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Pfarrer Friedrich in Zeitz Pfarrer Friedrich in Zeitz: Wie er Weihnachten verbringt

Von Julia Reinard 22.12.2013, 21:36
Pfarrer Thomas Friedrich entzündet Kerzen am Adventskranz, der dem ersten Kranz dieser Art von 1839 nachempfunden ist.
Pfarrer Thomas Friedrich entzündet Kerzen am Adventskranz, der dem ersten Kranz dieser Art von 1839 nachempfunden ist. Corina Wuijtschik Lizenz

Zeitz/MZ - Wenn für viele Menschen das Herzstück des Weihnachtsfests vorüber ist, startet für Thomas Friedrich der wichtigste Teil. Ab 22 Uhr in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember feiert er mit vielen Gläubigen die Christmette. Sie ist eine der am besten besuchten Gottesdienste im Zeitzer Dom St. Peter und Paul.

Pfarrer Friedrich hat eine Ahnung, warum. Er habe da einen guten Satz zu gelesen, erzählt er: Weihnachten sei die Zeit, in der aus Süchten wieder Sehnsüchte werden. Heiligabend würde diese Sehnsucht nach Liedern, Lichtern, der heilen Welt besonders groß. Und so kommen nicht nur Gläubige, die regelmäßig die Kirche besuchen, sondern auch jene, die selten da sind oder weiter weg wohnen.

Wer in der mehrfach umgebauten Kirche Platz nimmt, erlebt ein Krippenspiel von Kindern und Jugendlichen, das die Christmette einleitet. Danach wird die Heilige Messe gefeiert, die eine Berührung mit Mitternacht haben sollte, ursprünglich erst gegen Morgen stattfand.

Obwohl er seit 23 Jahren Pfarrer ist, sagt Friedrich, dass er noch immer aufgeregt sei, wenn er Heiligabend vor die Gemeinde tritt. „Vielleicht, weil ich denke, dass die Menschen an dem Abend mehr als sonst erwarten“, erklärt er.

Afrikanische Krippe mit Kamelen

Damit alles wie am Schnürchen klappt, wird er am Vormittag des 24. Dezember alles zurechtlegen und -rücken. Die Bücher sollen aufgeschlagen sein, die Krippe wird ihren Platz neben dem Altar einnehmen „Sie gehört erst zu Heiligabend“, erklärt Friedrich. Und sie gehört zur katholischen Tradition.

Der Heilige Franz von Assisi habe als erster in einem Stall die Geburt Jesu nachgestaltet, erzählt der Pfarrer. Daraus entstanden die Krippendarstellungen. Und weil manchmal Schulklassen in der Adventszeit Krippen anschauen wollen, hat Friedrich sich etwas einfallen lassen. Da die große Krippe ihren Aufstellzeitpunkt hat, sind in den Wochen zuvor verschiedene kleine Krippen im Dom zu finden.

Zum Beispiel welche zum Aufstellen aus Papier, die er verschenke, erklärt Friedrich. Auch eine, die aus einer Holzscheibe geschnitzt wurde. Eine Gruppe Figuren stammt aus Afrika. Bei ihnen hüten die Hirten Kamele.

Die kleinen Krippen und der große Adventskranz sind die ersten Dekorationen, die in der Kirche jedes Jahr an den Advent erinnern. Dieses Mal hatte sich Pfarrer Friedrich noch etwas anderes einfallen lassen. Er gestaltete einen ursprünglichen Kranz nach historischem Vorbild. Im Jahr 1839 legte ein Theologe namens Johann Hinrich Wichern in Hamburg ein Wagenrad hin und stellte 24 Kerzen darauf. Denn die armen Kinder in seiner Obhut im sogenannten Rauhen Haus hatten immer gefragt, wann denn Weihnachten sei. Nun, mit dem Kerzenkalender, konnte es Wichern deutlich machen. Bis zum Fest wurden Kranz und Raum immer heller.

Weihnachtsessen: Kartoffelsalat

Das begreift Pfarrer Friedrich auch als Metapher gegen die Dunkelheit von Zeit und Jahreszeit. Zwar sind die Adventskerzen zum kirchlichen Hochfest verschwunden, aber dann sei mit der Geburt Jesus Christus’ ein größeres Licht auf Erden aufgegangen. Den Gottessohn könne man auch als Geschenk Gottes an die Menschen betrachten.

Und weil das so ist, findet Pfarrer Friedrich, können sich auch gläubige Christen zu Weihnachten gern beschenken. Er selbst tut es auch. Seit Jahren gestalte er Kalender mit Sinnsprüchen. Das Geschenk soll zeigen, er denke an die Adressaten. Ihm gilt es als Aufmerksamkeit für den Beschenkten. Gaben wie diese wechseln in der Runde des Pastoralteams nach dem Gottesdienst nach Mitternacht von einer Hand in die nächste. Dazu trinke man in dieser besinnlichen Runde ein Glas Wein.

Während das Schenken später als bei vielen üblich stattfindet, sieht es hinsichtlich des Weihnachtsessens bei ihm ähnlich wie bei vielen aus. Vor der Christmette sitzen er und ehemalige Pfarrer, eine Haushälterin, sein Gemeindereferent beisammen und essen Kartoffelsalat mit Würstchen.

Sowohl in der Advents-, als auch während der Weihnachtszeit hat Pfarrer Friedrich viel zu tun. Und doch erlebt er diese Zeit mit großer Vorfreude. „Ich lebe auf Weihnachten hin“, sagt er.

Eine afrikanische Figurengruppe stellt die Krippenszene dar.
Eine afrikanische Figurengruppe stellt die Krippenszene dar.
Corina Wuijtschik Lizenz