Sanierungsstau Sanierungsstau: Eltern klagen über schreckliche Zustände in der Grundschule

Zeitz - Schon von außen sieht es jeder: Die Rollos an der Grundschule Zeitz-Ost hängen schief, jedes auf einer anderen Höhe. „Fassen sie die Rollos bloß nicht an, die meisten sind kaputt und wir haben Angst, dass sie herunterfallen“, warnt Schulleiterin Iris Seidemann.
Innen bietet sich ein ähnliches Bild: Von sechs Fenstern lassen sich nur vier öffnen, an den anderen fehlen die Griffe. „Der Zustand der Fenster ist eine Katastrophe, nicht einmal die Hälfte der Fenster lässt sich überhaupt noch öffnen. Die Kinder sitzen im Halbdunkel und müssen bei künstlichem Licht arbeiten. Im Sommer blendet die Sonne, im Winter ist es durch die halb geschlossenen Rollos zu dunkel“, fasst Jana Mäusezahl den Ärger der Eltern zusammen. Trotzdem müssen sie täglich ihre Kinder herschicken. „Wir kämpfen seit der Einschulung um Verbesserungen, doch im Gegenteil, in den letzten Jahren hat sich manches verschlechtert“, erzählt Silvana Nietzold. Neuerdings werden die Heizkörper im Obergeschoss nicht mehr richtig warm.
Die Kinder der anwesenden Eltern gehen in die vierte Klasse und haben einen Kreativitätswettbewerb des Landes gewonnen. Ganz spontan wollten sie ihre Siegerprämie für die Sanierung der Schule spenden. Denn die Mängel gehen weiter. Da klaffen riesige Risse in den Wänden, im Flur vor dem Speiseraum bröckelt der Putz, der Fußboden hat Stolperfallen. Kurzum, der Zahn der Zeit hat kräftig an dem Betonklotz aus DDR-Zeiten genagt.
„Die baulichen Mängel an der Schule sind uns sehr wohl bekannt. Aus diesem Grund steht die Grundschule seit 2014 auf Platz 1 der Prioritätenliste zur Sanierung von Schulen in der Stadt Zeitz“, erklärt Jörg Meinecke vom Sachgebiet Gebäude-Management. Demnach soll die Schule über das Förderprogramm Stark III energetisch saniert werden. Geplant sind neue Fenster, die künftig Rollos überflüssig machen. „Die Stadt kann es sich nicht leisten, solch eine aufwändige Sanierung ohne Fördermittel durchzuführen“, fährt Meinecke fort. Denn im aktuellen Haushalt klafft ein Millionenloch. Doch die Bedingungen für eben jene Förderung sind gerade erst veröffentlicht worden. Jetzt gibt es Merkblätter und Formulare. „Bis zum September können wir die Förderanträge stellen, bis Ende des Jahres rechne ich mit einer Entscheidung, ob die Grundschule Zeitz-Ost in das Förderprogramm aufgenommen wird“, erklärt Meinecke. „Und wenn nicht?“, fragen die Eltern und ernten Schulterzucken.
Im Laufe des Gespräches wird deutlich, dass sich in diesem Jahr an den Zuständen nichts Grundlegendes ändern wird. Dabei steht die Grundschule Zeitz-Ost seit knapp zwei Jahren ganz oben auf der Prioritätenliste, andere Schulen wie zum Beispiel die Sekundarschule Am Schwanenteich und die Sekundarschule III in der Schillerstraße standen zwar weiter hinten. Doch am Schwanenteich wurde die bauliche Hülle schon für Millionen saniert und in der Schillerstraße das Dach gemacht. „Diese Einrichtungen sind glücklicherweise noch in das alte Förderprogramm gerutscht, so wie auch die Kindertagesstätte in Kayna und die Kita Kunterbunt“, erklärt Thomas Sagefka, Sprecher der Stadt Zeitz.
Die Geduld der Eltern wird auf eine harte Probe gestellt, doch ihre Kinder verlassen in wenigen Wochen die Schule. „Die evangelische Grundschule im gleichen Haus hat bereits seit Jahren neue Fenster“, sagt Jana Mäusezahl. Jörg Meinecke versucht zu beruhigen: In diesem Jahr sollen in ihrer Schule der Speisesaal und sechs Klassenzimmer neuen Fußbodenbelag bekommen. Nach der Heizung soll sofort geschaut werden. (mz)
