Schwimmunterricht Schwimmunterricht: Ein Drittel Nichtschwimmer

ZEITZ/WEISSENFELS/MZ - Schwimmer, Schwimmer, Nichtschwimmer - zählte man eine Reihe von Viertklässlern ab, hieße es bei jedem Dritten: Er ist kein sicherer Schwimmer. Denn lediglich 64 Prozent erfüllen mindestens die Anforderungen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze, mit dem sicheres Schwimmen attestiert wird. Die Daten stammen vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt, das sie aus einer Befragung der Schwimmlehrkräfte nach vergangenem Schuljahr erhoben hat.
Den Zeitzer Schwimmkoordinator Volker Schade überraschen diese Ergebnisse nicht: „Das deckt sich in etwa mit dem, was ich bei uns beobachte“, sagt er. Seine eigene Erhebung ergibt für vergangenes Schuljahr, dass ohne Förderschüler 73 Prozent der Mädchen und Jungen als sichere Schwimmer, also mit dem Bronze-Abzeichen den Schulsport Schwimmen beenden. Das spiegelt die Situation in Zeitz wider, koordiniert er doch für Stadt und Umgebung 14 Grundschulen und zwei Förderschulen hinsichtlich des Schulschwimmens.
Sport in der Freizeit fehlt
Auch Amtskollegin Almut Scheibert, die für das Weißenfelser Bad 17 Schulen aus der Saalestadt, Teuchern, Hohenmölsen und Lützen koordiniert, kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Eine Ausnahme war das vergangene Schuljahr: Da haben nur die Hälfte der Grundschüler das Bronze-Abzeichen geschafft. „Das lag auch an den Doppelstunden“, sagt Almut Scheibert. Sie wurden aber mit einem Erlass nahezu abgeschafft. Scheibert erinnert, dass zu DDR-Zeiten rund 90 Prozent der Schüler als sichere Schwimmer die dritte Klasse beendeten. Damals hatte nur jedes zehnte Kind Probleme im Wasser. Wie kommt das?
Schade und Scheibert zählen verschiedene Gründe auf. Die Weißenfelser Koordinatorin Scheibert sagt: „Die Kinder sind nicht mehr so belastbar, viele haben keine Bewegungsvoraussetzungen.“ Kollege Schade ergänzt: „Oft reicht die Koordinationsfähigkeit nicht, weil die sportliche Bewegung fehlt, auch das Lungenvolumen ist vielfach geringer.“ Das stört insbesondere beim Tauchen, das laut Angaben des Kultusministeriums der häufigste Grund dafür ist, dass das Bronze-Abzeichen nicht erreicht würde.
Die Schwimmkoordinatoren sehen einen Teufelskreis darin, dass Eltern ihre Kinder schon bei kleinen Beschwerden und Unwohlsein entschuldigen. Dabei sei es gerade für ängstliche Schüler wichtig, viel Zeit im Wasser zu verbringen, sagt Almut Scheibert. Und sobald Ausfälle entstehen, seien sie schwer aufholbar, die Motivation sinke zusätzlich. Und da in der Schule sehr auf Technik geachtet wird, wirke es sich nachteilig aus, wenn Stunden fehlen. Die richtige Technik spare Kraft. Wer aus Unkenntnis dann ineffiziente Bewegungen mache, ermüde schnell, schaffe also nur kürzere Strecken.
Schwimmkurse sind voll
Almut Scheibert sagt, sie beobachte Entschuldigungen gerade bei jenen Kindern, die die schulische Übung bräuchten. Gleichwohl gibt es auch die Eltern, die sich wünschen, dass die Kinder möglichst zeitig, auf jeden Fall vor der dritten Klasse, das Schwimmen lernen. Das zeigt sich an vollen Lernkursen, die in Weißenfels und Zeitz angeboten werden. „Wenn wir unsere Kurse im September anbieten, sind die eine Woche später voll“, bestätigt Ulf Krause, Sachgebietsleiter Bäder der Stadt Zeitz.
Die Ergebnisse sind so erschreckend, weil nach wie vor Menschen in Seen, Flüssen und Meeren ertrinken. Die jüngste Statistik der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zeigt, dass allein im Jahr 2011 in Deutschland 410 Menschen ertrunken sind. Die Daten fürs zurückliegende Jahr 2012 werden Ende des Monats März veröffentlicht.
Öffnungszeiten der ’Schwimmhalle in der Freiligrathstraße Zeitz: montags 7 bis 11 Uhr, dienstags 14 bis 22 Uhr, donnerstags 7 bis 11.30 Uhr, von 13 bis 18 Uhr und von 20 bis 22 Uhr, freitags von 7 bis 12 Uhr und von 13 bis 22 Uhr, samstags sowie sonntags von 7 bis 13 Uhr und von 15 bis 19 Uhr.
