Praxischeck in Zeitz Praxischeck in Zeitz: Coffee to go in der eigenen Lieblingstasse?

Zeitz - Kaffee zum Mitnehmen, neu-deutsch überall als „Coffee to go“ angeboten, ist keine schlechte Idee. Was aber, wenn man den herkömmlichen Plastik- oder Pappbecher nicht möchte? Die MZ will wissen, ob man den beliebten Muntermacher auch ins mitgebrachte Trinkgefäß bekommt. Schließlich wäre das doch umweltfreundlich, weil kein Müll anfällt.
Also: Lieblingstassen eingepackt und los geht es. Fünf Stationen, fünfmal die Bitte, den Kaffee zum Mitnehmen in die eigene Tasse zu füllen. Das Erstaunen wird während der Tour immer größer: Überall lautet die Antwort: Das ist kein Problem. Auch wenn es mitunter Einschränkungen gibt oder eigene Tassen zum Kaufen und Mitnehmen angeboten werden. Hier kommt der Erfahrungsbericht in der Reihenfolge des Tests, was keiner irgendwie gearteten Wertung entspricht. Und ja: Wir hätten dabei auch gleich einen Kaffeetest machen können. Mit dem Ergebnis, dass wir ihn in allen getesteten gastlichen Stätten empfehlen können.
McDonalds, Geußnitzer Straße in Zeitz
Das freundliche Lächeln von Nicole Habel am McCafé-Stand von McDonalds an der Geußnitzer Straße in Zeitz entgleitet auch nicht einen Moment. Kann ich den Kaffee auch in meine Lieblingstasse haben? „Ich denke schon, dass das geht“, meint sie. Und es geht. Allerdings verweist Gebietsleiter Sven Langhammer auch auf ein Problem in Sachen Lebensmittelhygiene. „Wenn jemand jetzt seinen Kaffee aus der eigenen Tasse trinkt, dann bekommt er später Magenkrämpfe und sagt, dass wäre unser Kaffee gewesen, wer sagt mir dann, dass es nicht an der Tasse gelegen hat?“ Das Anliegen versteht er allerdings: Weniger Müll und umweltbewusster. „Das ist genau das, was wir auch vertreten“, so Langhammer, „deshalb gibt es auch Tassen und Mehrwegtrinkgefäße von McDonalds, die man zusammen mit dem Kaffee kaufen kann, wenn man auf den Pappbecher verzichten will.“ Allerdings wird niemand weggeschickt, wenn er mit der eigenen Tasse kommt. Prima, und die Lieblingstassen haben auch noch Zuwachs bekommen, denn die angebotenen Tassen sind sehr schön.
Bäckerei Sommer Pegau, Platz der deutschen Einheit in Zeitz
Anderer Ort, selbe Frage. Auch hier kommt die Antwort spontan. „Kein Problem.“ Und schon greift Heidrun Päckert in der Filiale der Bäckerei Sommer aus Pegau am Platz der deutschen Einheit in Zeitz-Ost zur Tasse und füllt sie an der Kaffeemaschine. Wer hier Kaffee trinkt, bekommt ja schließlich auch eine Tasse. Und nicht nur sie hat ihre eigene private Tasse. „Es kommen immer wieder Mitarbeiter aus den umliegenden Geschäften und Einrichtungen mit ihren Tassen, wenn sie Kaffee wollen.“ Das sei nichts besonderes, da muss man keinen Pappbecher ausgeben.
In Deutschland werden stündlich 320.000 Coffee to go-Becher verbraucht, heißt es von der Deutschen Umwelthilfe. Pro Jahr sind das fast drei Milliarden Einwegbecher. Für Herstellung der Beschichtungen der Becher-Innenseiten und der Deckel werden jährlich circa 22.000 Tonnen Rohöl verbraucht. Die Co2-Emission für die Herstellung der jährlich in Deutschland verbrauchten Becher beträgt rund 83.000 Tonnen. Einwegbecher bestehen überwiegend aus Papierfasern, für deren Herstellung in aller Regel Neumaterial eingesetzt wird, also Bäume gefällt werden.
Bäckerei und Café Hennig im Globus Theißen
Anne Matthes fragt sicherheitshalber noch einmal nach. Und das war offensichtlich gut. „Kaffee in die mitgebrachte Tasse ausschenken, das machen wir nicht“, erklärt sie, „aus hygienischen Gründen.“ Aber es steht zumindest das Angebot, den Kaffee aus dem Becher oder der Tasse umzufüllen. Der Kunde muss also im Ernstfall keinen Pappbecher spazieren tragen, den er dann irgendwo entsorgen muss, sondern kann aus seiner Tasse trinken. Allerdings muss man den Kaffee bei Hennigs dann doch in der Tasse kaufen. Nimmt man einen Coffee-to-go-Becher, dann fällt ja auch ein Müll-Becher an.
bft-Tankstelle Naumburger Straße in Zeitz, Richtung Grana
In der seit einem Jahr wieder eröffneten bft-Tankstelle an der Naumburger Straße in Richtung Grana geht es weiter. Martin Adam hört die Frage gar nicht erst zu Ende an, nickt, sagt, „aber ja“, greift sich routiniert die Tasse und ist schon am Kaffeeautomaten. Ein Problem gibt es da nicht, nicht einmal ein Zögern. Nur eben wieder Kaffee. Für ihn ist das normales Geschäft, umso mehr, als er den Wunsch nicht zum ersten Mal hört. „Es kommen schon Leute, die dann ihre Thermotassen und Thermobecher füllen. Das kommt immer wieder vor. Das ist überhaupt kein Problem für uns.“ Ansonsten gebe es Pappbecher zum Mitnehmen. Und das 24 Stunden jeden Tag.
Café am Neumarkt in der Zeitzer Innenstadt
Kann man hier überhaupt Kaffee mitnehmen? Und kann man den in die eigene Tasse... Inhaber Henry Scholz steht da, lächelt und nickt. Bei ihm im Café am Neumarkt gibt es den Kaffee nicht nur problemlos in die mitgebrachte Lieblingstasse, es ist auch für Scholz nichts Besonderes. Klar gebe es den Schwarzen auch im Becher zum Mitnehmen, aber Tasse ist doch besser: „Man sollte dabei auch an die Umwelt denken. Und da ist eine Tasse doch viel besser als ein Wegwerfbecher. Es kommen auch Leute mit eigenen kleinen Schälchen, wenn sie Eis holen.“ Scholz erinnert daran, dass ja sogar empfohlen wird, mit eigenen Behältnissen zum Fleischer zu gehen. Und wenn jemand am Sonntag zu ihm kommt und eine Kanne Kaffee will, weil er Besuch bekommen hat? Jederzeit gern.
Eine Kundin erinnert übrigens daran, dass es erst ein „paar Jahrzehnte oder auch nur Jahre“ her sei, als man mit der Milchkanne einkaufen gegangen sei, Bier mit dem Bierkrug geholt habe, seinen Topf für die Wurstsuppe mitgebracht und das Eis im Thermosbehälter transportiert habe. „Weniger Abfall, weniger Umweltbelastung, weniger Müll, der am Ende in der Stadt herumfliegt und -kullert“, zählt sie auf und meint schmunzelnd: „Ich kenne das: Manchmal fühlt man sich ja mit der Lieblingstasse einfach viel besser.“ (mz)




