Tattoo-Kunst in Zeitz Tattoo-Kunst in Zeitz: Vom Papier auf die Haut

Zeitz - Ein Hauch von Wohnzimmeratmosphäre herrscht, wenn man den Laden von Tanja Scharr in der Altenburger Straße in Zeitz betritt. Es ist gemütlich, warm und im Hintergrund surrt etwas. Denn gleich nebenan ist das Tätowierzimmer. Konzentriert sitzt sie neben dem Kunden und ist gerade dabei, ihm sein Wunschmotiv auf die Haut zu tätowieren.
Lehrer erkannten Talent
„Früher habe ich vorrangig Tiere gemalt, und das schon, seitdem ich denken kann“, erklärt die 41-Jährige. Das Künstlerische liegt bei ihr in der Familie. Schon ihre Schwester und ihre Nichten griffen gern zu Stift und Papier und zeichneten einfach drauflos. Dass in Tanja Scharr etwas Besonderes steckt, erkannten ihre Lehrer bereits in der Grundschulzeit. „Ich wurde gebeten, die Wände im Gebäude zu gestalten. Die Lehrer haben mein Können dann so richtig herausgekitzelt“, erinnert sie sich. Dabei zeichnete sie oft einfach drauflos, ohne darüber nachzudenken.
„Irgendwas entstand dabei immer, und die Menschen um mich herum waren begeistert“, so die Künstlerin. Mit 16 Jahren begann sie in Samara (Russland) ein Studium für Architektur und Kunst, danach arbeitete sie als Malerin. 1995 zog die damals 21-Jährige der Liebe wegen nach Deutschland. Hier absolvierte sie eine Ausbildung zur Mediendesignerin für Print und Web. So richtig Fuß fassen konnte sie jedoch nicht in dem Beruf und zeichnete dafür wieder umso mehr, versuchte, ihre Bilder in der Stadt zu verkaufen.
„Zum Glück kam dann mein Oli, und alles wurde anders“, sagt sie und meint damit ihren jetzigen Ehemann. Dieser erkannte sofort das Talent seiner Tanja, unterstützte sie und gab ihr wieder Mut, an sich zu glauben. „Wir machen da was draus“, versprach er 2008. Es folgten Ausstellungen ihrer Bilder zum Beispiel im Krankenhaus, auf der Haynsburg oder in Cafés der Stadt. Und dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte.
„Mein Mann und sein Kumpel waren angeln und kamen mit einer Idee zurück, die mir gefiel“, erinnert sie sich. Wenn sie so gut malen kann, warum dann nicht auch auf Haut? Nun kam die Zeit, das alles in die Nadel umzusetzen und auf den Körper zu bringen. Bei einem befreundeten Tätowierer erkundigte sie sich, nahm erste Grundkenntnisse mit und lernte im Selbststudium immer und immer mehr. „Geübt habe ich auf Äpfeln, Birnen, Bananen und natürlich auf mir selbst“, erzählt sie. Auch die Kommunikation mit russischen Kollegen habe ihr viel Wissen eingebracht.
Vom Hintern bis zur Fußsohle
Am 1. November 2010 eröffnet sie mit ihrem Mann ihr eigenes Studio. „Oli ist mein Organisationstalent und regelt die Termine und alles drumherum. Ich zeichne, entwerfe und tätowiere“, erklärt sie die Aufgabenverteilung. Seit fünf Jahren existiert der kleine Laden nun schon, und Tanja Scharr bemalt immer noch jede Menge Körperteile ihrer Kunden. Vom Hintern bis zur Fußsohle ist alles schon dabei gewesen. Wichtig ist der 41-Jährigen, dass niemals Routine in ihre Arbeit kommt.
„Jedes Werk, jeder Kunde und jede Haut ist anders. Auch die Motive variieren, und das ist gut so“, meint sie. Hinter jedem Bild steht meistens eine lange Vorarbeit. Der Kunde kommt mit einer Vorstellung in den Laden, Tanja Scharr bringt das Ganze zu Papier, gestaltet und entwirft so lange, bis es ihm gefällt. Erst dann kommt das Ganze auf die Haut. Eine Sitzung dauert etwa drei Stunden. „Danach brauchen sowohl der Kunde als auch ich eine Pause. Das ist kein Spaziergang und auch irgendwie eine Art medizinischer Eingriff“, erklärt sie.
Sie selbst ist auch von Kopf bis Fuß mit Bildern bemalt. „Da ich immer im Studio bin, komme ich so selten raus und bin blass. Deshalb die vielen bunten Bemalungen“, lacht Tanja Scharr. Wenn sie mal keine Zeit in ihrem Geschäft verbringt, liest sie gern einmal ein gutes Buch oder nimmt mal wieder den Stift und Papier zum Zeichnen in die Hand und genießt die Zeit mit ihrem Mann und den beiden Katzen und Hunden. (mz)
Weitere Informationen gibt es auf: www.tanjastattoo.de
