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Lange Tradition Ossig feiert 152. Kinderfest: Gedenken an Maurergesellen Johann-Gottlob Rössler

Von Yvette Meinhardt 24.07.2016, 15:41
Auf lustige Entenjagd gehen Emely-Marie Bünder aus Rehmsdorf und Clara Kunisch aus Ossig.
Auf lustige Entenjagd gehen Emely-Marie Bünder aus Rehmsdorf und Clara Kunisch aus Ossig. Freund

Ossig - Gerade mal 150 Einwohner zählt das kleine Dorf Ossig, doch alle Jahre wieder kommen Gäste aus Nah und Fern in das beschauliche Agatal. Dann steht das ganze Dorf Kopf und feiert ein buntes Kinderfest. In diesem Jahr schon das 152. Mal.

„Wir sind 70 Mitstreiter im Verein, dazu kommen noch zahlreiche Helfer und Sponsoren“, sagt André Kunisch, stellvertretender Vereinschef. Viele ehemalige Einwohner kehren alle Jahre wieder zu diesem Fest nach Ossig zurück.

„Wir feiern dann ein richtig großes Familientreffen“, sagt Linda Hoff, die mittlerweile mit ihrer Familie in Bremen lebt. Doch wohnen ihre Oma, Vater und Onkel noch in Ossig, und so gibt es ein großes Wiedersehen mit ihren zwei Geschwistern und Cousins - kurzum mit allen Verwandten. 

Linda Hoff hat für die Mädchen wunderschöne Haarkränze mit Blumen aus Omas Garten gebunden. „Früher trugen alle Mädchen diese Kränze und die Jungen eine Art Wanderstock“, erzählt die junge Frau.

Für die Kinder dieser großen Familie ist es schön, die ländliche Idylle zu genießen. So streifen sie durch die Natur, naschen im Garten Johannisbeeren und verbringen den Tag an der frischen Luft. „Ich mache jedes Jahr eine Woche Urlaub bei meiner Oma“, sagt Aris Wagner.

Der Neunjährige lebt mit seinen Eltern in Berlin, doch in Ossig sei es viel „cooler.“ „Vor allem die Tiere gefallen mir, denn meine Oma hat Hühner, Hasen und einen Hund. Und wenn ich groß bin, ziehe ich nach Ossig“, sagt der Berliner.

Eine Woche lang feiert das kleine Dorf, dieses Wochenende war mit Umzug und Kinderfest der Höhepunkt. „Wir haben extra unseren Urlaub verschoben“, plaudert Ada Holland aus Potsdam. Das Mädchen besucht ihre Oma in Sautzschen und ein Abstecher zum Kinderfest ist ein Muss.

„Die Spiele hier sind so cool, das meiste kenne ich gar nicht“, sagt Ada und angelt weiter kleine Plastikenten in einer alten Zink-Badewanne.

Zu Beginn des munteren Treibens wurde Johann Gottlob Rössler gedacht. Denn jenem armen Maurergesellen ist diese lieb gewonnene Tradition zu verdanken. Er verstarb 1864 und hinterließ den Kindern von Ossig 1809 Taler. Davon sollte jedes Jahr ein Kinderfest gestaltet werden.

Das Geld ist längst alle, doch das Fest gibt es immer noch. Aus diesem Grund wird auch das Grab des Maurergesellen in Ehren gehalten. Das Kreuz trägt zum Fest einen Blumenschmuck, das ganze Dorf versammelt sich am Sonnabend auf dem Friedhof und die künftigen Abc-Schützen legen ihr Blumen nieder. (mz)