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Stadtwerke Zeitz Stadtwerke Zeitz: Ein kostenloses Auto für den Linkenchef?

Von Sebastian Münster 24.11.2016, 07:25
Bislang herrscht Schweigen: Die Gesellschafter der Stadtwerke berufen sich auf ihre Verschwiegenheitspflicht.
Bislang herrscht Schweigen: Die Gesellschafter der Stadtwerke berufen sich auf ihre Verschwiegenheitspflicht. Peter Kramer

Zeitz - Die Abberufung des ehemaligen Chefs der Stadtwerke Zeitz wird zum kommunalen Skandal. Noch immer ermittelt die Staatsanwaltschaft Halle gegen Andreas Huke. Doch bis es soweit kam, hat es einige Zeit gedauert. Die Chronologie der Ereignisse wirft Fragen auf: Wussten auch andere von den möglichen Verfehlungen des schillernden Ex-Chefs?

Wegen offenbar entscheidender Hinweise ehemaliger Mitarbeiter hatten die Gesellschafter der Stadtwerke eine Betriebsprüfung veranlasst. Die Dokumente liegen der MZ zum Teil vor. Darin werden schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Geschäftsführer Andreas Huke erhoben. Aber auch einzelne Stadträte und amtierende wie ehemalige Aufsichtsratsmitglieder werden bezichtigt, sich auf Kosten der Stadtwerke Vorteile verschafft zu haben.

Stadtwerke-Fuhrpark genutzt?

Einer der Beschuldigten ist der Linken-Fraktionschef im Stadtrat und ehemalige Stadtwerke-Aufsichtsrat Horst Heller. Der soll über drei Jahre ein Auto aus dem Fuhrpark der Stadtwerke genutzt haben – und zwar inklusive Tankkreditkarte und freier Werkstattwahl auf Kosten des Unternehmens.

„Das stimmt so nicht“, sagt Heller auf MZ-Nachfrage. Er habe in seiner Funktion als Aufsichtsrat einen Dienstwagen beantragt, weil er selbst keinen Pkw besitzt. Stadtwerke-Chef Andreas Huke habe das genehmigt. Genutzt habe er das Fahrzeug „höchstens eineinhalb Jahre“ – auch privat, so Heller. Werkstattkosten seien keine angefallen. Den Kraftstoff habe er selbst bezahlt.

„Aus meiner Sicht ist das unbedenklich“, gibt Heller auf Nachfrage zu Protokoll. Auch von Beraterverträgen und Aufwandsentschädigungen ist in den Dokumenten die Rede. Heller habe nie als Berater für die Stadtwerke fungiert. Verträge habe es auch keine gegeben. Bis auf die regulären Aufwandsentschädigungen für seine Teilnahme an Aufsichtsratssitzungen sei kein Geld geflossen, gibt der Linken-Stadtrat zu Protokoll.

Teil der Dokumente ist auch ein offener Brief „zu den langjährigen, skandalösen Ereignissen bei den Stadtwerken Zeitz“, der offenbar schon 2013 auch an sämtliche Zeitzer Stadträte und Aufsichtsräte gehen sollte. Unklar ist aber, ob der Brief sie je erreicht hat oder ob er nur ein Entwurf geblieben ist. Die Fraktionen von SPD, Linken und den Freien Wählern erklären auf Nachfrage, erst durch die jüngsten Veröffentlichungen der MZ von der Abberufung der Doppelspitze der Stadtwerke, von der vorangegangenen Betriebsprüfung und von Untreue-Vorwürfen gegenüber dem abberufenen Geschäftsführer Andreas Huke erfahren zu haben.

Eventuelle Schwierigkeiten mit den beiden Führungskräften seien nie Thema im Stadtrat gewesen, so SPD-Fraktionschefin Annette Eschner. Die Ergebnisse der jährlichen Wirtschaftsprüfung der Stadtwerke hätten dazu auch keinen Anlass gegeben. Eschner erwartet, dass Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) den Stadtrat über die Vorgänge bei den Stadtwerken informiert. Für alles Weitere gebe es den Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung. „Und es gibt diese Gremien schließlich nicht umsonst“, so Eschner.

Dokumente bringen Licht ins Dunkel

Bereits im Mai habe es die ersten kritischen Nachfragen zum Zweck einiger Tochterfirmen der Stadtwerke gegeben, erinnert sich Dieter Kmietczyk (Bündnis90/Die Grünen) an seine Zeit im Aufsichtsrat. Dass es eine Betriebsprüfung gibt, sei ihm damals von den Gesellschaftern nicht mitgeteilt worden.

Die Dokumente bringen Licht ins Dunkel um die Abberufung des Geschäftsführers der Stadtwerke Zeitz. Andreas Huke selbst ist telefonisch nicht erreichbar. Die beiden größten Gesellschafter der Stadtwerke neben der Stadt Zeitz, die Gelsenkirchener Gelsenwasser AG und die Chemnitzer EnviaM, berufen sich auf ihre Verschwiegenheitspflicht. Das tut nach wie vor auch Oberbürgermeister Christian Thieme, der die Stadt Zeitz in der Gesellschafterversammlung vertritt. (mz)

Andreas Huke
Andreas Huke
René Weimer