Skandal um Stadtwerke Zeitz Stadtwerke Zeitz: Wer ist eigentlich Andreas Huke?

Zeitz - Jeder spricht über den nunmehr ehemaligen Geschäftsführer der Stadtwerke Zeitz GmbH, Andreas Huke, und den Skandal, den sein Rausschmiss ausgelöst hat. Und doch hat in Zeitz jeder ein anderes Bild von Huke: Da ist der Geschäftsführer in Schlips und Kragen, der fußballaffine Huke, der auch mit dem Ball umgehen kann, die schillernde Persönlichkeit, die gern in der Öffentlichkeit steht und mit großformatigen Plakaten von sich reden macht. Und da ist der Mann mit dem Cowboyhut neben dem Ex-Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP) in Prescott, Arizona, USA.
Doch schon bei der Frage, wie kam Huke eigentlich zu den Stadtwerken, gehen die Augenbrauen nach oben. Wer also ist der Mann, der stetig aufstieg, seine Position genoss und nun so tief gefallen ist?
Andreas Huke: Diplomingenieur und Produktionsleiter
Andreas Huke wurde 1962 in Sandersleben geboren. Nach der Schule absolvierte er von 1985 bis 1989 ein Hochschulfernstudium Maschinenbau an der Universität Leipzig. Bis 1992 führte er das Studium an der Technischen Universität Chemnitz weiter mit der Spezialisierung Fertigprozessgestaltung und schloss als Diplomingenieur ab. Bis 1990 arbeitete er dann in der Omega Elektrogeräte GmbH in Altenburg, ab 1987 als Leiter des Entwicklungslabors. Danach war er zwei Jahre als Produktionsleiter für Trinkwasserversorgung bei der Midewa GmbH Halle tätig.
Ex-Geschäftsführer war Abgeordneter zwischen SPD und CDU
In den 1990er Jahren saß Andreas Huke für die SPD im Zeitzer Stadtrat und zog auch bei der Wahl im Juni 1999 wieder als gewählter Volksvertreter in das Gremium ein. Für die SPD war er auch Kreisrat. 2003 gehörte er noch zum Vorstand des SPD-Ortsvereins. Im Juni 2004 schied er ohne Angabe von Gründen aus dem Stadtrat aus. Im August desselben Jahres verließ er die Fraktion SPD/Bündnis 90/Grüne im Kreistag, wo er fortan als fraktionsloser Abgeordneter verblieb.
Die Stadtwerke Zeitz GmbH sind kein kleines, sondern das größte kommunale Unternehmen in der Region. Andreas Huke war immerhin Chef von über 100 Mitarbeitern, davon elf Lehrlinge. Derzeit versorgt das Unternehmen rund 6.000 Wohnungen, öffentliche Einrichtungen und Verbrauchermärkte mit rund 30 Millionen kWh Wärme. Die Wärme wird ebenso wie etwa 40 Prozent des Stromverbrauchs von 43 Millionen kWh im eigenen erdgasbefeuerten Blockheizkraftwerk erzeugt. Für das Unternehmen bedeutete das im Jahr 2014 über 45 Millionen Euro Umsatz und knapp drei Millionen Jahresüberschuss. Tochtergesellschaften sind die Burgenland Energie GmbH, Netzbetreiber Redinet Burgenland GmbH, Burgenland Medienportal GmbH und Burgenland Eco Energie GmbH.
Am 9. Mai 2005 sorgte eine Meldung für Aufsehen: Aufmerksame Beobachter stellten während der Sitzung des Kreistages fest: Der bisher fraktionslose Andreas Huke (auf SPD-Mandat im Kreistag) ist nunmehr Mitglied der CDU-Fraktion. Huke sagte damals dazu: „Ich bin aus der SPD ausgetreten, nachdem ich gedrängt wurde, mein Mandat niederzulegen. Ich gehöre der CDU-Fraktion als Parteiloser an, damit ich künftig in den Gremien des Kreistages mitarbeiten kann.“ Im neuen Kreistag ab 2007 war Huke nicht mehr vertreten.
Huke als Geschäftsführer der Stadtwerke
1992 kam der Wechsel zu den Stadtwerken in Zeitz. Geschäftsführer waren damals noch Lothar Hauf und Annelie Zeeh. Huke begann hier als Betriebsleiter. Als der technische Geschäftsführer Hauf zum 31. Oktober 1999 und die kaufmännische Geschäftsführerin Zeeh zum 31. Dezember 1999 ausschieden, war die Suche nach einem neuen Geschäftsführer ein akutes Problem für die Gesellschafter. Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke erklärte nach einer Gesellschaftersitzung Mitte November 1999, man befinde sich unter Zeitdruck und bemühe sich sowohl um eine Übergangslösung als auch um eine langfristige Besetzung der Leitungspositionen. Aus den zuvor zwei Geschäftsführern wurde allerdings mit Beginn des Jahres 2000 ein Alleingeschäftsführer der Stadtwerke: Huke.
Stadtwerke Zeitz: Sponsor und Mäzen in vielen Bereichen
Nicht nur im Sport waren die Stadtwerke Zeitz der Förderer Nummer 1 in Zeitz. Viele Vereinsvertreter sind sich einig, dass ohne das Engagement von Andreas Huke nicht so viel Geld in Zeitzer Vereine, Veranstaltungen, Bildungseinrichtungen und eigens organisierte Höhepunkte, wie zugkräftige Fußballspiele geflossen wäre.
Besonders eng verbunden fühlte sich Andreas Huke, wenngleich er auch in anderen Vereinen im Vorstand saß oder finanziell unterstützte, mit dem 1. FC Zeitz. Die Stadtwerke waren aber auch Paten für die Jugendfeuerwehr, sponserten erst im Dezember 2015 einen Kleinbus für die ehrenamtliche Arbeit. Übergaben von Geld oder Autos nahm er gern selbst vor.
Andreas Huke war enger Verbündeter des Oberbürgermeisters Volkmar Kunze
Andreas Huke und Volkmar Kunze, der ehemalige Zeitzer Oberbürgermeister, der zum selben Zeitpunkt wie Huke aus seinem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke flog, kamen sehr gut miteinander klar. Nach eigener Aussage wurde Kunze als Aufsichtsratsvorsitzendem zu viel Nähe zum Geschäftsführer vorgeworfen. Viel diskutiert bis heute bleiben ihre gemeinsamen Reisen nach Prescott, wo Huke in den US-amerikanischen Zeitungen neben Kunze als offizieller Vertreter der Stadt Zeitz begrüßt wurde.
Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt ermitteln wegen Verdacht auf Untreue gegen Huke
Wie ein Paukenschlag kam am 16. November die Meldung, dass Huke und Kunze von den Gesellschaftern mit sofortiger Wirkung ihrer Posten enthoben wurden. Mittlerweile ermitteln Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt wegen des Untreueverdachts gegen Huke. Immer neue Details kommen ans Licht.
Andreas Huke ist für Fragen zu der vermeintlichen Untreue-Affäre nicht zu erreichen.
(mz)