Es ist viel zu trocken für Maronen Stefan Fischer zieht ein ernüchterndes Fazit der Pilzsaison
Welche Auswirkungen der Klimawandel schon jetzt auf die Früchte des Waldes hat.

Kayna/MZ - „Wir hatten ein außergewöhnliches Pilzjahr“, sagt Stefan Fischer. Der Mann aus Kayna hat dabei den Überblick, denn er ist Pilzberater und gehört zum Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM).
In seinem Arbeitszimmer stehen Mikroskope, die das Objekt der Begierde bis zu 1.000-fach vergrößern können. „Denn die Optik ist das Merkmal der Pilze, welches am unstabilsten ist und man daher besser gründlich guckt“, sagt Fischer. Das Vorkommen der Pilze ist regional sehr unterschiedlich, so gab es 2020 in Sachsen große Vorkommen vom giftigen Pantherpilz. 2021 wurde der ebenfalls giftige Grünling zum Pilz des Jahres ausgerufen und jenen hat Fischer ausgerechnet in dieser Saison in der Lindenberger Kiesgrube gefunden. 2022 ist der Fliegenpilz Pilz des Jahres,
Hallimasch und Fliegenpilze sind spärlich gesät
„In dieser Saison fehlen die Maronen, auch Hallimasch und Fliegenpilze sind eher spärlich gesät“, erzählt der 64-Jährige. So „entspricht das Pilzjahr nicht meinen Erwartungen.“ Außergewöhnlich häufig treten dafür zahlreiche Verwandte der Pfifferlinge auf. Bei seinem Streifzug durch den Zeitzgrund hat er zuletzt Trompetenpfifferlinge gefunden. In Thüringen wiederum gibt es gute Funde von Steinpilzen.
Worin können die Urschen für die regionalen Unterschiede liegen? In Sachsen-Anhalt, Nord-Sachsen und Brandenburg fehlt nach drei aufeinanderfolgenden trockenen Sommern immer noch die Feuchtigkeit in der Erde. Oberflächlich scheint es zwar feuchter als in den vergangenen Jahren, aber in der Tiefe fehlt das Wasser weiterhin. Die Bodenfeuchtigkeit hat sich noch nicht wieder reguliert. Und meist kam es in jüngster Vergangenheit vor allem zu Starkregen, den der Boden nicht so schnell aufnehmen konnte.
Fachliteratur wie die Zeitschrift für Pilzkunde wird digitalisiert
Andererseits begünstigte die Feuchtigkeit in diesem Jahr die Ausbreitung von Springkraut, Brennnessel und wilden Brombeeren im Wald. Diese überwuchern den Boden und dadurch ist kein Pilzwachstum möglich. Auch kranke Bäume fallen immer mehr um, bedecken den Boden und erschweren das Wachstum der Pilze. Hinzu kamen die späten Nachtfröste im Mai, was vermutlich zu zahlreichen Frostschäden am Myzel unter der Erde führte.
Doch dem Pilzberater aus Kayna wird nicht langweilig. Obwohl er erst im Jahr 2018 seine Prüfung als Pilzsachverständiger ablegte, gehört er schon zum Bundesvorstand Vorstand der DGfM. Als Diplom-Bibliothekar hat er auch zu Hause in Kayna eine private Buchsammlung. Darüber hinaus digitalisiert er für den Verband Fachliteratur wie die Zeitschrift für Pilzkunde. Die DGfM feierte in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und Fischer schrieb aus diesem Anlass ein Buch. „Es ist reine Fachliteratur und wird nicht im Buchhandel, sondern nur über unsere Internetseite vertrieben“, sagt Fischer. So reiste er zu zahlreichen Veranstaltungen, war gerade erst am vergangenen Wochenende zur Herbsttagung der Pilzsachverständigen des Landes.
Weitere Informationen unter www.dgfm-ev.de

