Stinkern geht's an den Kragen
Zeitz/MZ. - Jürgen Böttcher, Geschäftsführer der Südzucker Bioethanol GmbH in Zeitz, blickt stolz auf das zurückliegende Geschäftsjahr. Rund 230 000 Kubikmeter Bioethanol wurden da in dem Unternehmen produziert, doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Ebenso stolz ist Böttcher darauf, was das Unternehmen zur Reduzierung von Lärm- und Geruchsbelastungen geleistet hat. Denn nunmehr halte man die von der Genehmigungsbehörde klar formulierten Grenzwerte zu Geruchs- und Lärmemission ein - eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die geplante Erweiterung der Anlage in Angriff genommen werden könne.
Um die von Anwohnern massiv beanstandeten Belästigungen zu reduzieren, hat die Bioethanol GmbH im Vorjahr nicht nur eine Leitung zur Verbrennung der Abluft gebaut und eine Einhausung im Bereich der Destillation zur Lärmminimierung. In diesem Jahr werden noch drei weitere Maßnahmen wirksam. So ist seit Februar ein Abluftwäscher in Betrieb, der säurehaltige Abluft neutralisiert und deren rückstandsfreie Verbrennung ermöglicht. Zudem wurden weitere Abluftquellen auf Schlempe-Behältern, Pelletkühler und Trocknung in Leitungen gefasst. Diese Luft entweicht nun nicht mehr, sondern wird ebenfalls der Verbrennung zugeführt. Dritte Maßnahme ist die komplette Erneuerung des Biofilters und dessen Ausstattung mit verbessertem Material, der die Abluft aus Fermentation und Destillation aufnimmt und sie neutralisiert. "Mit allen drei Maßnahmen haben wir eine drastische Reduzierung der Luftemission erreicht", sagt Böttcher. Er betont: "Unser Ziel muss es sein, dass die Bioethanolanlage nicht mehr wahrnehmbar, als Quelle von Ärger nicht relevant ist." Nur das sei für die Bürger im Umfeld von Bedeutung.
Dass mit der geplanten Erweiterung, die heute mit Erdarbeiten beginnt, neue Emissionsprobleme auftreten, ist laut Böttcher nicht zu erwarten. Gebaut werden eine zweite Destillation und eine zweite Fermentation. Bioethanollager, Getreideanlieferung, -mühle und Trocknung bleiben unverändert. Zusätzlich verarbeitet wird nicht Weizen, sondern bis zu 250 000 Kubikmeter Dicksaft, ein Zwischenprodukt aus der Zuckerrübenverarbeitung. Der fließt durch eine Leitung aus den Tanks der benachbarten Zuckerfabrik. Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus soll im März nächsten Jahres sein.
Böttcher sagt: "Seit dem Start der Bioethanolproduktion in Zeitz haben wir viel Lehrgeld gezahlt. Es war eine schwierige Lernkurve." Mit Bioethanol habe sich Südzucker auf ein neues Geschäftsfeld begeben und sich beim Bau der Anlage auf Partner verlassen müssen. Dies sei nicht ohne Konflikte abgelaufen und habe zu materiellem und Imageschaden für das Unternehmen geführt. Der Konflikt werde jetzt vor Gericht ausgetragen.