MZ-Serie: Blick über den Gartenzaun MZ-Serie: Blick über den Gartenzaun: Ein Ständchen fürs Geburtstagskind
Weißenfels/MZ. - Nun aber werde gefeiert, erwarte man Eltern und Bekannte.
Ein paar Schritte weiter gehen Becks in ihren Garten. Siegward Menzel (64) von gegenüber empfängt sie mit Akkordeonklängen, denn Marlene Beck feiert an diesem Tag ihren 62. Geburtstag. Ihr Mann Bruno hatte sie gefahren, denn nach einem Sturz vom Fahrrad ruht das rechte Bein im Gips. Da hilft Klaus Szymanski (69) mit seiner Frau beim Befestigen einer Girlande gern. Frau Beck schwärmt von ihrer grünen Oase, die sie seit 1974 haben und in die sie bei schönem Wetter täglich kommen. Leider seien ihre Blumen in diesem Jahr nicht ganz so schön, weil sie sie wegen des Unfalls nicht wie in den vergangenen Jahren pflegen konnte. Für ihren Mann hingegen sei der Anbau von Tomaten, Gurken, Bohnen und Kartoffeln ein Hobby. Klaus Szymanski fügt hinzu, dass es mitunter mehr Arbeit als Vergnügen sei, doch andererseits brauche man ja Bewegung.
Vor anderthalb Jahren hat Gerhard Grabow den Vorsitz in der Anlage abgegeben. Doch es erfüllt ihn mit Stolz, dass alle 96 Gärten belegt sind. Immerhin komme das Gros der Laubenpieper aus dem angrenzenden Stadtteil. Der 69-Jährige spricht von einem guten Zusammenhalt, bei dem auch alle bei den Pflichtstunden mitziehen. Die allerdings werden dem Arbeitsumfang angepasst. Derzeit sind es jährlich vier, 1996 / 97 waren es bei der Erneueuerung der Wasserleitung aber auch schon mal 16.
Siegfried Glaw ist seit Anfang 2002 neuer Chef im "Zeitzer Bogen". Seitdem sollen die Gartenfeste, die vor der Wende Tradition hatten, wieder regelmäßig gepflegt werden. "Dabei können sich die Mitglieder doch etwas näher kommen. Denn sonst gibt es nur die jährliche Jahreshauptversammlung mit ihrem Pflichtprogramm." Bei der Vorbereitung konnte er sich nun auf das Festkomitee um Erika Hartmann verlassen, die mit Gisela Kunze, Karin Neumann und Steffen Dathe vom Torwandschießen bis zur Bastelstraße auch für die Kinder einiges auf die Beine gestellt hatte. Außerdem wurden Botho Szesny, Gerda Symalla und Peter Kunze für ihre 40. Mitgliedschaft geehrt. Und Franz Hölters, Leiter mehrerer Chöre in der Ex-"Banner"-Schuhfabrik, brachte einige Lieder zu Gehör.
Die Rita Stieber allerdings hervorgekramt hatte, waren nicht dabei. Deren Mutter Frieda Ilisch dichtete zwei von ihnen nach den Melodien vom "Köhlerliesel" und "Lustig ist das Zigeunerleben" aufs Kleingärtnerdasein. "Sie hatte so eine poetische Ader", bekennt die 62-Jährige. Und auch von Otto Clausius, dessen Tochter in der Anlage einen Garten besaß, stammt ein Lied. Entstanden waren sie in den 70er Jahren. Und Hans Stieber schwärmt vom Zusammenhalt: "Damals, da spielten die Frauen gegen die Männer sogar Fußball".