Nach Brandanschlag auf Asylunterkunft in Tröglitz Nach Brandanschlag auf Asylunterkunft in Tröglitz: MZ exklusiv: Konkrete Hinweise auf Täter

Tröglitz - Nach dem Brandanschlag auf eine geplante Asylbewerberunterkunft in Tröglitz (Burgenlandkreis) verdichten sich die Hinweise auf den oder die Täter. „Die Schlinge zieht sich ein Stück weit zu“, sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes, Andreas von Koss, auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung. Man sei optimistisch, in absehbarer Zeit den Fall klären zu können.
Der Optimismus der Ermittler stützt sich laut von Koss vor allem auf die sehr gute Spurenlage bei Fingerabdrücken und DNA sowohl am Brandort als auch an weiteren Gegenständen - etwa den Benzinkanistern. „Die Ermittler halten sehr viel von diesen Spuren, sie gehen davon aus, dass diese sie in die Lage versetzen, den oder die Täter zu überführen“, so von Koss. Es gebe bislang Verdachtsmomente gegen „einige Personen“, aber noch keinen dringenden Tatverdächtigen. Dazu müssten erst noch weitere Puzzleteile zusammengefügt werden, so von Koss: „Es fokussiert sich aber immer mehr, der Kreis wird immer kleiner.“
Gleichzeitig haben sich die Kriminalisten von der These „reisender Brandstifter“ de facto verabschiedet: „Wir gehen davon aus, dass diese vielleicht sogar aus Tröglitz selbst oder aber dem unmittelbaren regionalen Umfeld stammen“, sagte von Koss. Man stütze sich dabei zum einen auf Analysen von Brandursachenermittlern, die keine vergleichbare Vorgehensweise bei anderen Brandstiftungen gefunden hätten.
„Es gibt keine Verquickung zu anderen Tatorten“, so der Behördensprecher. Zum anderen dürften wohl Hinweise aus der Bevölkerung zur Annahme führen, dass jemand mit Ortskenntnis und regionalem Bezug das Feuer legte. Laut LKA könne man sich ein sehr genaues Bild darüber machen, welche Personenbewegungen es vor, während und nach der Tat in Tröglitz gegeben habe.
Ungeklärt scheint bislang, ob die Tat von einem oder mehreren Tätern begangen wurde. Zwar spricht die Begehungsweise für mehrere Täter - etwa einen, der das Feuer legte und einen oder mehrere, die beim Transport der Benzinkanister halfen oder Schmiere standen. „Es ist aber auch durchaus möglich, dass die Tat von einer einzelnen Person begangen wurde“, so von Koss.
Der Eigentümer des Wohnblocks, der zuvor bereits zweimal an anderen Orten Opfer einer Brandstiftung wurde, gehört laut von Koss „momentan nicht zu den Tatverdächtigen“. Man sei dieser Spur sehr intensiv nachgegangen, sie habe sich aber nicht erhärtet. Nach dem Brandanschlag hatte das Landeskriminalamt eine eigene Ermittlungsgruppe mit dem Namen „Kanister“ mit 17 Ermittlern gebildet. Sie hatten anfangs jeden erwachsenen Bewohner der 2000-Einwohner-Gemeinde befragt. Zudem setzte Innenminister Holger Stahlknecht eine Belohnung von 20.000 Euro für Hinweise aus, die zur Ergreifung der Täter führen.
Der Brandanschlag in der Nacht zum 4. April war der vorläufige Höhepunkt einer Auseinandersetzung über die Unterbringung von Asylbewerbern in Tröglitz. Der ehrenamtliche Bürgermeister Markus Nierth war nach wochenlangen Anfeindungen und von der NPD organisierten Demonstrationen vor seinem Wohnhaus von seinem Amt zurückgetreten.
Er fürchtete um die Sicherheit seiner Familie. Landrat Götz Ulrich (CDU), der sich wie Nierth für die Aufnahme von Flüchtlingen stark gemacht hatte, erhielt Morddrohungen. Im Juni waren die ersten Flüchtlingsfamilien in Ersatzquartieren untergekommen. (mz)