Schlaglöcher Schlaglöcher: Kalt erwischt in Zeitz

Zeitz/MZ - Woran merkt man, dass Frühling wird? An den Schlaglöchern. Zwar zitiert Frank Hartmann lachend diesen Spruch und zeigt in Richtung Hochhaus, aber er fügt auch gleich an: „Lustig ist das allerdings in Zeitz nicht.“ Er dreht sich um und zeigt auf eines seiner Lieblingsschlaglöcher. Da, wo die Käthe-Niederkirchner-Straße in die Virchowstraße und diese dann in die Röntgenstraße einmündet, ist die Fahrbahn wellig. Ein großes Loch zeigt sich auch in diesem Frühjahr wieder. „Es wird vermutlich auch in diesem Jahr wieder zugeschmiert“, meint ein älterer Anwohner, der dazugekommen ist, „das hier ist schon zwei-, dreimal repariert worden. Winter, Frost, Frühling - und das Loch ist wieder da.“
Nicht nur dieses. Es gibt natürlich neue Schlaglöcher, die sich nun, vom Eise befreit, in so vielen Straßen von Zeitz zeigen, dass die Liste vermutlich kürzer wird, Straßen ohne Winterschäden zu nennen. Aber es sind viele Löcher wieder aufgebrochen, die bereits im Vorjahr oder sogar schon mehrfach repariert wurden: in Zeitz-Ost, auch in den Nebenstraßen der Niederkirchnerstraße, in der Tröglitzer Straße, im Schlangenweg, Hainichener Dorfstraße, Weißenfelser Straße, Schützenstraße und, und, und.
Auch in diesem Jahr sind die Reparaturtrupps bereits unterwegs. Seit Ende März. „Wir als Stadt Zeitz haben die Firma L.S.T. Straßen- und Tiefbau GmbH beauftragt, die Notreparaturen von Winterschäden auf den Gemeindestraßen durchzuführen“, sagt Pressesprecher Sebastian Nicolai, „die Firma muss die Reparaturen mit so genanntem Kaltbitumen machen. Nur dieser Kaltbitumen kann bei den jetzigen Witterungsverhältnissen sinnvoll eingesetzt werden.“ Mit anderen Reparaturverfahren, wie dem Patchen, kann aber erst bei Temperaturen ab 15 Grad Celsius gearbeitet werden. Überall zugleich können die Kaltbitumenverteiler allerdings auch nicht sein. Vorerst heißt es: Es werden größere Gefahrenquellen auf den stadteigenen Straßen beseitigt. Vorrangig wurden zum Beispiel der Platanenweg, die Weißenfelser Straße, die Käthe-Niederkirchner-Straße oder die Straße an der Theodor-Arnold-Promenade bearbeitet.
„Es werden natürlich die Schwerpunkte nach den Verkehrsschwerpunkten gesetzt“, sagt Nicolai. Gut zu wissen ist allerdings, dass man Hinweise aus der Bevölkerung sehr ernst nimmt. Sie werden alle gesammelt, wie Nicolai erläutert, so schnell wie möglich überprüft und, wenn sie zu den akzeptierten Schwerpunkten gehören, auch sofort in den Reparaturplan aufgenommen. Der wird ständig ergänzt. „Wir nehmen natürlich immer weiter die Schäden an unseren stadteigenen Straßen auf und reagieren dementsprechend“, betont Nicolai. Im Hinblick auf die Kreis- und Landesstraßen, auf denen noch keine Reparaturtrupps gesichtet wurden, fügt er an: „Die Stadt kann mit ihren finanziellen Mitteln aber nur die Straßen reparieren, für die sie auch zuständig ist.“
Allerdings wurde das Budget in diesem Jahr auch wieder deutlich erhöht. Waren es in den vergangenen Jahren maximal 300 000 Euro, die für Straßenreparaturen zum Einsatz kamen, so stehen 2013 immerhin 400 000 Euro im Haushaltsplan. Außerdem soll zumindest eine Straße im Herbst 2013, spätestens ab Frühjahr 2014 grundhaft ausgebaut werden, nämlich die Tröglitzer Straße. „Die ist eigentlich nicht mehr befahrbar“, meint ein Ehepaar kopfschüttelnd, das sie aber regelmäßig befahren muss. „Wir wohnen ja hier im Dichterviertel. Schauen Sie da mal, wie kaputt die Straßen sind, ob Schillerstraße, Goethestraße, Lessingstraße, Pestalozzistraße, und da sind fast alle Häuser saniert und bewohnt!“ Hier müsste dringend etwas getan werden. „Sonst ziehen hier auch immer mehr Leute weg.“
In der Unterstadt überlegt Transporter-Fahrer Ulf Schmidt nicht lange. „Die Weißenfelser Straße lädt zum Slalom ein, aber da ist, glaube ich, schon was gemacht worden“, sagt er, „Leipziger und Naumburger gehen. Aber hier die Donaliesstraße und Nebenstraßen - schlimm.“ Er kommt allerdings auch nach Weißenfels, Merseburg, Bitterfeld und ins Thüringische und weiß, dass es da nicht viel besser aussieht. „Ich bin mir nicht sicher, ob das die Kommunen immer wieder allein stemmen können“, meint er kopfschüttelnd.
Familie Arnold hat gerade das Auto auf dem Neumarkt abgestellt. „Wir fahren regelmäßig in die Stadt, da wissen wir mittlerweile schon, wo wir unserem Auto zuliebe besser nicht fahren sollten.“ Doch sie stellen gerade jetzt fest, dass ihnen dieses Wissen wenig nützt. Denn die Umleitungsstrecken, die viele Insider angesichts der Baumaßnahmen am Altmarkt und am Kalktor benutzen, sind kaum noch passierbar. „Humboldtstraße, Agricolastraße oder Semmelweisstraße , die müssen saniert werden, wenn die Umleitung zu Ende ist“, erklärt Arnold, „der Steinsgraben macht einem fast Angst.“ Er winkt ab, die Aufzählung würde einfach zu lang. „Ich möchte nicht in der Haut der Verantwortlichen der Stadt stecken, die wissen ja gar nicht, wo sie zuerst hinsollen“, sagt er kichernd, „und wenn sie fertig sind, können sie wieder anfangen.“