Nahverkehr Nahverkehr: Osterfelder wünschen sich direkte Busverbindung nach Weißenfels
Osterfeld/MZ - Von Osterfeld nach Weißenfels sind es gerade mal 20 Kilometer. Über die Autobahn 9 ist man schnell zwischen den beiden Städten unterwegs und auch wer Landstraßen nutzt, ist nur wenig langsamer. Doch derjenige, der kein Auto zur Verfügung hat und auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, für den ist die Entfernung ein Problem. Denn zwischen den beiden Städten gibt es keine direkte Busverbindung.
Lediglich über Zeitz oder Naumburg können Reisende fahren und dort in den Zug umsteigen, um die nahe Saalestadt zu erreichen. „Zu DDR-Zeiten hat es eine solche Verbindung gegeben, jetzt leider nicht mehr“, bedauert die Osterfelderin Christa Boost. Die 74-Jährige muss häufiger ins Weißenfelser Krankenhaus, doch Kinder, die sie fahren könnten, leben nicht in der Stadt. „Außerdem sind die Kinder ja meist auf Arbeit und können nicht fahren“, weiß auch Ingrid Faust (63). Auch sie ist regelmäßig auf eine Verbindung zwischen Osterfeld und Weißenfels angewiesen. „Wenn bei uns der Rettungsdienst Patienten abholt, kommen die meist ins Krankenhaus nach Weißenfels, weil es am schnellsten erreicht wird, doch ein Bus fährt direkt nicht dorthin“, sagt Christa Boost. Von Pretzsch und Stößen gäbe es eine Verbindung Richtung Weißenfels, doch auch in diese Orte zu gelangen, sei auf direktem Weg nicht möglich und zu laufen, sei gerade für Ältere kaum machbar.
Seit 2010 gibt die Buslinie 820, die Teil des Bahn-Bus-Landesnetzes ist. Sie verkehrt zwischen Zeitz-Droyßig und Naumburg und tangiert auch Osterfeld. Die Linie ersetzt teilweise die nicht mehr vorhandene Bahnverbindung zwischen Zeitz und Naumburg. Im Bahn-Bus-Landesnetz verkehren Bahn und Bus abgestimmt im Takt und bieten gute Anschlüsse sowie kurze Umstiege auf andere Busse sowie Bahnen. Fahrplanauskünfte gibt es bei INSA, der Auskunft für Bahn und Bus, unter 01801/331010 (kostenpflichtig) sowie im Internet unter www.insa.de. (ric)
Auch Bürgermeister Gerd Seidel (SPD) kennt das Problem um die fehlende Direktverbindung. „Ich habe auch schon von Auszubildenden gehört, dass es ein Problem ist, die Berufsschule in Weißenfels zu erreichen - nicht jeder hat ein Auto und über Naumburg oder Zeitz und dann mit dem Zug zu fahren, ist schon sehr umständlich“, so Seidel. Und er weist noch auf einen anderen Umstand hin. Osterfeld sei immerhin der Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Wethautal, aber aus Richtung Stößen könne man den Verwaltungssitz mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichen. „Es geht ja nicht darum, dass im Stundentakt ein Bus verkehrt, aber früh, mittags und abends wie früher wäre es schon nicht schlecht. Wir als Stadt würden eine solche Busverbindung begrüßen“, sagt er. Man habe das Thema schon mal bei der alten Verkehrsgesellschaft angesprochen, aber durch die Zusammenlegung beider Gesellschaften im Burgenlandkreis sei die Thematik wohl weggerutscht, mutmaßt er.
Auch im Seniorenbeirat der VG Wethautal hat man die Thematik der fehlenden Busverbindung nach Weißenfels bereits mehrfach auf der Tagesordnung gehabt. „Das letzte Mal haben wir es bei einer Sitzung im Dezember vergangenen Jahres mit angesprochen, als wir den Geschäftsführer der Personenverkehrsgesellschaft zu Gast hatten. Doch getan hat sich nichts. Wir wollen nun noch mal nachstoßen“, sagt Beiratschef Reiner Trommer.
Denn für Erich Engel, Geschäftsführer der Personenverkehrsgesellschaft Burgenlandkreis (PVG), waren die Wünsche der Osterfelder neu. „Bisher war eine solche Linie für uns kein Thema, weil wir nicht wussten, dass Bedarf besteht“, so Engel. Allerdings machte er keine Hoffnung auf eine kurzfristige Lösung, denn der neue einjährige Fahrplan sei Ende August in Kraft getreten. Mit ihm seien nicht nur die Linien und Fahrtzeiten bestimmt, sondern der Fahrplan bedeute auch immer eine betriebliche Planung für Fahrzeuge und Personal. Die früheste Möglichkeit, etwas in der Richtung zu tun, sei mit dem Fahrplan 2014/2015. „Allerdings muss ermittelt werden, wie groß der Bedarf wirklich ist, denn für uns als Unternehmen müssen Aufwand und Ertrag im Verhältnis stehen“, so Engel.