Ort mit Anziehungskraft Positiv überrascht von Zeitz als der Stadt mit Krallen
Ein Ludwigshafener rollt mit der Vespa durchs Land. Und er besucht Zeitz. Was er von der Anziehungskraft der Stadt hält.

Zeitz/MZ - „Zeitz hat Krallen“. Zwei Tage lang hat Volker Kuhnert aus Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) der Stadt an der Weißen Elster einen Besuch abgestattet. Und als er bei der Abreise Freitagmittag sein Empfinden in Worte kleidet, bedient sich der 47-Jährige bei Kafka. Denn der hat über Prag einmal geschrieben: „Prag lässt nicht los...Dieses Mütterchen hat Krallen.“ Nun wolle Kuhnert Zeitz nicht mit Prag vergleichen, aber eine Anziehungskraft auf ihn übe die Stadt, die er zum ersten Mal besuchte, auf jeden Fall aus. Dass er wiederkomme, sei ziemlich sicher. Schließlich gebe es hier allerhand zu entdecken, nicht nur das wunderschöne Rathaus, den Schlosspark und die Kinderwagenausstellung in der Moritzburg. Dem Besucher aus dem Westen Deutschlands hat es die Stadt an sich angetan, ihre Struktur, ihre Mauern „ihr ehrlicher Charme“.
Dass Kuhnert Zeitz besucht hat, ist Zufall. Der Mann, der Berufsschullehrer ist und freiberuflich für eine Tageszeitung schreibt, rollt derzeit mit einer Vespa, einem italienischen Motorroller mit Kultstatus, durchs Land. Kuhnert ist von seiner Heimatstadt aus gen Berlin unterwegs - mit Zelt, Schlafsack und Isomatte. Nicht zum ersten Mal. Und wie in den Jahren zuvor, lasse er sich dabei auch treiben. So landete er in Zeitz. Auf einem Campingplatz bei Eisenach hatte er mit Sven Schulze einen Zeitzer zum Nachbarn. Mit ihm sei er ins Gespräch gekommen. Dabei habe Schulze die Neugier des Deutschland-Reisenden für Zeitz geweckt.
„Ich muss jetzt raus aus Zeitz, bevor ich es mir noch einmal anders überlege“
Und ein paar Tagesetappen später haben sich die Männer in der Stadt wiedergetroffen und sie gemeinsam erkundet. Ihr Nachtlager fanden der Gast und seine Vespa auf Kloster Posa. Das Areal und die Menschen, die er dort getroffen habe, haben Kuhnert nicht weniger begeistert als die Stadt. Dass er mit seinem Roller allein durch die Lande zieht, das sieht er als Vorteil. So könne er seine Antennen viel besser auf das, was ihn umgibt, ausfahren und müsse sich nicht auf eine Begleitung konzentrieren oder werde von ihr abgelenkt. Und als Alleinreisender sei man auch irgendwie kontaktfreudiger - und flexibler bei der Tourplanung.
Die blaue Vespa, mit der Kuhnert auf Tour ist, wurde 1972 gebaut. Sie hat bereits Tausende Kilometer auf dem Tacho. Im Besitz von Kuhnert ist sie inzwischen acht Jahre. Und der Mann aus Rheinland-Pfalz liebt sie auch deshalb, weil man an ihr praktisch alles selbst reparieren könne. Natürlich habe er sicherheitshalber auch Werkzeug an Bord. Insgesamt rolle er mit 30 bis 40 Kilogramm Gepäck durchs Land. Am Tag fahre er 50 bis 150 Kilometer, je nach Lust und Laune. Nach seiner Abfahrt aus Zeitz wollte er am Freitag noch so um die 80 Kilometer unterwegs sein. Bevor er auf dem Altmarkt den Motor anwirft sagt er: „Ich muss jetzt raus aus Zeitz, bevor ich es mir noch einmal anders überlege und länger bleibe.“ Etwas Druck auf ihn übt begrenzte Zeit aus. Am 1. September muss Kuhnert zu Hause sein.