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Vergessene Häuser? Rahnestraße Zeitz: Nirgends stehen so viele Ruinen in Reihe wie in der Rahnestraße.

Von Angelika Andräs 05.02.2018, 12:00
Die Rahnestraße: So fährt man in Zeitz in Richtung Innenstadt.
Die Rahnestraße: So fährt man in Zeitz in Richtung Innenstadt. René Weimer

Zeitz - Mit Brühl 5 ist ein hochrangiges Denkmal, aber eben auch ein ruinöses Haus aus dem Zeitzer Stadtbild verschwunden. Längst hört man immer häufiger, dass die Rahnestraße genau so enden wird: Von 24 Objekten stehen 16 leer.

Richtig genutzt werden drei Häuser, vier weitere sind bewohnt oder scheinen es, mit Gardinen hinter Fenstern, zu sein. Mittlerweile wird selbst in der Stadtratssitzung offen darüber gesprochen, dass Handwerker sich weigern, Reparaturen auf Dächern der ruinösen Häuser durchzuführen, weil sie um Leib und Leben fürchten.

Ein Zeitzer Unternehmer bestätigte das: „Ich kann in der Rahnestraße keinen meiner Leute aufs Dach schicken, niemand weiß, ob es hält oder wann es einfällt.“

Rahnestraße Zeitz: Häuser zum Großteil im Privatbesitz

Ein Großteil der Grundstücke ist in Privatbesitz, gehört sogar ein und demselben Eigentümer. Eine Lösung für diese Straße gibt es nicht. „Es gibt keine passende Lösung, aber es gibt bereits Überlegungen. Ich bin fest entschlossen, hier etwas zu tun. Aber wir sprechen von einem Zeitraum von vier, fünf Jahren“, so die Aussage von Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) bereits im vergangenen Jahr.

Das wiederum führte zunehmend zu der Frage, ob denn in den Jahren zuvor nichts passiert sei. Auch der Zeitzer Henry Dreblow fragte mehrfach, ob denn der Vorgänger-OB Volkmar Kunze (FDP) in seiner Amtszeit nichts in Sachen Rahnestraße getan hätte. Und ein ehemaliger Stadtrat schreibt: „Gab es denn nicht sogar schon einmal die Idee, die Straße wieder zur Barockallee zu machen?“ Wie also war es?

Leerstand in der Rahnestraße in Zeitz seit 1990

Der Leerstand in der Rahnestraße begann in den 1990er Jahren und erreichte in deren zweiter Hälfte einen ersten Höhepunkt. 1996 erfolgte der Abriss der Ecke Rahnestraße/Braustraße. Bereits damals war der Abriss der ehemaligen Poliklinik (Nummer 7) ins Auge gefasst. Auch das Baenschhaus „wackelte“.

Es wurde dann aber die einzige Rettungsmaßnahme: 1998 war der Abriss so gut wie beschlossen, doch nicht zuletzt wegen der ständigen Interventionen des inzwischen verstorbenen Stadtrates Norbert Hörig (Wir) wurde das Haus ein Jahr später gesichert - für einen möglichen späteren Nutzer und Investor. 2002, in Vorbereitung der ersten Landesgartenschau Sachsen-Anhalts in Zeitz, war die Rahnestraße großes Thema: Es gab sogar Überlegungen, die Ruinen hinter Planen und mobilen Wänden zu verstecken. Doch das war zu teuer.

2007/08 trat Ulf Altmann (CDU), in diesem Zeitraum auch einige Monate Oberbürgermeister von Zeitz, mit der Idee der Umgestaltung zur Barockstraße auf den Plan. Der Vorschlag fand Zustimmung im Stadtrat und in Magdeburg. Um mehr zu erreichen, war die Amtszeit von Altmann mit 123 Tagen bis zum Rücktritt definitiv zu kurz. Volkmar Kunze, von 2009 bis 2016 im Amt, setzte gemeinsam mit Bürgermeister Henrik Otto auf die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Gebiet, ein Umlegungsverfahren für die Grundstücke und die Fortschreibung der Sanierungsziele. „Das war die Grundlage, um nach entsprechendem Planungs- beziehungsweise Baufortschritt dann sogenannte sanierungsrechtliche Baugebote aussprechen zu können. Bei Nichteinhaltung von Baugeboten wäre die Stadt in die Lage versetzt, Ersatzvornahmen durchzuführen und den Besitzübergang an die Stadt zu betreiben“, so Kunze. Zehn Jahre setzten Otto und Kunze für diesen Prozess an. Kunze wurde nach sieben Jahren abgewählt, Otto verließ daraufhin die Verwaltung. (mz)