Sofort in alte Schäferei verliebt
Thierbach/MZ. - Das Blöken der Schafe ist lange schon verstummt auf dem einstigen Bauernhof am Ende des Romsdorfer Weges in Thierbach. Trotzdem herrscht seit einiger Zeit wieder Leben auf dem Gelände. Zumindest an den Wochenenden und in den Ferien. "Im letzten Sommer haben hier wohl an die dreißig Leute auf dem Grundstück campiert. Am Tage wurde auf dem Bau gearbeitet und abends am Lagerfeuer auf der Gitarre gespielt", erinnert sich Claudia Schützhold an romantische Sommerstunden.
Die 34-jährige Leipzigerin werkelt gemeinsam mit Ehemann Heiko und der Unterstützung von Freunden und Verwandten seit fast drei Jahren an dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäudekomplex herum. "Im nächsten Jahr wollen wir einziehen", haben sich die Schützholds ein Ziel gesetzt.
Dass es die Leipziger ins kleine Thierbach verschlagen hat, ist eigentlich die Schuld von Ehemann Heiko. Der 36-jährige freiberufliche Bausachverständige schrieb seine Diplomarbeit über das Gutshaus im benachbarten Quesnitz und entdeckte dabei auch das Bauerngrundstück in Thierbach. Und da er einst auf einem Bauernhof südlich von Leipzig, der später der Kohle weichen musste, groß wurde, kam das Interesse des jungen Mannes nicht von ungefähr.
"Wir haben uns sofort in das Haus und das Grundstück verliebt", erzählt Ehefrau Claudia. Auch wenn beiden klar war, dass jede Menge Arbeit auf die Familie wartete, schließlich waren Teile des Hauses regelrecht eingefallen und mussten abgerissen und neu aufgebaut werden.
Der Zustand des Gebäudes verwundert nicht, schließlich gehört es zu den ältesten im Dorf. "Wir haben Ziegel entdeckt, die mit der Jahreszahl 1789 datiert waren. Und auch die Scheune scheint 1835 erbaut", berichtet Heiko Schützhold.
Damit die Familie an den Wochenenden nicht immer wieder nach Leipzig zurück musste, schaffte man sich erst einmal einen alten Wohnwagen an, was natürlich für die beiden sieben- und neunjährigen Söhne besonders abenteuerlich war. "Für sie ist das hier das Paradies, es ist immer irgendwie wie Urlaub. Sie haben hier zudem eine kleine Werkstatt und können basteln. Und selbst die Kindergartengruppe unseres Jüngsten feierte hier in Thierbach ihr Abschlussfest", berichtet Claudia Schützhold, die in Leipzig als Physiotherapeutin arbeitet und sich einmal in der Scheune eine kleine Praxis einrichten möchte.
Viel Wert haben die Leipziger auf eine ökologische Bauweise und auf die Nutzung alter Techniken gelegt und das nicht nur, weil der Denkmalschutz zu beachten war.
So wurden die Fenster und das Dach mit Hanf gedämmt. Und auch das alte Fachwerk wurde wie früher mit Lehm aufgefüllt. Selbst die Holzfenster kommen nicht von der Stange, sondern Heiko Schützhold hat sie mit Unterstützung eines befreundeten Fensterbauers, der ihn so manchen Handgriff lehrte, selbst gebaut. Fast anderthalb Jahr hat der Baufachmann für den Bau der insgesamt dreißig Fenster, die zur Zeit gerade eingebaut werden, gebraucht.