Sekt Sekt: Mumm gut für Rotkäppchen-Standort
Freyburg. - Eine Nachricht, die für Aufsehen gesorgt hat: Die Rotkäppchen Sektkellerei Freyburg übernimmt die beiden westdeutschen Marken Mumm und MM. Es stellt sich aber die Frage nach den Konsequenzen für den Standort Freyburg. Mit Rotkäppchen-Geschäftsführer Gunter Heise sprach unser Redakteur Gerd Stöckel.
Die gute Nachricht aus der Saale-Unstrut-Region hat auch viele Journalisten gefreut. Doch was bringt Ihre "Neuerwerbung" eigentlich für die Region selbst?
Heise: Freyburg mit "y" ist mal wieder in aller Munde, Saale-Unstrut wird als leistungsstarke Region wahrgenommen. Zum anderen: Mit der Übernahme sichern wir den Standort Freyburg. Mit knapp 50 Millionen Flaschen im zurückliegenden Geschäftsjahr hat der Umsatz eine Höhe erreicht, die sich kaum noch steigern lässt. Die Kosten hingegen steigen. Auch die Beschränkung auf eine einzige Marke ist ein Risiko. Wir hatten nur die Wahl, uns als Braut fein zu machen oder selbst auf Brautschau zu gehen. Wir haben Letzteres getan. Das lässt uns die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, was am Standort Freyburg geschieht.
Freyburg, so sagten Sie, soll Sitz der Firmen-Zentrale bleiben, andererseits sollen Eltville (Mumm) und Hochheim (MM) ihre Selbstständigkeit behalten. Wie muss man sich das vorstellen?
Heise: Freyburg wird Sitz der Rotkäppchen-Gruppe zu der dann auch Mumm und MM gehören. Produziert werden die jeweiligen Marken in den Tochterunternehmen an den jeweiligen Standorten.
Es wird doch aber wohl eine Zusammenarbeit zwischen den Töchtern geben.
Heise: Natürlich. Durchaus denkbar, dass in Freyburg auch mal eine andere Marke abgefüllt wird. Auch beim Einkauf - etwa der Grundweine oder der Flaschen - wird es wohl Abstimmungen geben. Es ist doch klar, dass wir Synergie-Effekte nutzen wollen. Doch es ist zu früh, um Konkretes zu sagen. Wir hatten bisher noch keine Gelegenheit, uns in den Unternehmen in Hochheim und Eltville intensiver umzusehen und darüber zu reden, was möglich wäre.
Welche Rechtsform wird die Rotkäppchen-Gruppe haben?
Heise: Da sitzen die Experten dran. Vergessen Sie nicht, dass der Spruch der Kartellbehörden in den USA und Kanada noch aussteht.
Wieso interessieren sich die für Rotkäppchen?
Heise: Für Rotkäppchen weniger. Aber für den Verkauf der Wein- und Spirituosensparte des Getränkekonzerns Seagram an die Unternehmen Diageo und Pernod Ricard, der kürzlich erfolgte. Mumm und MM, die wir von den beiden letztgenannten Unternehmen erwerben wollen, stammen aus dem Paket von Seagram.
Bleibt in der Rotkäppchen-Geschäftsführung alles beim Alten?
Heise: Es bleibt bei einer Gruppe von fünf Gesellschaftern, von denen vier auch Geschäftsführer sind. Eigner sind meine Kollegen Jutta Polomski, Ulrich Wiegel, Dr. Lutz Lange und ich. Mitgesellschafter ist die Familie Eckes-Chantré - also Herr Harald Eckes-Chantré und seine beiden Töchter.
Auch wenn Sie sich zum Kaufpreis nicht äußern - die damit verbundene finanzielle Belastung wird den Gewinn von Rotkäppchen und damit die Gewerbesteuer für Freyburg erst mal schmälern.
Heise: Ein Unternehmen produziert ja nicht in erster Linie, um Gewerbesteuern zu zahlen. Und selbst wenn jetzt eine "Delle" kommen sollte, wird sich die Akquisition langfristig auszahlen. Es wäre ein Fehler, die Folgen für den Standort nur an der Gewerbesteuer festzumachen. Was gut ist für Rotkäppchen, ist gut für den Standort.
Wenn es für Sie was zu feiern gibt, Herr Heise, werden Sie künftig die Wahl haben, ob Sie eine Flasche Rotkäppchen aufmachen oder eine Flasche Mumm.
Heise: Es wird vom Anlass abhängen. Die Marken ergänzen sich hervorragend. Rotkäppchen als die Traditionsmarke mit hoher Indentifikation in den neuen Ländern, Mumm als anspruchsvolle Premium-Marke, Jules Mumm als eine Sektmarke für junge Konsumenten und MM als eine Traditionsmarke der alten Länder.