Schwerverletzter auf der B180 bei Zeitz Schwerverletzter auf der B180 bei Zeitz: Dieser Mann ist ein Lebensretter

Zeitz - Ein abgerissener Kotflügel, vor allem aber das schnelle Handeln von Hartmut Kirmse (57) haben einem 19-Jährigen aus Zeitz (Burgenlandkreis) am Sonntagmorgen wahrscheinlich das Leben gerettet. Der junge Mann war auf der B?180 verunglückt und dabei mit seinem Wagen seitlich gegen einen Baum gekracht.
Kirmse war nach seiner Nachtschicht auf dem Weg nach Hause, nach Altpoderschau in Thüringen, und wollte nur noch ins Bett. Plötzlich, kurz hinter Zeitz in Richtung Meuselwitz, entdeckte er dann einen Kotflügel auf der Straße. „Ich habe abgebremst, wollte zunächst rechts vorbeifahren“, erinnert sich der 57-Jährige. Wie automatisch habe er sich aber umgedreht, über die linke Schulter geschaut und dann eine Hand gesehen, die sich bewegte und aus dem Straßengraben ragte. Den ramponierten Unfallwagen hat er zunächst gar nicht wahrgenommen.
Schreckliche Szenerie
Kirmse überlegte nicht lange. Rückwärtsgang. Schauen was passiert ist. Helfen. Ja, helfen, das wollte er. Was er hörte, ließ ihn zittern, vor Angst, vor Schrecken, vor Aufregung. „Das Unfallopfer hat um Hilfe gerufen, es hat vor Schmerzen geschrien“, erinnert sich der Retter am Tag danach und gibt zu, dass er eigentlich kein Blut sehen könne.
Noch immer zittert seine Stimme, wenn er über das Erlebte redet. Und das verwundert nicht. Denn bei dem Unfall war dem jungen Mann aus Zeitz ein Bein unterhalb des Knies abgetrennt worden. Ein Anblick, den Hartmut Kirmse nicht so schnell vergessen wird. Doch er entschied schnell. Sein Handy funktionierte nicht, also konnte er auf diesem Weg keine Hilfe holen. Dass sehr schnell ein anderer Helfer vorbeikommen könnte, glaubte Kirmse nicht. Er wusste aus Erfahrung, wie leer die B 180 am Sonntagmorgen gegen sechs Uhr ist.
Also versuchte er selbst so gut es ging zu helfen. „Bleib ruhig, ich fahr dich ins Krankenhaus“, sagte er dem Schwerverletzten. Und irgendwie schafften es Kirmse und das Opfer gemeinsam ins Auto des Retters. Mit dem 19-Jährigen auf dem Beifahrersitz seines Kombis fuhr Kirmse so schnell es ging ins Zeitzer Klinikum. Das befindet sich fast in Sichtweite der Unfallstelle. Dort angekommen rannte er rasch zur Rezeption. Medizinische Hilfe kam. Das Bein war allerdings nicht mehr zu retten. Der abgetrennte Unterschenkel wurde später an der Unfallstelle gefunden.
"Getan, was getan werden musste"
„Ich hatte keinen Nerv, auch nur eine Minute zu überlegen“, sagt der 57-Jährige im Rückblick. Und immer wieder erzählt er, wie er versucht habe, nur das Nötigste zu sehen, wie er immer wieder die Zähne zusammengebissen habe. „Noch mal möchte ich nicht in solch eine Situation kommen“, sagt er. Dass er mit seinem Handeln offenbar einem Menschen das Leben gerettet hat, nimmt Kirmse bescheiden: „Ich habe getan, was ich tun musste.“
Aus Sicht von Michael Eckel, Leitender Oberarzt der Unfallchirurgie am Zeitzer Agricola-Klinikum, hat Kirmse in der Situation genau richtig gehandelt. Das Unfallopfer habe sich in einem lebensbedrohlichen Zustand befunden. „Jetzt geht es dem jungen Mann den Umständen entsprechend gut“, berichtete Eckel gestern Nachmittag. Wie es zu dem Unfall auf der B?180 kommen konnte, ist bislang unklar, so die Polizei. (mz)