Praxis unter neuer Leitung
Droyßig/MZ. - Dr. Günther Hoffmann fegt durch die Praxisräume. Im Wartezimmer sitzen die ersten Patienten. In einer halben Stunde beginnt die Sprechzeit. Der Facharzt hat Hausbesuche absolviert. Schnell zieht er sich um und nimmt sich Zeit für ein Gespräch.
Hoffmann, der seit 1980 in Droyßig praktiziert, blickt auf 40 Dienstjahre zurück. Als Allgemeinmediziner durchlief er nach dem Studium am Zeitzer Krankenhaus alle Abteilungen. Mit dem Facharztabschluss in der Tasche nahm er seine Tätigkeit in der Poliklinik Zeitz, Außenstelle Geraer Straße, auf.
"1980 kam ich dann zum Landambulatorium Droyßig", erzählt der Doktor, der am Freitag seinen 66. Geburtstag feiert. 1990 machte sich der Mediziner selbstständig und eröffnete in Droyßig eine eigene Praxis. "Ich betreue zwischen 800 bis 900 Patienten, vorwiegend aus Droyßig und den umliegenden Dörfern," spricht der Arzt über seine Arbeit. Tägliche Hausbesuche zählen mit dazu. Die hat der Allgemeinmediziner aus Kostengründen schon eingeschränkt. Er steht nur noch bei Not- und bei akuten Fällen für seine Patienten auf Abruf bereit.
Mitte vergangenen Jahres streckte Hoffmann, der sich jetzt zur Ruhe setzt, erstmals die Fühler nach einem Nachfolger für seine Praxis in der Camburger Straße aus. Er gab in einer Fachzeitschrift zwei Inserate auf. Doch die Anzahl der Interessenten belief sich auf Null. Auch Aushänge in den Universitäten von Leipzig, Halle und Jena brachten nichts. Es meldete sich kein einziger Interessent.
Hoffmann setzte sich mit der Medizinischen Versorgungszentrum Dreiländer-Eck GmbH (MVZ) mit Sitz in Zeitz in Verbindung. "Das war eine günstige Gelegenheit, meine Praxis zu verkaufen", meint der Allgemeinmediziner, der seit Anfang April keine eigene Niederlassung mehr hat. Dr. Hoffmann bringt sich als Angestellter in jenem Versorgungszentrum ein. "Damit fallen einige Belastungen weg und mir bleibt mehr Zeit für die eigentliche Arbeit, nämlich als Arzt für meine Patienten tätig zu sein", nennt er einen Vorteil und führt unter anderem komplizierte Honorarabrechnungen, sich ständig ändernde Bewertungsmaßstäbe und das Arzneimittelbudget an.
Auch Katalin Varga ist Mitglied im Medizinischen Versorgungszentrum. "Es ist schwieriger als niedergelassener Arzt zu arbeiten als als Angestellter", begründet die 30-jährige Allgemeinmedizinerin, die sich im Sommer durch eine Vermittlung in Deutschland verschiedene Praxen angesehen hatte, ihre Entscheidung.
Katalin Varga stammt aus Ungarn und spricht ausgezeichnet Deutsch. Kein Wunder, absolvierte sie doch ihr Abitur an einem Gymnasium mit Schwerpunkt Deutsch. Nach dem Studium und einer Facharztausbildung führte sie in der Nähe von Szeged eine eigene Praxis.
Im Oktober hospitierte die Medizinerin bei Dr. Hoffmann und entschied sich, seine Nachfolge anzutreten. Einen Monat später erhielt sie ihre Zulassung. "Die Patienten sind froh, dass die Praxis weiter läuft", weiß der Arzt aus Gesprächen. So kann sich Dr. Hoffmann beruhigt zurückziehen und sich Zeit für seine Hobbys - Reisen, Lesen und Musikhören - nehmen.
Doch ganz aufgeben wird er seine Arbeit nicht. Bei Blutspendeterminen will er in Droyßig weiter als Teamarzt agieren und auch die Urlaubsvertretung für Katalin Varga übernehmen.