Stadtwerke Zeitz Stadtwerke Zeitz: Peilsender an der Firmen-Flotte angebracht?

Zeitz - Die Staatsanwaltschaft hat bei ihren Ermittlungen im Untreue-Skandal bei den Zeitzer Stadtwerken das Landeskriminalamt eingeschaltet, um die zahlreichen Vorwürfe gegen den früheren Geschäftsführer Andreas Huke zu prüfen. Unter anderem wird dem geschassten Stadtwerke-Boss vorgeworfen, Dienstfahrzeuge mit GPS-Sendern ausgerüstet zu haben und so Mitarbeiter und sogar Firmenfremde überwacht zu haben.
Das geht aus einem Schreiben des früheren Personalchefs der Stadtwerke hervor, das der MZ vorliegt. Dieses Schreiben hatte vor wenigen Wochen auch interne Ermittlungen ausgelöst und am Ende zur Abberufung des langjährigen Geschäftsführers Huke geführt. Huke selbst hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert - auch am Freitag war der Ex-Chef der Stadtwerke nicht erreichbar.
Verdeckte Ortung?
Ob die Staatsanwaltschaft den Hinweisen bezüglich der GPS-Ortung in der Stadtwerke-Autoflotte nachgeht, wollte die Behörde nicht bestätigen. Die Vorwürfe des Ex-Personalchefs wiegen schwer: Demnach sollen zahlreiche Fahrzeuge des Unternehmens ohne Kenntnis der Benutzer mit Ortungssystemen ausgestattet worden sein. Zugriff auf die Daten soll Andreas Huke sowohl per Computer als auch mobil von unterwegs aus gehabt haben.
Hinzu kommt: Auch Fahrzeuge, die an Dritte vermietet oder durch Sponsoring-Verträge weitergegeben wurden, sollen mit Peilsendern ausgestattet und vom damaligen Geschäftsführer jederzeit ortbar gewesen sein. Und selbst an Fahrzeugen aus dem Bekanntenkreis des abberufenen Geschäftsführers sollen derartige Sender angebracht worden sein.
Auf Nachfrage ist diese Überwachungstechnik einem ehemaligen Fuhrpark-Leiter der Stadtwerke aus dessen aktiver Zeit unter dem abberufenen Geschäftsführer unbekannt. Zwar habe es in früheren Jahren Ortungstechnik in den Fahrzeugen der Stadtwerke gegeben. Die sei damals aber für jedermann sichtbar verbaut worden, um die vorgeschriebenen Fahrtenbücher durch modernere Technik zu ersetzen. Das System habe sich nach einigen Jahren schlicht als zu ungenau und kompliziert erwiesen, so dass es etwa 2009 wieder abgeschafft und aus allen Fahrzeugen entfernt worden ist, so der Ex-Mitarbeiter weiter. Die nun untersuchte Überwachung soll sich erst danach zugetragen haben.
Die interne Prüfung bei den Stadtwerken läuft noch immer, teilte Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) mit. Mit Ergebnissen rechnen die Gesellschafter des Unternehmens nicht vor Mitte Dezember. Geprüft wird in diesem Zusammenhang auch, ob Angehörige des abberufenen Geschäftsführers Andreas Huke in den Besitz ehemaliger Dienstwagen der Stadtwerke kamen. Konkrete Schilderungen des früheren Personalchefs beziehen sich auf einen VW Touareg.
Fuhrpark im Visier
Ohnehin betrifft ein Großteil der untersuchten Vorwürfe den Fuhrpark der Stadtwerke. Ob die Nutzung der Fahrzeuge in jedem Fall ausreichend dokumentiert und – bei Vermietung an Dritte – vertraglich und finanziell einwandfrei geregelt war, soll die Betriebsprüfung ebenfalls ermitteln.
Die korrekte Verbuchung der Fahrzeugnutzung bei den Stadtwerken zu prüfen, sei in den vergangenen Jahren stets Sache einer Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gewesen. Unregelmäßigkeiten seien dabei nie festgestellt worden, so Volkmar Kunze. Der ehemalige Zeitzer Oberbürgermeister war in der vergangenen Woche im Zuge der Betriebsprüfung ebenfalls von seinem Posten als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke enthoben worden. (mz)