1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Weihnachten im Burgenlandkreis: Nordmanntannen und Blaufichten aus Theißen für die Adventszeit

Weihnachten im Burgenlandkreis Nordmanntannen und Blaufichten aus Theißen für die Adventszeit

Rege Betriebsamkeit herrscht auf dem Gelände vom Garten- und Landschaftsbau Forner in Theißen. Was es noch alles zu tun gibt.

Von Margit Herrmann 24.09.2024, 07:00
Agraringenieur  Hans-Jörg Forner aus Theißen hat sich über die Jahre das Wissen angeeignet, Weihnachtsbäume formschön wachsen zu lassen.
Agraringenieur Hans-Jörg Forner aus Theißen hat sich über die Jahre das Wissen angeeignet, Weihnachtsbäume formschön wachsen zu lassen. (Foto: Margit Herrmann)

Theißen/MZ. - Weihnachtsbäume – so weit das Auge sieht. Diese stehen aufgereiht wie die Perlen einer Kette mit jeweils einem Meter Abstand voneinander. Im Sommer hat Hans-Jörg Forner vom Garten- und Landschaftsbau Theißen seine Zöglinge bis in die Abendstunden mit viel Liebe gepflegt. Und auch jetzt im Herbst ist die Arbeit noch nicht abgeschlossen.

Die Zeitzer lieben vor allem die Nordmanntanne mit ihrem saftigen Grün und den weichen Nadeln. Auch nach mehreren Wochen verliert sie keine Nadeln. In den Wohnzimmern steht sie mit einer Größe zwischen zwei Metern und 2,50 Metern. Hans-Jörg Forner pflanzt jedes Jahr Nordmanntannen aus verschiedenen Herkünften an. „Sie stammen zum Beispiel vom Nordkaukasus und aus der Türkei“, so der Diplom-Agraringenieur. „Das hat den Grund, dass alle jungen Bäume einen anderen Austriebszeitpunkt haben, so dass sie bei eventuellem Frost nicht alle geschädigt werden.“ Beim Frost im April dieses Jahres beklagte er 20 Prozent Ausfall. Das erkennt man an den schwarzen Spitzen der Austriebe. Manche Tannen könne man noch retten, so der Fachmann. Aber es stecke viel Arbeit darin, da die Bäume mühsam verschnitten werden müssten. „Durch die Frostschäden nehmen die Seiten den Saft nicht weg und die Spitze wird lang. Das möchten die Käufer aber nicht. Deshalb muss ich mit der Schere korrigieren.“

Jährlich wächst ein Baum rund 20 Zentimeter. Die Bäume müssen in ihrem Wachstum gebremst werden, da die Kunden eher schmale und dicht gewachsene Bäume bevorzugen. Deshalb kneift Hans-Jörg Forner mit einer Zange die äußere Schicht der Rinde, um den Saftstrom zu stören. Das verlangsamt das Wachstum – so wirkt der Baum kompakter. „Insgesamt muss ein Baum eine gewisse Symmetrie vorweisen, damit er für den Käufer interessant ist. Manche Leute winken aber auch ab und drehen die kahle Stelle zur Wand.“

Forner geht gewissenhaft durch die Reihen seiner Nadelbäume. In seinem Gürtel stecken Schere, Zange und Draht. Im Jahr 1990 hat sich der Theißener selbstständig gemacht; zwei Jahre später fing er mit dem Weihnachtsbaumgeschäft an. In Fachzeitschriften und bei Seminaren festigte er seine Kenntnisse. An erster Stelle für einen schönen Weihnachtsbaum, weiß er, stehe der Standort für den Anbau. „Hier oben ist der Boden lehmig. Das hilft den Bäumen gut durch die Trockenzeiten im Sommer“, erklärt der Spezialist. „So bleibt die Feuchtigkeit in der Erde und die Wurzeln können sich lange daran bedienen.“

Die hier wachsenden Weihnachtsbäume werden auf dem Hof in Theißen verkauft. Seit drei Jahren sind die Preise nicht mehr gestiegen. So kostet der laufende Meter einer Nordmanntanne 22 Euro bis drei Meter Höhe; bei der Blaufichte sind es 15 Euro pro laufendem Meter. „Wir wollen, dass unsere Bäume bezahlbar bleiben“, so Hans-Jörg Forner. „Im Westen Deutschlands bezahlt man 25 bis 28 Euro.“

Bis zur Adventszeit gibt es in der „Weihnachtsbaumschmiede“ noch einiges zu tun. „Bis Weihnachten bin ich mit Pflegemaßnahmen beschäftigt. Die Bäume erhalten ihren letzten Schnitt und das Terrain muss vom Wildrosenwuchs befreit werden.“ Außerdem werden aufgrund von mehreren trockenen Frühjahren Neuanpflanzungen im Herbst getätigt. „Dadurch haben die Bäume einen besseren Start im Frühjahr“, verrät der Fachmann. Dafür kaufe er 20 bis 25 Zentimeter große dreijährige Sämlinge in deutschen Baumschulen. Bis zu zehn Jahren hat eine Nordmanntanne auf dem Buckel, bevor sie in den Wohnzimmern der Region steht. Wäre es da nicht einfacher, einen Plastebaum aufzustellen? „Nein!“, steht für den Agraringenieur fest. „Erstens müsse dieser bis zu acht Jahren immer und immer wieder verwendet werden, damit er sich rentiert. Und zweitens werden unsere Bäume extra für den Weihnachtsbaumverkauf angebaut. Sie binden während ihrer Wachstumszeit ja dennoch Kohlendioxid. Außerdem fehlt einfach der Duft.“

Bäume vorab aussuchen

Geschlagene Bäume gibt es bei Forner in Theißen ab dem 2. Dezember 2024 von Montag bis Samstag von 9 bis 17 Uhr. Bei der Auswahl können Kunden gewiss sein, dass es sich um einen frisch geschnittenen Baum handelt, dessen Nadeln glänzend frisch sind. Ab November können Weihnachtsliebhaber jeden Samstag von 9 bis 12 Uhr einen passenden Baum in der Kultur raussuchen. Ab dem 14. Dezember 2024 können diese, mit einem roten Schild markierte Bäume, abgeholt werden. „Viele Familien machen an einem dieser Wochenenden einen gemeinsamen Ausflug daraus“, erzählt Hans-Jörg Forner. Einige kämen dann mit der Picknickdecke und der Thermoskanne und würden sich mit den Kindern ein paar schöne Stunden machen. „Manche Paare wiederum“, sagt der Ruheständler schmunzelnd, „reden nicht mehr, wenn sie zurück zum Hof kommen.“ Ja, der Weihnachtsbaumkauf ist nicht immer das Einfachste in einer Beziehung. Bei den Forners kommt es bei der Wahl des Nadelbaumes nicht zum Streit. In diesem Jahr wird in ihrer Wohnstube eine Blaufichte stehen. „Wir gehen beim Schmücken keinem Trend nach“, plaudert Hans-Jörg Forner. „Bei uns kommen die mundgeblasenen Kugeln meiner Mutter auf den Baum. Das sind die besten Kindheitserinnerungen.“