Probleme im Burgenlandkreis Neues aus der Kalkstraße in Zeitz: Schmierfinken verschandeln Teil der Innenstadt
Zeitzer sind entsetzt über die „Drecksschmierereien“ in der geschichtsträchtigen Geschäftsstraße. Kaum ein Haus ist verschont geblieben. Wie es aussieht, was die Leute sagen.

Zeitz/MZ. - „Es ist... ich bin einfach fassungslos! Was für Schweine waren hier unterwegs?! Das sieht einfach schrecklich aus“, macht sich Hannelore Werner in der Zeitzer Kalkstraße Luft. Eigentlich wollte die rüstige Seniorin zum einkaufen, aber nun steht sie fassungslos an der Einmündung der Parzellenstraße. Die Hauswand gegenüber ist vollkommen mit Schmierereien bedeckt. Krakeleien, die jede Kindergartengruppe besser hinbekomme, meint ein Mann, der nun ebenfalls stehengeblieben ist. „Das zieht sich durch die ganze Straße und geht bis zum Roßmarkt weiter“, schimpft er. „Klar braucht die Stadt Farbe, aber doch keine solchen Dreck. Das ist das, was Autofahrer mitnehmen, die hier durchfahren.“
Wird die Kalkstraße zur neuen Meile für Schmierfinken? Dieser Eindruck stellt sich unweigerlich ein, wenn man vom Kalktor-Platz kommend bis zum Rathaus entlangschlendert. Das Wort Graffiti darf man in diesem Zusammenhang einfach nicht benutzen, denn Graffiti sind Kunst und Kult. Das, was sich durch die gesamte Straße zieht, sind übelste Schmierereien.
Kaum ein Haus ist noch zu finden, das nicht von Geschmiere verschont geblieben ist. Hauswände, Schaufenster, Türen und Hoftore sind gleichermaßen betroffen. Schmierereien muss man nicht wirklich lange suchen: Sie sind vis á vis dem Rathaus in der Arkade der Kalkstraße 40, aber ebenso auf den zahlreich vorhandenen blinden Schaufenstern einstiger Geschäftshäuser ständig präsent, und es scheint überdeutlich, dass es immer mehr werden.

Mag sein, dass der gravierende Leerstand die Problematik verstärkt, weil er anziehend auf jene wirkt, die sowieso keinen Respekt vor dem Eigentum anderer haben. Aber selbst die erst vor einigen Jahren mit viel denkmalpflegerischem Aufwand sanierte Fassade des prächtigen Wohnhauses Kalkstraße 23 wurde bereits mit wilden Schmierereien, die sich bis zu dem Hofgebäude entlang der Voigtsmauer erstrecken, erheblich verunstaltet. Welche Schäden die Farbsprühereien anrichten, lässt sich im Mauerwerk des einstigen Zollhauses Kalkstraße 21 deutlich erkennen.
Dass es sich laut Strafgesetzbuch um Sachbeschädigung handelt, ist den Tätern wohl scheinbar nicht bewusst oder egal. Egal scheint ihnen auf jeden Fall das Stadtbild zu sein, das durch diese Farbanschläge deutlichen Schaden nimmt. Und das ärgert viele Zeitzer. Weil es eben der Eindruck sei, den auch Besucher der Stadt mitnehmen.

Und weil es gerade in dieser Straße so viel interessante Stadtgeschichte gebe, meint das Ehepaar Hentschel. Früher seien hier Kinderwagen gebaut worden, Kneisels Geschäft hätten über Jahrzehnte alle, nicht nur Kinder, geliebt und Enzmanns setzen eine hundertjährige Tradition fort. „Schlimm genug, dass das Meiste sowieso verfällt“, meinen die beiden Zeitzer, „jetzt setzen die mit den Drecksschmierereien noch richtig eins drauf.“