Startschuss im Schlachthaus
Roda/MZ. - Stolz hält Bernd Schrimpf ein Schreiben des Landrates in der Hand, der dem Rodaer für seinen Beitrag zum Neujahrsempfang des Burgenlandkreises dankt. "Eine schöne Anerkennung unserer Arbeit", freut sich der 64-Jährige. Der Schneckenzüchter hatte zur Veranstaltung Kostproben seiner Produkte aus Schneckenfleisch beigesteuert. Die hatte er vorab gemeinsam mit Ehefrau Eleonore frisch produziert und das im eigenen kleinen Schlacht- und Verarbeitungshaus. Dieses ist in den letzten Monaten auf dem eigenen Grundstück entstanden und darf seit Jahresende mit offizieller Genehmigung nach EU-Richtlinien betrieben werden. "Damit sind wir der erste deutsche Schlacht-, Zucht- und Verarbeitungsbetrieb für Schnecken nach EU-Norm", erläutert Schrimpf.
Fast 15 000 Euro haben Schrimpfs in den Ausbau der Aufenthaltsräume der früheren Baufirma, die der Rodaer betrieb, in eine kleine Schlacht- und Verarbeitungsstrecke investiert. Der größte Teil wurde in Eigenleistung und mit Unterstützung von Familie und Freunden erledigt. Zudem hat das Ehepaar Schrimpf auch einen Lehrgang besucht, um für die Lebensmittelherstellung gewappnet zu sein. Das neue Klein-Schlachthaus macht nun die Fahrten zum Schlachten der Tiere nach Frankreich überflüssig. "Das spart Zeit und Geld und ich kann dem Kunden garantieren, dass er ausschließlich unsere Produkte bekommt und damit wirklich regionale Dinge auf dem Teller hat", macht Bernd Schrimpf deutlich.
Zudem könne er auch Frische garantieren, denn jede Schlachtung und Verarbeitung werde in einem Schichtbuch notiert und könne anhand der Etiketten auf den Produkten rückverfolgt werden, erläutert der Schnecken-Fachmann. "Würde überall so gearbeitet, könnte man sich die Diskussion um Gammelfleisch sparen", ist er überzeugt.
Zur Zeit sind die Schrimpfs dabei eine Vermarktungsstrategie zu erarbeiten. Dazu soll im Frühjahr auch ein eigener Hofladen seine Pforten öffnen. Sowohl private Interessenten als auch interessierte Gastronomen sollen damit als Kunden angesprochen werden. Eine Gaststätte in Mannsdorf sowie ein italienisches Restaurant in Zeitz haben schon jetzt die Schrimpfschen Weichtiere im Angebot. Und auch das Weingut Triebe reicht Schneckenkräuterbutter bei Weinverkostungen.
Schnecken konnte das Ehepaar Schrimpf in der zurückliegenden Saison übrigens reichlich ernten. Denn die erst im vergangenen Frühjahr auf ihrer Rodaer Zuchtanlage eingesetzten "Cornu aspersum maxima", eine französische Schneckenart, gedieh aufgrund einer speziellen Futterbeimischung prächtig. "Ich wollte es gar nicht glauben, dass die Tiere so gut wachsen. Wir hatten wenig Verluste", berichtet Schrimpf.
Zur Zeit lagern die Tiere, die zur Überwinterung nicht wie die gewöhnliche Weinbergschnecke einen Kalkdeckel, sondern nur eine Trockenhaut bilden, im einstigen Milchkeller auf seinem alten Bauerngehöft. Bei Bedarf können sie kurzfristig in der gewünschten Menge geschlachtet und verarbeitet werden, alles in Handarbeit wie Bernd Schrimpf betont.