Sport für die Zunge Sport für die Zunge: Dieser Zeitzer spielt seit 27 Jahren rumänische Panflöte

Zeitz - Betritt man die Wohnung von Daniel Jonderko, wird man sogleich von der plüschigen Norweger-Katzendame Flora in Empfang genommen. Sie folgt ihm auch, als er seine Panflöte holen geht. Der 41-Jährige aus Zeitz bringt ein gebogenes Holzblasinstrument mit. Die Rundung unterscheide die rumänische Panflöte von der Variante aus den südamerikanischen Anden, an die man bei diesem Instrument eher denkt.
Zum Spielen müsse es unterhalb der Lippen angesetzt werden, ähnlich, als würde man in eine Bierflasche blasen, um einen Ton zu erzeugen. Die Lippen sind aufeinandergepresst, dann geradeaus pusten, auch die Zunge spielt eine Rolle. Versucht es jemand, der das noch nie gemacht hat, dauert es ein Weilchen, ehe ein Ton herauskommt. „Manche stellen sich das Spielen einfach vor, dabei sehen sie nicht, dass das jahrelange Übung ist“, sagt Jonderko, der dieses Hobby seit 27 Jahren pflegt.
Panflöten-Spieler aus Zeitz: „Wenn ich ein, zwei Stunden spiele, dann ist das von der Zunge her Hochleistungssport.“
„Wenn ich ein, zwei Stunden spiele, dann ist das von der Zunge her Hochleistungssport.“ Hauptberuflich arbeitet er als Krankenpfleger im Zeitzer Georgius-Agricola-Klinikum. Wenn er mal einen Auftritt hat, dann helfen ihm die Kollegen und tauschen mit ihm den Dienst. Das Flöte spielen sieht er als Ausgleich zu seinem Job. „Die Musik ist das, was mich erdet“, sagt er. Vor oder nach einer Schicht gibt er auch sein Wissen weiter, seit etwa elf Jahren unterrichtet er zusätzlich an der Musikschule Bluhm.
Auf die Panflöte ist Jonderko gekommen, als er sie auf einer Schallplatte seines Vaters hörte. „Man kann viel Gefühl in dieses Instrument reinlegen. Der Klang und das große Tonspektrum faszinieren mich bis heute“, sagt der gebürtige Zeitzer. Als seine Faszination für die Panflöte begann, konnte er bereits Blockflöte spielen. Im Alter von neun Jahren hatte Jonderko damit angefangen. „Mich hat es immer zu den Blasinstrumenten gezogen“, sagt der Hobby-Musiker. Sein Vater und Großvater waren schon musikalisch, sie machten Tanzmusik. Doch die Panflöte war zu DDR-Zeiten exotisch, es gab sie nicht zu kaufen, erzählt Jonderko. So versuchte er, sich aus Holzteilen selbst eine zu basteln. Die war zwar spielbar, doch kein Vergleich zu einer professionell gefertigten Flöte.
Panflöte: Autodidaktisch brachte Jonderko sich das Spielen bei
Über eine Bekannte im Westen bekam er so eine, als Belohnung dafür, dass er sich um deren hier verbliebene Mutter kümmerte. Autodidaktisch brachte Jonderko sich das Spielen bei, dabei habe vor allem die Schulung des musikalischen Gehörs geholfen. „Wenn ich mir drei, vier Mal etwas anhöre, dann kann ich das nachspielen“, sagt der Krankenpfleger. In Zeitz traf er auf den rumänischen Musiker Constantin Scrobanita, der ihm das Spielen der Querflöte beibrachte. Vieles davon schaute sich Jonderko auch für die Panflöte ab. Später knüpfte er Kontakte mit internationalen Musikern, die hauptberuflich Panflöte spielen. Man besuche sich gegenseitig auf Konzerten, tausche sich aus, erzählt der Zeitzer. So lerne er auch weiterhin.
Seit wenigen Jahren lernt der Hobby-Musiker nun auch das Dudelsack spielen, der Panflöte bleibt er dennoch treu. Zusammen mit seiner Frau interessiert er sich für Schottland und verbringt dort Aktivurlaube mit ihr. Daher auch sein Faible für den Dudelsack. Mit dem wie auch mit der Panflöte tritt er in der Region auf. Für das neue Jahr plane er bereits Veranstaltungen. (mz)