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Industriegeschichte in Zeitz So wurde Zeitz zum Zentrum der Herstellung von Kinderwagen in Deutschland

Zeitz wurde ab 1870 das Zentrum der Herstellung von Kinderwagen in Deutschland. Doch wie kam es eigentlich dazu?

Von Petrik Wittwika Aktualisiert: 07.03.2022, 12:19
Zeitz wurde zur Stadt der Kinderwagen, vor allem, als nach 1870 die Produktion ausgeweitet wurde und Ernst Albert Naether unermüdlich auf Messen und bei Kunden Werbung für die Kin derkutschen aus Zeitz machte.  Dieser Briefkopf der Firma E.A. Naether aus den 1920er Jahren zeigt sehr schön die Anlage der Fabrik in der Badstubenvorstadt, die dann später Zekiwa wurde. Das große Eckgebäude ist erhalten geblieben und wird zurzeit aufwendig saniert. Die markante Fassade bleibt erhalten. Danach wird das Zeitzer Stadtarchiv hier einziehen.
Zeitz wurde zur Stadt der Kinderwagen, vor allem, als nach 1870 die Produktion ausgeweitet wurde und Ernst Albert Naether unermüdlich auf Messen und bei Kunden Werbung für die Kin derkutschen aus Zeitz machte. Dieser Briefkopf der Firma E.A. Naether aus den 1920er Jahren zeigt sehr schön die Anlage der Fabrik in der Badstubenvorstadt, die dann später Zekiwa wurde. Das große Eckgebäude ist erhalten geblieben und wird zurzeit aufwendig saniert. Die markante Fassade bleibt erhalten. Danach wird das Zeitzer Stadtarchiv hier einziehen. Foto: Archiv Petrik Wittwika

Zeitz/MZ - Nach 1870 setzte die Phase ein, die Zeitz zur Stadt der Kinderwagen werden ließ. Es entstand die Zeitzer Kinderwagenindustrie als stark exportorientierter Gewerbezweig. Dieser Aufstieg ist untrennbar und an erster Stelle mit der Firma E.A. Naether verbunden, die um 1870 neben zahlreichen Korbmachern in der Umgebung bereits „zeitweise 100 Mann“ beschäftigte und die anderen Betriebe (Degelow, Pfeiffer, Wünsch & Sträßner) hinsichtlich der Beschäftigungszahl in den Schatten stellte. Was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass der aus Schlesien stammende Schmiedemeister August Wünsch bis zu seinem frühen Tod 1889 ein Unternehmen begründet hatte, das sich am Schützenplatz unter seinen Nachfolgern zur zweitstärksten Zeitzer Kinderwagenfabrik („Phönix-Werk“) entwickeln sollte. Jener Otto Böhme, der nach Wünschs Tod Mitinhaber der Firma „Wünsch &Pretzsch“ wurde, hatte zur vor als junger Reisender jahrelang in den Diensten der Firma E.A. Naether gestanden und reiche Erfahrungen gesammelt, die ihn für eine leitende Stellung befähigt hatten.