Obstsorten Obstsorten: Katzenköpfe und eine Rote Walze
Kirchscheidungen. - "Freut euch, dass ihr die habt, aber essen könnt ihr die nicht", gab Pomologe Dr. Werner Schuricht Familie Bandur aus Tröbsdorf mit auf den Weg. Der Jenaer Experte in Apfel- und Birnenfragen hielt am Sonnabend Audienz im Gemeindehaus Kirchscheidungen. Dort drängten Gartenfreunde und Obstanbauer mit ihren Früchten zum Tisch. Die Birne der Bandurs, die Schuricht als Kleinen Katzenkopf identifizierte, der nicht zu verwechseln sei mit dem großen Katzenkopf, gehört zu einer Art, die es hierzulande kaum noch gebe. "Das sind Kochbirnen, roh unessbar", sagte Schuricht und verzog den Mund. Ihr Vorzug: Man kann sie lange aufheben. Wenn früher bei den Bauern alles andere Obst aufgegessen war, kamen diese Birnen in den Topf. Auf dem Herd ließ man sie köcheln, bis sie genießbar waren. Iris Hölzer vom Regionalverband des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) notierte den Standort der Katzenköpfe.
1998 bot der Nabu erstmals eine kostenfreie Bestimmung für Äpfel und Birnen an. Die Aktion soll dazu beitragen, die alten Sorten im Bewusstsein zu halten. Gleichzeitig erhalten die Naturschützer eine Übersicht über noch vorhandene Sorten. Von seltenen Sorten erbat man sich Exemplare für die Ausstellung, die parallel gezeigt wurde: 90 Sorten Äpfel und 40 Sorten Birnen. Nicht Einheitsware aus dem Supermarkt, sondern von Wind und Wetter gezeichnete Charakterfrüchte - knorzig wie die Katzenkopf-Birne oder skurril wie die Rote Walze, eine Apfelsorte, die nur in einem Exemplar zu besichtigen war, das von einem Baum in Laucha stammt und wirklich aussah wie die Rübe gleichen Namens.
Das Ehepaar Hennig aus Naumburg war gekommen, weil es wissen wollte, welche Sorten die Bäume im Garten liefern, den sie im vorigen Jahr übernommen hatten. "Der Gelbe Köstliche, den sie in jeder Kaufhalle bekommen und die beste Sorte, die sie haben können, den Auralia, gab Schuricht nach kurzem Blick auf die Früchte Auskunft. "Beide auf einem Baum?" wunderte sich der Gartenbesitzer. "Auf den hat ihr Vorgänger einfach was drauf gepfropft", meinte Schuricht und widmete sich dem zweiten Apfel-Pärchen. Das war schwieriger zu identifizieren. Schuricht griff zum Messer. Ein Schnitt, ein Biss und die Sache war klar: Das ist ein Corola. Beim vierten Apfel schließlich half auch die Kostprobe nicht weiter. "Könnte ein Erwin Baur sein, aber lassen sie da mal ein Fragezeichen stehn."
Ausstellung von Apfel- und Birnensorten, 5. bis 7. Oktober, Naumburger Umweltladen.