Stadtwerke Zeitz Stadtwerke Zeitz: Neue Vorwürfe gegen Andreas Huke und Volkmar Kunze

Zeitz - Einer der größten kommunalpolitischen Skandale der vergangenen Jahre erschüttert derzeit die Stadt Zeitz im Burgenlandkreis. Der Paukenschlag kam vergangene Woche: Der langjährige Geschäftsführer der Zeitzer Stadtwerke, Andreas Huke, musste seinen Hut nehmen – fristlos.
Das gleiche gilt für den Aufsichtsratsvorsitzenden Volkmar Kunze. Dem FDP-Politiker war im Mai eine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister verwehrt geblieben. Den üblicherweise seinem Nachfolger vorbehaltenen Sitz an der Spitze des Stadtwerke-Gremiums räumte der Wahl-Verlierer aber nicht.
Stadtwerke-Gesellschafter in Zeitz prüfen Vorwürfe gegen Huke und Kunze
Unbequeme Fragen müssen derzeit auch die Linken klären. Horst Heller, Chef der Linkenfraktion im Stadtrat und Vize der Fraktion im Kreistag des Burgenlandkreises, ist im Zuge der MZ-Berichterstattung in den Fokus geraten. Mit Vorwürfen eines Ex-Mitarbeiters der Stadtwerke konfrontiert, gab der Zeitzer zu, in seiner Zeit als Aufsichtsrat der Stadtwerke mit Erlaubnis des Ex-Chefs Andreas Huke einen kostenlosen Dienstwagen genutzt zu haben. Kraftstoff habe Heller selbst gezahlt. Werkstattkosten seien den Stadtwerken, anders als von dem ehemaligen Fuhrparkleiter geschildert, nach Hellers Schilderung keine entstanden. Nach MZ-Informationen handelte es sich um einen silberfarbenen VW Golf, den Heller erklärtermaßen eineinhalb Jahre auch privat genutzt hat. Der Linkenchef hält die Sache selbst für „unbedenklich“.
Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei nicht mehr möglich, so der knappe Kommentar der Stadtwerke-Gesellschafter zur einstimmigen Abberufung der Doppelspitze. Doch seit vergangener Woche kommen immer neue, teils schwere Vorwürfe gegen den langjährigen Geschäftsführer Andreas Huke ans Licht.
Den Stein ins Rollen brachte im September der Brief eines ehemaligen Mitarbeiters, der der MZ vorliegt. In dem Schreiben schildert der frühere Personalleiter teils haarsträubende Dinge, die die Gesellschafter nun überprüfen lassen. Seit einigen Tagen befassen sich auch die Staatsanwaltschaft Halle und das Landeskriminalamt mit dem Fall. Eingegangen waren mehrere anonyme Anzeigen. Der Vorwurf lautet Untreue. Und immer wieder geht es dabei um den Fuhrpark der Stadtwerke Zeitz.
Ob die Fahrzeuge allzu freigiebig und undokumentiert von allerhand Unbefugten auf Einladung des Geschäftsführers genutzt worden sind, wird dabei ebenso geprüft, wie die Frage, ob und wie einige ehemalige Dienstwagen der Stadtwerke Zeitz GmbH in den Besitz Angehöriger und Bekannter von Andreas Huke gelangt sind. Und sogar der Vorwurf systematischer Überwachung steht im Raum.
Der mitteilsame Ex-Mitarbeiter berichtete den Stadtwerke-Gesellschaftern von mit Peilsendern bestückten Fahrzeugen, deren Position der abberufene Geschäftsführer jederzeit auch auf dem eigenen Mobiltelefon verfügbar gehabt haben soll. Besonders pikant: Derart überwacht worden sein soll nicht nur die Firmenflotte, sondern auch Fahrzeuge aus dem Bekanntenkreis des beschuldigten Ex-Chefs.
Andreas Huke und Zeitzer Ex-Oberbürgermeister Volkmar Kunze: Umstrittene Dienstreisen sorgten schon früher für Zweifler
Der heute 53-jährige Andreas Huke übernahm die Führung des Kleinstadtversorgers im Januar 2000. Hinzu kam die Kontrolle über mehrere, neu gegründete Tochterunternehmen. Die schillernde bis exzentrische Art des Ex-Chefs ist in Zeitz schon fast legendär. Bereits zu aktiven Zeiten hatte Andreas Huke mit Einladungen an Kommunalpolitiker, Unternehmer und Journalisten zu Bundesligaspielen in VIP-Logen des Gelsenkirchener Schalke-Stadions und die Münchner Allianz Arena für Staunen gesorgt.
Haben Kunze und Huke Dienstreisen als Privaturlaub bezeichnet?
Unvergessen sind in der Elsterstadt bis heute auch die umstrittenen Dienstreisen des Duos Andreas Huke und Volkmar Kunze. Zwei Trips nach Prescott im US-Bundesstaat Arizona in den Jahren 2012 und 2013 hatte der frühere OB und abberufene Aufsichtsratsvorsitzende Kunze stets als Privaturlaub bezeichnet. Die dortige Lokalpresse lichtete das Duo als offizielle Vertreter der Stadt Zeitz ab und feierte erfolgreiche Verhandlungen in puncto Städtepartnerschaft.
Besonders übel nahmen die Zeitzer dem Ex-OB Kunze eine Russlandreise zum Höhepunkt der Elsterflut im Sommer 2013. Offizieller Zweck der Reise: Eine dreitägige Konferenz in Uljanowsk an der Wolga. Zurück kehrte Kunze aber erst deutlich später aus Moskau – zusammen mit Stadtwerke Chef Huke. Der Grund: Das Duo hat angeblich über Gaslieferungen für Zeitz verhandelt.
Landrat Ulrich fordert Gespräch mit Oberbürgermeister Christian Thieme
Es sind Episoden wie diese, wegen denen die beiden geschassten Führungskräfte schon zu Amtszeiten viele Zweifler hatten. Zweck, Dauer, Ziel und Gäste der Dienstreisen von Andreas Huke rücken nun ebenfalls in den Fokus der betrieblichen Prüfung. Längst fragen sich nicht mehr nur die Zeitzer, was in ihrer Stadt jahrelang gespielt wurde und wer davon wusste. Auch CDU-Landrat Götz Ulrich hat angekündigt, seinen Parteikollegen im Zeitzer Rathaus, Christian Thieme, um ein Gespräch zu bitten.
Der vor einigen Monaten gewählte Zeitzer Oberbürgermeister selbst hat nach eigenem Bekunden vor, den Stadträten in der kommenden Sitzung des Gremiums Rede und Antwort zu stehen – nicht öffentlich. Mit einem Ergebnis der Betriebsprüfung rechnen die Stadtwerke-Gesellschafter nicht vor Mitte Dezember.
Ex-Stadtwerke-Chef Andreas Huke ist seit seiner Abberufung für die MZ nicht erreichbar. (mz)