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Straßen gestrichen Straßen gestrichen: Warum das Anwohner und Geschichtsinteressierte gleichermaßen ärgert

Von Angelika Andräs 08.02.2019, 12:05
Die Otto-Schauer-Straße und die Cariusstraße in Zeitz gibt es nicht mehr. Sie gehören jetzt zur Naumburger Straße.
Die Otto-Schauer-Straße und die Cariusstraße in Zeitz gibt es nicht mehr. Sie gehören jetzt zur Naumburger Straße. René Weimer

Zeitz - Wie fühlt man sich als Anwohner, wenn man auf einmal einen Brief der Zeitzer Stadtverwaltung erhält, in dem steht, dass es die Straße, in der man wohnt, nicht mehr gibt? „Die Otto-Schauer-Straße wurde eingezogen.

Damit hat sie nicht mehr den Charakter einer öffentlichen Straße und es ist erforderlich, eine Änderung des Straßennamens und der Hausnummer vorzunehmen“, las Denisz Bajai in diesem Brief. Auf einmal wohnte er in der Naumburger Straße. Und sollte seine Unterlagen entsprechend ergänzen. Wobei „auf einmal“ eigentlich falsch ist. Und mit „Unterlagen ergänzen“ ist es leider auch nicht getan.

Zeitz setzt 15 Jahre alten Stadtratsbeschluss um

Die Verwaltung hat nämlich im Jahr 2018 einen gut 15 Jahre alten Stadtratsbeschluss umgesetzt. Genau genommen wurde die „Einleitung eines Einziehungsverfahrens“, wie es amtsdeutsch heißt, wenn eine Straße aus dem Stadtplan und aus dem Stadtbild verschwindet, sogar schon am 22. Dezember 2002 einstimmig vom Stadtrat beschlossen.

Die Begründung für die damalige Vorlage der Verwaltung: Die Cariusstraße und auch die Otto-Schauer-Straße werden für den öffentlichen Verkehr nicht mehr benötigt. „Laut Straßengesetz des Landes Sachsen-Anhalt kann eine Straße eingezogen werden, wenn sie keine Verkehrsbedeutung mehr hat oder überwiegend Gründe des öffentlichen Wohls vorliegen.“

Weiter heißt es in der Vorlage der Stadt, die der MZ vorliegt: „Hier gilt dann wieder ausschließlich bürgerliches und nicht mehr öffentliches Recht. Mit der Einziehung entfallen Gemeingebrauch und Sondernutzung. Die Namensgebung wird davon nicht berührt.“ Dem entgegen wurden die Namen von Cariusstraße und Otto-Schauer-Straße aber verändert.

Anwohner üben Kritik an Straßenumbenennung in Zeitz

Die Straßen gehören jetzt zur Naumburger Straße. Anwohner meinen, dass die neuen Hausnummern - bestehenden Nummern der Naumburger Straße wurde a, b oder c angehängt - für Zusteller und Anwohner alles schwieriger machen.

„Ich schreibe jetzt immer meine alte und meine neue Adresse“, sagt auch Denisz Bajai, „das ist ziemlich umständlich.“ Und es gebe dennoch oft Probleme. Das wäre verhindert worden, hätte man die Straßenbezeichnung gelassen. Und noch etwas ärgert Bajai: „Die Kosten für alle nötigen Ummeldungen und Anschreiben trägt natürlich nicht die Stadt, die das verfügt hat, sondern der Bürger. Und da kommt schon einiges zusammen.“ Ganz abgesehen von dem Aufwand, sich überall umzumelden, wo man die Adresse hinterlegt hat und neue Karten und Ausweise zu beantragen.

Einen anderen Aspekt bringt Kai-Uwe Schmidt, Schmiedemeister und passionierter Heimatforscher, ins Spiel. „Es handelt sich bei Otto Schauer und Rosalie Carius um Leute, die eine große Rolle in der Zeitzer Stadtgeschichte gespielt haben. Sie verschwinden damit aus dem Stadtbild.“ Ärgerlich sei es umso mehr, als die Stadt nun wieder einen weiblichen Straßennamen weniger habe.

Zu dem Vorgang stellte die MZ mehrere Fragen an die Stadtverwaltung. Eine Antwort ist zugesichert, verzögert sich aber, da die nötigen Recherchen aufwendiger seien, heißt es aus dem Rathaus.

(mz)