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Pöbelnde Trinker in Zeitz Pöbelnde Trinker in Zeitz: Alkoholiker raus aus der Innenstadt?

Von Angelika Andräs 26.07.2017, 06:30
Diesen Anblick wollen viele Zeitzer, aber auch Gäste, nicht mehr in der Innenstadt haben. Doch so einfach geht das nicht mit dem Verbot.
Diesen Anblick wollen viele Zeitzer, aber auch Gäste, nicht mehr in der Innenstadt haben. Doch so einfach geht das nicht mit dem Verbot. dpa

Zeitz - In der Geraer Innenstadt gilt jetzt ein Alkoholverbot. „Warum geht das immer bei anderen, nur in Zeitz nicht“, macht sich ein Ehepaar Luft und zeigt auf den Roßmarkt, wo es sich zwei Männer mit Bierflaschen auf einer Bank gemütlich gemacht haben. Auf der Nachbarbank sitzen drei Leute mit Flaschen, zwei streiten sich lautstark...

Natürlich sieht es in Zeitz nicht immer und jeden Tag so aus, aber Besucher, die wegen der Pflug-Ausstellung aus München angereist waren und gerade aus der Michaeliskirche kamen, sind etwas pikiert. Ein stark alkoholisierter Bürger hat sie gerade angesprochen und will von den „feinen Pinkels wenigstens ein Bier“.

Stadt Zeitz kann gegen Trinker in der Öffentlichkeit wenig ausrichten

Zeitz sei eine so schöne Stadt, da müsse man das doch in den Griff bekommen können. „In Bayern regeln es viele Orte längst selbst, man will da keine Gäste wegen der Alkoholiker in der Stadt verlieren.“ Doch die Stadt Zeitz kann generell gegen Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit nichts tun.

Die gesetzlichen Grundlagen fehlen. Einen Schritt in die richtige Richtung gibt es allerdings: Im Goethepark darf nicht mehr auf der Parkbank getrunken werden. Was leider nicht heißt, dass es keiner tut.

Für viele Zeitzer ist das alles schwer zu verstehen: Wir wollen nicht von Betrunkenen in der Öffentlichkeit angemacht werden, wir wollen unsere Kinder allein auf die Spielplätze lassen, wir wollen nicht, dass Bierflaschen das Bild der Innenstadt - auch für Besucher - prägen. Das ist die Quintessenz der Reaktionen von MZ-Lesern.

Punktuell gilt in Zeitz schon ein Alkoholverbot - ein generelles ist jedoch schwer durchzusetzen

„Dass ein solches Verbot nicht so ohne weiteres zu erlassen ist, zeigen Beispiele anderer deutscher Städte, die ein solches Verbot wieder zurücknehmen mussten“, bestätigt auch Pressesprecherin Susanne Janicke, „ein generelles Alkoholverbot wird schwer durchzusetzen sein.“

Andere Bundesländer, andere Sitten: In Bayern zum Beispiel regeln Städte nach Bedarf, wo und wann Alkohol außerhalb von Freisitzen getrunken werden darf - sogar über die Grünflächenverordnung, wenn es um Parkanlagen geht.

Verbote für Fußgängerzonen, öffentliche Einrichtungen und deren Umfeld, Spielplätze und Grünanlagen sind am gängigsten. Wer in Ansbach in der Stadt Alkohol trinkend erwischt wird, kann schon mal 40 Euro hinlegen. Auch in Ingolstadt oder Passau wird durchgegriffen.

Bereits seit 1999 untersagte das Berliner Straßengesetz den Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit. Dies wurde Mitte des Jahres 2006 wieder aufgehoben.

2008 führten andere Städte (z. B. Marburg und Freiburg) ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit ein. Diese Verbote wurden oft gerichtlich wieder aufgehoben. So wurde die Regelung in Magdeburg durch das Oberverwaltungsgericht am 17. März 2010 für ungültig erklärt: Die bloße Präsenz von Trinkern, die auch mal Passanten anpöbeln, reicht für eine Alkoholklausel nicht aus.

In Gera wurden Trinker jetzt von einem Innenstadtplatz verbannt. Wer erwischt wird, riskiert eine Strafe bis zu 5.000 Euro. Hier weisen allerdings Schilder auf die „Alkoholverbotszone“ hin.

In Thüringen räumt seit 2013 ein Landesgesetz unter bestimmten Bedingungen solche Zonen ein.  (and)

Punktuell macht man es aber schon. „Aktuell ist der Alkoholkonsum im Goethepark verboten. Ein Verbot auf weiteren Plätzen ist derzeit nicht angedacht.“

Alkoholiker in der Innenstadt von Zeitz: Polizei und Ordnungsamt sind sensibilisiert

Wie aber können oder sollen sich Bürger verhalten, wenn sie sich von Trinkern gestört fühlen? Auch das war schon häufiger Thema in Zeitz. Zuletzt in einer Sitzung des Bau- und Ordnungsausschusses im vergangenen Jahr. Auch da kam man zu dem Schluss, dass es ein Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen nicht geben wird.

Dennoch sind Polizei und städtisches Ordnungsamt sensibilisiert für dieses Problem. Sie versuchen nach eigenen Angaben, die Trinker anzusprechen und so zumindest von bestimmten Plätzen fernzuhalten. Was allerdings das Problem nur verlagert, denn dann suchen sie sich einen Platz, an dem sie wieder erst einmal in Ruhe gelassen werden.

Alkoholiker in Zeitz: Vertreiben geht nicht so einfach

Zu den beliebtesten Treffpunkten der Trinker gehören laut Polizei der Kleefeldplatz, die Innenstadt, der ehemalige Milchhof und das Umfeld von Netto-Märkten. Dort gibt es auch seit Jahren Kritik von Anwohnern und Besuchern.

Um eingreifen zu können, müsse eine Straftat vorliegen, hieß es dazu von der Polizei. Es gebe in Zeitz mehrere Treffpunkte von Alkoholikern, aber keinen Schwerpunkt. Die Streifen gehen jedoch verstärkt an die bekannten Brennpunkte. Aber man könne auch nicht einfach sagen: Macht euch hier weg. (mz)