Stadtwerke-Affäre Stadtwerke Zeitz Untreue-Affäre: Bundesliga auf Firmenkosten

Zeitz/Halle (Saale) - Der umstrittene langjährige Geschäftsführer der Stadtwerke in Zeitz, Andreas Huke, hat über Jahre hinweg Politiker, Unternehmer und hochrangige Beamte zu kostspieligen Reisen eingeladen. Mit Ausflügen zu Fußball-Bundesligaspielen sollten die Gäste offenbar für das kommunale Unternehmen eingenommen werden.
Untreue-Skandal bei den Stadtwerken in Zeitz: Andreas Huke spendierte kostspielige Reisen
Polizeibeamte nahmen etwa an Ausflügen nach Gelsenkirchen zu Spielen des FC Schalke 04 teil. Das geht aus Unterlagen und Fotos hervor, die der MZ vorliegen und von Andreas Huke angefertigt wurden. Huke war im November entlassen worden. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue.
Die Zeitzer Stadtwerke hatten offenbar über Jahre eine Loge in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen genutzt. Ab dem Jahr 2001 sind nach Hukes Angaben jeden Spieltag bis zu zwölf Gäste eingeladen worden - oft mit Übernahme der Übernachtungskosten.
Stadtwerke Zeitz: Huke lud Polizeibeamte zu Schalke-Spielen ein
Diese Gäste kamen auch aus der Polizeidirektion in Halle. So sollen sich ein leitender Beamter des Polizeireviers in Zeitz und ein hochrangiges Mitglied der Kripo von Huke zu Schalke einladen lassen haben. Beide haben sich auf Anfrage der MZ nicht dazu geäußert, warum sie mit Hukes Stadtwerken nach Gelsenkirchen gefahren sind und wer die Kosten getragen hat.
„Zu Lasten der Stadtwerke Zeitz sind ausschließlich Events wahrgenommen worden, die auch der Unternehmensentwicklung dienen“, schreibt Huke in einer Stellungnahme zu den Vorwürfen. Es sei um die „öffentliche Wahrnehmung“ gegangen.
Die Einladungen von Größen aus Politik und Wirtschaft sollten also vor allem das Image aufpolieren. Dass Übernachtungskosten von den Stadtwerken bezahlt wurden, sei auch den Aufsichtsgremien des Unternehmens bekannt gewesen, so Huke. Auch die Rechnungsprüfer sind nach seinen Angaben über die Schalke-Loge und die Reisen informiert gewesen.
FC Schalke 04 bei Zeitzer Stadtwerken beliebt: Das ist der Grund
Dass ausgerechnet Schalke bei den Zeitzer Stadtwerken so beliebt war, hängt mit deren Gesellschafter-Struktur zusammen. Die Hälfte des Unternehmens gehört der Stadt Zeitz, knapp ein Viertel der Anteile hält die Gelsenwasser AG mit Sitz in Gelsenkirchen. Beteiligt ist auch das größte ostdeutsche Energieunternehmen, EnviaM. Auch deren Vertreter waren bei Spielen auf Schalke zu Gast.
So standen über Jahre hinweg viele der für die Stadtwerke relevanten Partner, aber auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, auf der Einladungsliste von Geschäftsführer Andreas Huke. Auch kleine Geschenke gab es. „Jeder Besucher der Loge erhielt einen Schal in den Farben des FC Schalke 04“, so Huke. (mz)