Pfiffe treffen Müntefering
Halle/MZ. - Zeitz / MZ. Da war Gabriele Hinke denn doch ein wenig enttäuscht. Von der Veranstaltung mit Franz Müntefering im Friedenssaal des Zeitzer Rathauses, die als Themenveranstaltung tituliert war, hatte sie sich mehr versprochen.
Vor allem mehr Dialog mit den Menschen. "Man hätte mehr Leute zu Wort kommen lassen müssen", so die 49-jährige Zeitzerin. Neues, so ihre Auffassung, hatte der SPD-Mann nicht zu sagen.
Müntefering sprach zuvor rund 45 Minuten lang über aktuelle Probleme, berührte Bildungsfragen ebenso wie Energiepolitik, Verschiebung des Renteneintrittsalters und sprach natürlich davon, dass in Sachsen-Anhalt eine junge Mannschaft angetreten sei, mit der Wahl im März Regierungsverantwortung zu übernehmen.
Ihrer Hartnäckigkeit hatte es Ingrid Heber (54) am Ende zu verdanken, dass Müntefering nach seinem Vortrag sich zumindest ihre Fragen und Probleme anhörte. So wollte die Lehrerin unter anderem wissen, was die SPD zu tun gedenke, um allen Kindern gleiche Bildungschancen zu bieten. Föderalismus sei überholt, Bildung gehöre in die Hand des Bundes, so Frau Heber. Müntefering verwies unter anderem auf das Grundgesetz, in dem geregelt sei, dass sich Schulen in Zuständigkeit der Länder befinden. Lange könne man darüber streiten ob die Schwäche des Schulsystems in den Schulen, in der Zuständigkeit des Landes oder in anderen Dingen begründet sei. Bereits zum Beginn seiner Rede hatte der Vizekanzler deutlich gemacht, dass für die Bildung an sich Kommune, Land und Bund gemeinsam verantwortlich sind. Und weil eben auch andere Probleme nur gemeinsam zu lösen sind, spreche er auch im Vorfeld einer Landtagswahl. Dort stehe auch das Thema Bildung auf der Tagesordnung.
Bevor Müntefering im Friedenssaal ans Rednerpult trat, gab es eine Beratung im internen Kreis im Café Rosso. Auf dem Rossmarkt wurde der Arbeitsminister allerdings nicht nur freundlich begrüßt. Pfiffe, Buh-Rufe und Sprechchöre wie "Wer hat mich verraten: die Sozialdemokraten" schallten über den Platz. "Arbeit bis 60 statt Rente mit 67" forderte Volker Bachmann (56) aus Rehmsdorf. Marion Pfeiffer aus Zeitz gelang es trotz Krawall dem Vizekanzler die Situation von Arbeitslosengeld II-Empfängern zu verdeutlichen, obwohl sie selbst nicht betroffen ist. Mit dem wenigen Geld, das diese Menschen bekommen, sei es unmöglich zu leben, sagte sie dem Gast aus Berlin.