem „kaufmännisch technischen“ und dem „IT-Bereich“ Geld geflossen. Wie viel die Gelsenwasser AG, der 24,5 Prozent der Zeitzer Stadtwerke gehören, neben dem ihr zustehenden Gewinnanteil an den Dienstleistungsverträgen verdient hat, lässt das Unternehmen auf MZ-Nachfrage offen. In seiner Stellungnahme behauptet der ehemalige Stadtwerke-Geschäftsführer, es seien monatlich 15.000 Euro geflossen. Der Vertrag habe demnach bereits bestanden, als der heute 53-Jährige die Funktion als Firmenleiter im Jahr 2000 erstmals übernahm. Allein seitdem seien bis heute so knapp 2,8 Millionen Euro auf diese Weise an die Gelsenwasser AG gezahlt worden. Aber wofür eigentlich?

Huke behauptet, dass bis auf „Unterstützung bei der Unternehmensplanung“, in der Regel binnen einer Woche jeweils im Herbst, und der jährlichen internen Prüfung der Organisationsabläufe nicht viel passiert sei. Der abberufene Aufsichtsratsvorsitzende Volkmar Kunze (FDP) behauptet auf MZ-Nachfrage, dass die Gelsenwasser AG zur „vertiefenden Erörterung“ ihrer Dienstleistungsverträge mit den Stadtwerken nicht bereit gewesen sei.

Dem widerspricht Markus Janscheidt, der die Gelsenwasser AG in den Gremien der Stadtwerke Zeitz vertritt. Demnach gebe es zwei Verträge über eine ganze Reihe von Dienstleistungen des Gelsenkirchener Unternehmens für die Stadtwerke Zeitz, die von Anfang an nötig waren, weil der Versorger in der Elsterstadt nach seiner Gründung Anfang der 1990er-Jahre „mit Nichts gestartet“ sei. Die Steuerung des Zeitzer Blockheizkraftwerks gehöre ebenso zu den Aufgaben der Gelsenwasser AG wie etwa der Materialeinkauf und zahlreiche weitere Planungsleistungen. Die Verträge seien jährlich kündbar. „Sollten sie zum Nachteil der Stadtwerke Zeitz sein, wäre es Aufgabe und Pflicht des Geschäftsführers gewesen, sie zu kündigen.“ Andreas Huke hätte das selbstständig und ohne Zustimmung der Stadtwerke Gremien tun können, so Janscheidt.

Dienstleistungsverträge mit Gesellschaftern von Anfang an

Die Gelsenwasser AG ist praktisch Mitgründer der Stadtwerke Zeitz – damals noch unter dem Namen Niederrheinische Gas- und Wasserwerke. Dienstleistungsverträge mit Gesellschaftern gab es von Anfang an, wie der damalige Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Kmietczyk (Bündnis90/Grüne) berichtet. Das sei damals auch sinnvoll gewesen – nicht für alle Aufgaben habe es von Beginn an das nötige Know-how bei den noch jungen Stadtwerken in Zeitz gegeben. Mehrere hunderttausend D-Mark seien jährlich für die Unterstützung gezahlt worden. Über die Jahre seien auf Bitten der damaligen Geschäftsführer Lothar Hauf und Annelie Zeeh mehr und mehr der Verträge gekündigt worden, so dass das Auftragsvolumen in Kmietczyks Erinnerung auf rund 150.000 D-Mark geschrumpft sei.

Dass es die Verträge und die entsprechenden Dienstleistungen gibt, bestätigt auch Lars Ziemann, aktueller Ko-Geschäftsführer der Stadtwerke Zeitz. Ob Umfang und Inhalt sämtlicher Vereinbarungen noch zeitgemäß sind, überprüfe das Unternehmen momentan. Veranlasst wurde die Prüfung auf Vorschlag des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Volkmar Kunze. Der ehemalige Zeitzer Oberbürgermeister war zunächst mit der Prüfung der intern im September bekannt gewordenen Untreue-Vorwürfe gegen Andreas Huke betraut. Im November wurde Kunze schließlich auf Entscheidung der Gesellschafter wegen Vertrauensverlusts zusammen mit dem Geschäftsführer abberufen.

Andreas Huke hat gegen seine Kündigung mittlerweile geklagt, auch weil ihm keine Gründe genannt worden seien. Die Stadtwerke haben erklärt, Huke habe alle Gesprächsangebote abgelehnt. (mz)